Telemedizin steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen: auch dank eines Urteils des Bundesgerichtshofes (BGH), das den Anbietern enge Grenzen auflegt. So darf der digitale Krankenversicherer Ottonova nicht mit dem Slogan „Bleib im Bett, wenn du zum Arzt gehst“ werben, weil es für „digitale Arztbesuche“ an allgemeinen fachlichen Standards fehle. Verboten wurde jedoch ausdrücklich die Werbung hierfür, nicht die Behandlung selbst.

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Nun zieht die Allianz Private Krankenversicherung nachziehen - und ab sofort Kundinnen und Kunden ein buntes Programm an Tele-Services offerieren. Wie der Versicherer per Pressetext mitteilt, sollen drei telemedizinische Rund-um-die-Uhr-Services das bisherige Angebot ergänzen. Vertraulich sollen die Versicherten Gelegenheit erhalten, ihre Fragen bei Beschwerden an unabhängige Ärztinnen und Ärzte zu richten. Eine Facharzt-Terminvermittlung soll das Paket ergänzen. Die einzelnen Angebote bauen aufeinander auf, seien aber auch unabhängig nutzbar, schreibt die Allianz.

Voraussetzung: Persönlicher Kontakt zu Arzt nicht erforderlich

Wer bei den Münchenern krankenvollversichert ist, könne alle vier medizinischen Service-Angebote in Anspruch nehmen, heißt es im Pressetext. Kundinnen und Kunden mit einer Krankenzusatzversicherung müssen jedoch die Services hinzubuchen: per Baustein „Symptom-Checker“ und „Doc on Call“. Allerdings kann die Telemedizin nur genutzt werden, wenn keine schweren Symptome vorliegen. Denn Voraussetzung sei jeweils, dass der persönliche ärztliche Kontakt nicht erforderlich ist. Das gelte beispielsweise bei einfachen Krankheitsbildern wie Hautveränderungen (Juckreiz / Rötungen) oder bei allgemeinen Fragen zur Gesundheitsvorsorge.

Doch was beinhalten die Angebote? Der "Symptom-Checker" ist ein Life-Chat, der eine erste Einschätzung der Symptome ermöglichen soll. Das Besondere: Antworten geben qualifizierte Ärztinnen und Ärzte. Auch Handlungsempfehlungen für die nächsten Schritte sollen die Patientin bzw. der Patient erhalten.

Lassen sich die Fragen per Chat nicht beantworten, greift „Doc on Call“: in persönlichen Telefongesprächen mit Ärztinnen und Ärzten sind weitere medizinische Auskünfte möglich. Eine digitale Videosprechstunde ist schließlich der dritte Baustein, er soll den Praxisbesuch ergänzen. In der Videosprechstunde beraten sowohl Fach- als auch Allgemeinmediziner rund um die Uhr, berichtet der Versicherer. "Die Ärztinnen und Ärzte stellen Diagnosen, empfehlen Therapien und stellen bei Bedarf Rezepte, oder Krankschreibungen aus", heißt es im Pressetext.

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Abgerechnet werde die digitale Sprechstunde wie ein herkömmlicher Arztbesuch: Versicherte erhalten eine Rechnung nach der ärztlichen Gebührenordnung (GOÄ) und reichen diese per App oder per Post ein. Die APKV erstattet dann im tariflichen Umfang.

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