Die deutschen Hausrat-, Wohngebäude- und Industrieversicherer haben 2021 rund 12,7 Milliarden Euro für Schäden durch Stürme und Hagel gezahlt. Auf die Sachversicherung sei dabei das Gros von 11,0 Milliarden Euro entfallen, die verbleibenden 1,7 Milliarden Euro betrafen die Kfz-Versicherung. Es ist das höchste Schadenaufkommen der Geschichte. Grund hierfür ist das Extremwetterereignis "Bernd", das vor allem in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz für hohe Schäden sorgte. Im Ranking der Schadenjahre folgt 1990 mit der Orkanserie „Daria“, „Vivian“ und „Wiebke“ (11,5 Milliarden Euro) und 2002 mit dem August-Hochwasser und verheerenden Stürmen (11,3 Milliarden Euro). Zum Vergleich: Im Jahr 2020 waren noch Schäden in Höhe von 1,95 Milliarden Euro aufgelaufen. Der langjährige Mittelwert pro Jahr beträgt 3,8 Milliarden Euro.

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„Als Folge des Klimawandels müssen wir künftig immer öfter mit Wetterextremen und schweren Schäden rechnen“, sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Um künftige Schäden zu vermindern, fordert die Versicherungswirtschaft ein nachhaltiges Umsteuern der öffentlichen Hand. Dabei haben die Versicherer insbesondere klare Bauverbote in hochwassergefährdeten Gebieten sowie verpflichtende Klima-Gefährdungsbeurteilungen bei Baugenehmigungen im Blick.

In den letzten Jahren war auch immer wieder eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden thematisiert worden. Dies geschah in der Regel direkt nach größeren Schadenereignissen. Aus Sicht des Versicherer-Verbands sei dies aber keine Allheilmittel. Die Einführung würde das Problem nicht lösen. Das Ziel müsse in der Absicherung aller privaten Wohngebäude gegen Extremwetterrisiken liegen. An dieser Stelle geht auch um Prävention.

Die Bundesländer mit den größten Schäden durch Naturgefahren

Trauriger Spitzenreiter der Naturgefahrenbilanz 2021 ist Nordrhein-Westfalen. Stürme, Hagel und Starkregen verursachten dort versicherte Schäden in Höhe von 5,5 Milliarden Euro. Knapp dahinter folgt der Rheinland-Pfalz mit drei Milliarden Euro. Etwas abgeschlagen auf Rang und vier folgen Bayern (1,45 Milliarden Euro) und Baden-Württemberg (1,4 Milliarden Euro). Im Vergleich dazu kamen die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern (24 Millionen Euro) sowie die Stadtstaaten Hamburg (53 Millionen Euro), Berlin (30 Millionen Euro) und Bremen (7 Millionen Euro) deutlich glimpflicher davon. Das geht aus der Naturgefahrenbilanz 2021 hervor, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) heute veröffentlicht hat.

Schäden in Höhe von rund 1,8 Milliarden Euro seien durch Sturm und Hagel entstanden. In Bayern seien darauf 546 Millionen Euro entfallen. Darauf folgen die Bundesländer Baden-Württemberg (494 Millionen Euro) und Nordrhein-Westfalen (229 Millionen Euro). Erweiterte Naturgefahren wie Starkregen oder Hochwasser hätten die Versicherer rund 9,2 Milliarden Euro gekostet. Die meisten Schäden habe es auch hier in Nordrhein-Westfalen (4,96 Milliarden Euro) gegeben. Bei dieser Schadenursache folgen Rheinland-Pfalz (2,9 Milliarden Euro) und Baden-Württemberg (397 Millionen Euro).

Die Kfz-Versicherer leisteten rund 1,7 Milliarden Euro. Hier kommt der Spitzenreiter aus Bayern (579 Millionen Euro). Ebenfalls auf dem Schadentreppchen landen Baden-Württemberg (511 Millionen Euro) und Nordrhein-Westfalen (336 Millionen Euro).

Sturzflut „Bernd“ sorgt für erhöhten Schadenaufwand

Kostentreiber war vor allem die Sturzflut „Bernd“ im Juli 2021. „Mit 8,2 Milliarden Euro entfiel der größte Teil der Versicherungsschäden auf die Sturzflut Bernd im vergangenen Sommer“, sagte Asmussen. Betroffen von der Unwetterfront waren vor allem Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, aber auch in Bayern und Sachsen richtete Starkregen schwere Schäden an. Allein im Ahrtal seien Schäden von rund zwei Milliarden Euro entstanden.

Vorsorge gegen Unwetterschäden

Wenn Hausbesitzer ihre Immobilie gegen Hochwasser, Starkregen, Erdrutsch und andere Naturgefahren absichern wollen, reicht eine einfache Wohngebäudeversicherung nicht aus. Zusätzlich muss eine Elementarschadenversicherung abgeschlossen werden, die als eigenständiger Vertrag oder Zusatzbaustein zu einer Wohngebäude-Police erhältlich ist.

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Ein Versicherungsschutz ist grundsätzlich für fast alle Häuser in Deutschland möglich. Denn: 99 Prozent der Gebäude in Deutschland sind problemlos gegen Überschwemmungen und Starkregen versicherbar. Davon geht der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) schon länger aus. Doch nur 50 Prozent aller Hausbesitzer in Deutschland haben ihr Hab und Gut gegen Hochwasserschäden und weitere Elementargefahren abgesichert. Doch die Unterschiede sind zwischen den einzelnen Bundesländern erheblich. Während in Baden-Württemberg 94 Prozent der Gebäude gegen Naturgefahren versichert sind, haben in Bremen gerade einmal 28 Prozent einen entsprechenden Schutz. Die hohe Versicherungsdichte in Baden-Württemberg hat historische Gründe. Schließlich bestand bis zum Jahr 1993 eine Versicherungspflicht gegen Elementarschäden.

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