Deutlich weniger Menschen als im Jahr zuvor haben sich 2022 über unerlaubte Werbeanrufe von Versicherungs- und Finanzdienstleistern beschwert. Die Zahl sank von rund 11.000 Beschwerden im Vorjahr auf 5.500, so berichtet aktuell procontra Online. Die Bundesnetzagentur hat hierzu am Freitag die aktuellen Zahlen veröffentlicht - allerdings, ohne detailliert auf einzelne Branchen einzugehen oder Namen besonders auffälliger Unternehmen zu nennen.

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Insgesamt wurden im Jahr 2022 genau 64.704 schriftliche Beschwerden zu unerlaubten Werbeanrufen abgegeben, berichtet die Bundesnetzagentur per Pressetext. Das sei ein Rückgang um knapp 19 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 2021 waren im Zuge eines besonders hohen Beschwerdeaufkommens 79.702 schriftliche Beschwerden eingegangen (2020: 63.273). Gleichwohl handele es sich bei dem schriftlichen Beschwerdeaufkommen 2022 um den zweithöchsten Wert, den die Bundesnetzagentur je zu verzeichnen hatte.

Den Rückgang der Beschwerden führt Klaus Müller auch auf das "Gesetz für faire Verbraucherverträge" zurück, das zum 1.10.2021 in Kraft getreten ist. Es schreibt den Unternehmen vor, aktiv die Zustimmung der Verbraucherinnen und Verbraucher einzuholen, bevor Werbeanrufe getätigt werden. Die Einwilligung muss aufbewahrt werden. „Es ist wichtig und erfreulich, dass die Beschwerdezahlen zurückgehen. Wir sind aber noch längst nicht da, wo wir hinwollen. Wir werden mit unserer Arbeit weiter alles dafür tun, um unerlaubte Telefonwerbung nachhaltig einzudämmen“, sagt Müller. Verstöße gegen die Dokumentationspflicht können mit Bußgeld bis 50.000 Euro geahndet werden.

Mit Blick auf einzelne Branchen veröffentlichte die Bundesnetzagentur bisher keine konkreten Zahlen für das abgelaufene Jahr. Doch laut Pressetext wirkt sich die aktuelle Energiekrise mit explodierenden Preisen auf das Aufkommen von Werbeanrufen aus. Besonders häufig wurden der Bundesnetzagentur demnach Anrufe angezeigt, in denen unerlaubt für Energielieferverträge geworben wurde. Oft hätten die Anrufer nicht nur mit einem Preisvergleich geworben, sondern auch sensible Daten abgefragt. Das Vorgehen lässt teils auf betrügerische Absichten schließen. So hätten sich die Anrufer fälschlicherweise als derzeitiger Energieversorger ausgegeben, um an Geld und Daten zu kommen.

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Aber schon auf Rang zwei der unerbetenen Cold-Call-Anrufe platziere sich die Versicherungs- und Finanzbranche. Ein weiteres häufiges Beschwerdethema bildeten auch aggressiv beworbene Zeitschriftenabonnements sowie Gewinnspiele. Die Bundesnetzagentur habe gegen zahlreiche Unternehmen Ermittlungsverfahren eingeleitet und Bußgelder in einer Gesamthöhe von 1.151.000 Euro verhängt.

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