Die Hausratversicherung gehörte in der Vergangenheit zu den wenigen Zweigen, mit denen Versicherer zuverlässig Geld verdienen konnten. So lag die Schadenquote in 2020 bei niedrigen 32,48 Prozent (die Schadenquote gibt Bruttoaufwendungen in Prozent der verdienten Bruttoprämien an). Die Schaden-Kosten-Quote bzw. Combined Ratio (CR) lag in 2020 bei durchschnittlich 68,55 Prozent über 50 Versicherer hinweg – kein anderer Zweig war derart profitabel (Versicherungsbote berichtete). In 2021 aber wendete sich das Blatt, wie der aktuelle Branchenmonitor Hausrat der V.E.R.S. Leipzig GmbH zeigt.

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Der Grund sind extreme Wetterereignisse. Unwettertief Bernd, aber auch viele Hagel- und Sturmschäden schlagen sich nun deutlich auch in den Bilanzen der Hausratversicherer nieder. So stieg die Schadenquote auf 54,24 Prozent. Und die Schaden-Kosten-Quote stieg um 22,40 Prozentpunkte auf hohe 90,95 Prozent – eine Zahl, wie man sie eher bei der Kfz-Versicherung vermuten würde, nicht aber bei der profitablen Hausrat.

Erstmals seit Jahren: Versicherer rutschen in die roten Zahlen

Mehr noch: Während im gesamten Zeitraum 2016 bis 2020 nicht ein Hausratversicherer rote Zahlen schrieb, wendete sich nun das Blatt. Denn in 2021 reichen für 17 Versicherer Bruttoprämien nicht mehr aus, um Schadenaufwendungen und weitere Kosten zu decken – diese Unternehmen sind nun von Schaden-Kosten-Quoten über 100 Prozent betroffen.

Die Zahlen erklären sich auch anhand der Schadenaufwendungen. Maik Entrich erklärt als Autor des aktuellen Branchenmonitors: Seit 2016 konnten Schäden stets konstant gehalten oder vermindert werden. So erreichten Schadenaufwendungen in 2020 auch einen Tiefstwert von durchschnittlich 18,67 Mio. Euro je Versicherer. Mit 34,01 Mio. Euro je Versicherer haben sich die Schadenaufwendungen in 2021 aber im Schnitt fast verdoppelt. Dadurch stiegen auch durchschnittlichen Schattenaufwendungen je Versicherungsvertrag: von 38,67 Euro in 2020 auf 64,13 Euro.

2021: Am härtesten für die Provinzial

Hart betroffen von schlechten Zahlen sind auch in der Hausrat jene Versicherer, die im vom Sturmtief Bernd betroffenen Gebiet stark engagiert sind: Schadenaufwendungen der R+V Allgemeine steigen zum Beispiel von 41,60 Euro je Versicherungsvertrag auf 103,49 Euro je Versicherungsvertrag; die Schadenquote steigt von guten 33,09 Prozent auf hohe 81,45 Prozent. Bei der Adler-Versicherung steigt die Schadenquote von guten 22,90 Prozent auf hohe 82,95 Prozent. Am schlimmsten aber trifft es – wie in der Wohngebäudeversicherung – die Provinzial.

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Bei der Provinzial steigen Schadenaufwendungen von 43,96 Euro je Versicherungsvertrag auf 144,74 Euro je Versicherungsvertrag. Die Schadenquote der Provinzial steigt von unglaublich guten 27,67 Prozent auf hohe 88,81 Prozent. Kein deutsches Versicherungsunternehmen leidet so schwer an den Extremwetter-Ereignissen 2021 wie die Provinzial (Versicherungsbote berichtete).

Sechs Unternehmen auch mit negativem Ergebnis

Allerdings – auch dies muss der Vollständigkeit halber erwähnt werden – ist das versicherungstechnische Ergebnis (vor Veränderung der Schwankungsrückstellung) für die Provinzial Versicherung dennoch positiv – und ist sogar das sechstbeste Ergebnis der Branche (durch 29,47 Mio. Euro plus). Bei dieser Kennzahl müssen nur sechs Unternehmen negative Zahlen schreiben:

  • die VPV (minus 0,22 Mio. Euro),
  • die Arag Allgemeine (minus 0,59 Mio. Euro),
  • die Debeka Allgemeine (minus 0,70 Mio. Euro),
  • die Rheinland (minus 0,71 Mio. Euro),
  • die Rhion Versicherung (minus 1,70 Mio. Euro),
  • die R+V Allgemeine (minus 2,70 Mio. Euro).

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Vertragszahlen steigen

Aber es gibt auch Positives für die Hausratversicherung in 2021 zu vermelden: So nahm die Vertragszahl auffallend zu. In 2020 hielt jeder Versicherer durchschnittlich 477.276 Verträge. In 2021 stieg die Zahl auf 496.662 Verträge – also 19.386 je Versicherer mehr. Auch gebuchte Bruttoprämien stiegen im Schnitt über alle Versicherer: Von 57,70 Mio. Euro in 2020 auf 60,17 Mio. Euro in 2021.

Die Unternehmen in den roten Zahlen

Folgende Unternehmen weisen 2021 Schaden-Kosten-Quoten über 100 Prozent aus – und konnten folglich in diesem Jahr Schadenaufwendungen und weitere Kosten nicht durch die Bruttoprämien decken:

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  • Rheinland: 102,30 Prozent (2020: 70,69 Prozent)
  • Barmenia Allgemeine: 103,44 Prozent (2020: 79,88 Prozent)
  • Mecklenburgische: 103,97 Prozent (2020: 68,05 Prozent)
  • Alte Leipziger: 105,06 Prozent (2020: 81,24 Prozent)
  • Signal Iduna Allgemeine: 105,27 Prozent (2020: 77,14 Prozent)
  • Axa: 105,81 Prozent (2020: 71,00 Prozent)
  • InterRisk: 106,04 Prozent (2020: 72,57 Prozent)
  • Arag Allgemeine: 106,60 Prozent (2020: 90,52 Prozent)
  • Continentale: 107,12 Prozent (2020: 73,27 Prozent)
  • Rhion Versicherung: 108,58 Prozent (2020: 85,47 Prozent)
  • Adler: 109,77 Prozent (2020: 49,88 Prozent)
  • Bayerische Allgemeine: 109,92 Prozent (2020: 82,26 Prozent)
  • Die Haftpflichtkasse: 111,49 Prozent (2020: 80,53 Prozent)
  • R+V Allgemeine: 113,28 Prozent (2020: 66,81 Prozent)
  • Basler Sachversicherung: 117,04 Prozent (2020: 77,04 Prozent)
  • Provinzial Versicherung: 120,05 Prozent (2020: 54,34 Prozent)
  • VPV: 128,03 Prozent (2020: 81,79 Prozent)

Hintergrund: Alle Zahlen sind dem aktuellen „Branchenmonitor Hausratversicherung 2016 - 2021“ der V.E.R.S. Leipzig GmbH entnommen. Das Analyse-Instrument deckt 91 Prozent des Hausrat-Marktes ab und kann kostenpflichtig auf der Webseite der Leipziger Experten bestellt werden.

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