Krisen reißen für die Private Krankenversicherung (PKV) nicht ab. Denn zwar bewältigte man – auch dank von Beitragsanpassungen und Bewertungsreserven – den Niedrigzins. Auch kam der Branche zugute, dass in der Corona-Zeit viele längerfristig geplante Behandlungen verschoben wurden. Nun aber droht aufgrund des Kriegs in Europa und einer steigenden Inflation neues Ungemach.

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Ob es im PKV-Geschäft zu Einschnitten kommt, weil die Menschen weniger Geld im Portemonnaie haben und demnach in den Basis-Tarif oder gar den sogenannten Notlagen-Tarif wechseln, wird erst die Zukunft zeigen. Auch bedroht eine hohe Inflation mit Energiekrise das Geschäft vieler Selbstständiger – sie könnten in ein Angestelltenverhältnis wechseln oder sogar arbeitslos werden. Betroffene würden wieder versicherungspflichtig, was einen Wechsel in die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) bedeutet. In welchem Ausmaß aber die Szenarien eintreten, ist derzeit noch nicht abzusehen.

Kennzahlen zeigen: Sind Unternehmen stabil für die Krise aufgestellt?

Was aber abzusehen ist: Wie stabil die Unternehmen aufgestellt sind. Rating-Häuser schauen derzeit also besonders auf die aktuellen Kennzahlen – so auch das Deutsche Finanz-Service Institut (DFSI), das nun erneut die 31 wichtigsten in Deutschland aktiven Privaten Krankenversicherer einem Qualitätsrating unterzogen hat. Datenbasis der Studie sind Jahresabschlüsse der privaten Krankenversicherer 2021, die Beschwerdestatistik laut BaFin sowie DFSI Produktratings zu Vollkostenversicherung, Zusatzversicherung und Pflegeversicherung. Wie schon im letzten Jahr sollten private Krankenversicherer auch diesmal in drei Teilbereichen bewertet werden:

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  • Der erste Teil des Ratings betritt die finanzielle Substanzkraft. Gibt diese doch einen wichtigen Hinweis, ob ein PKV-Unternehmen auch in Zukunft stabile und moderat steigende Beitragssätze bieten kann, erklären die Experten vom DFSI. Hierfür erdachte man sich die Substanzkraftquote als eigenständige Kennzahl: „Addiert man zum doppelten Eigenkapital die Rückstellung für Beitragsrückerstattung (RfB) und ein Viertel aus dem Saldo der Stillen Reserven und Stillen Lasten, ergibt sich die Substanzkraftquote, wenn man diese Summe durch die Altersrückstellungen (eingezahlte und verzinste Kundengelder) teilt.“
  • Neben dieser Quote fließt aber auch noch das versicherungstechnische Ergebnis, die Nettoverzinsung, der Marktanteil und die Entwicklung der Versichertenzahl ins Rating für die finanzielle Substanzkraft ein. So erhielt zum Beispiel ein Unternehmen volle Punktzahl für Versichertenzahlen, wenn es mindestens fünf Prozent zulegen konnte. Beim Marktanteil erhielt volle Punktzahl, wer mindestens zehn Prozent vom Markt hält. Die Substanzkraftquote wurde mit 50 Prozent gewichtet, das versicherungstechnisches Ergebnis mit 20 Prozent, die Nettoverzinsung mit 15 Prozent, der Marktanteil mit 10 Prozent und die Entwicklung der Versichertenzahl mit 5 Prozent.
  • Der zweite Teil des Ratings betrifft die Produktqualität. Hier flossen Endnoten der vom DFSI durchgeführten Produkttests ins Rating ein (jeweils die Bestnote). Auch wollte man die Produktvielfalt bewerten anhand der Frage, an wie vielen DFSI-Tests ein Unternehmen teilnahm. Wer bei 11 Ratings mit mindestens einem Produkt antrat, erhielt hier volle Punktzahl.
  • Ein dritter Rating-Teil betrifft den Service. Hier floss der DFSI-Test zum Thema Gesundheitsservices mit einer Gewichtung von 70 Prozent ein. Dreißig Prozent kommen für die BaFin-Beschwerdestatistik hinzu.

Die drei Teilratings werden in einem letzten Schritt zu einer Gesamtbewertung zusammengefasst, für die ein Unternehmen maximal 100 Punkte erreichen kann. Die Gewichtung liegt bei 40 Prozent Substanzkraft, 40 Prozent Produktqualität und 20 Prozent Service.

Wie die Unternehmen abschnitten

Letztjährig wurde im Rating zur PKV die Bestnote gar nicht vergeben. Diesmal erreichte zumindest der Rating-Sieger diese Bestnote. Dennoch können die Versicherer mit dem Ergebnis zufrieden sein:

  • Ein Mal gab es die Bestnote "Exzellent";
  • zehn Mal gab es die Note „Sehr gut“;
  • zwanzig Mal gab es die Note „Gut“.

Im letzten Jahr musste auch sechs Mal die Note „befriedigend“ vergeben werden. Im aktuellen Rating aber kamen die hinteren Ränge immerhin noch mit einem "Gut" davon.

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Rating-Sieger: Die Allianz

Ratingsieger ist die Allianz Private Krankenversicherung mit 90,68 Punkten im Gesamtrating Unternehmensqualität. Dadurch schafft die Allianz auch als einziges Unternehmen die Bestnote "Exzellent".

Folgende Versicherer sicherten sich im Rating die Plätze eins bis zehn:

  1. Allianz Private Krankenversicherung: 90,68 Punkte ("Exzellent")
  2. HanseMerkur Krankenversicherung AG: 88,90 Leistungspunkte ("Sehr Gut")
  3. Barmenia Krankenversicherung AG: 88,30 Leistungspunkte ("Sehr Gut")
  4. Signal Iduna Krankenversicherung a.G.: 88,13 Leistungspunkte ("Sehr Gut")
  5. Hallesche Krankenversicherung auf Gegenseitigkeit: 86,79 Leistungspunkte ("Sehr Gut")
  6. R+V Krankenversicherung Aktiengesellschaft: 86,75 Leistungspunkte ("Sehr Gut")
  7. DKV Deutsche Krankenversicherung Aktiengesellschaft: 85,18 Leistungspunkte ("Sehr Gut")
  8. Arag Krankenversicherungs-Aktiengesellschaft: 84,12 Leistungspunkte ("Sehr Gut")
  9. Württembergische Krankenversicherung Aktiengesellschaft: 83,70 Leistungspunkte ("Sehr Gut")
  10. Axa Krankenversicherung Aktiengesellschaft: 83,38 Leistungspunkte ("Sehr Gut")

Hintergrund: Alle Ergebnisse des Ratings "Unternehmensqualität der privaten Krankenversicherer 2022/23" können auf der Webseite von DFSI abgerufen werden.

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