Hintergrund: Die Trennung nach Sparten beim Betrieb von Versicherungen wird durch Paragraf 8 Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) vorgeschrieben – der Betrieb der Lebensversicherung ist vom Betrieb anderer Versicherungssparten zu trennen. Ebenso ist der Betrieb der Krankenversicherung vom Betrieb anderer Versicherungssparten zu trennen. Die Folge: All jene Zweige und Bereiche, die nicht unter die Lebens- oder Krankenversicherung fallen, werden einer dritten großen Sparte zugeordnet: Dem Kompositgeschäft ("Compositum" = das Zusammengesetzte).

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Und das Gesamtgeschäft der Komposit-Sparte ist gewaltig: 1.288,29 Mio. Euro an Bruttoprämien verbuchte die Branche in 2020 insgesamt. Das geschah bei einer Schaden-Kosten-Bilanz, die im Jahr eins von Corona wesentlich durch die Pandemie profitierte.

Corona schadet den Geschäftszahlen nicht... im Gegenteil

So fällt der größte Teil des Prämienkuchens – 43 Prozent – auf den Komposit-Zweig Kraftfahrt Gesamt. Eigentlich ein Krisengeschäft (in 2019 schrieb noch die halbe Branche rote Zahlen), erwies sich das Jahr 2020 durch Abnahme des Verkehrs als äußerst auskömmlich. Die Schaden-Kosten-Quote bzw. Combined Ratio (CR) des Marktes sank von 99,24 Prozent auf komfortablere 91,03 Prozent. Und statt der halben Branche sind es nur noch zwei Kfz-Versicherer, die in 2020 Schadenaufwendungen und weitere Kosten nicht durch Prämieneinnahmen decken können.

Aber auch weitere Zweige, die eh schon auskömmlich sind, profitieren durch die Corona-Pandemie. Beispiel Verbundene Hausratversicherung: Schon in der Vergangenheit ließ sich mit diesem Kompositzweig zuverlässig Geld verdienen. Durch Corona aber wird die Schadenquote auf den Rekordwert von 32,46 Prozent gedrückt – die Schaden-Kosten-Quote der Branche rutscht hierdurch auf niedrige 68,42 Prozent je Versicherer. Zwar erreicht kein weiterer Zweig solche Quoten. Aber auch die Private Unfallversicherung, die das zweitbeste Schaden-Kosten-Verhältnis der Branche hat, erreicht mit einer CR von 80 Prozent einen Rekordwert.

Zwei Zweige machen den Unternehmen Sorgen

So sind es auch nur zwei Zweige, die den Kompositversicherern Sorgen machen. Durch Corona rutscht die Rechtsschutzversicherung, erstmals seit 2016, wieder in die roten Zahlen: : Die durchschnittliche Schaden-Kosten-Quote über 25 Versicherer hinweg verschlechtert sich von 96,92 Prozent auf 101,87 Prozent. Grund für die schlechten Zahlen sind gehäufte Klagen – Privat- und Gewerbekunden suchten und suchen Unterstützung, weil sie infolge des Lockdowns um ihren Arbeitsplatz fürchten, sie den Betrieb dichtmachen mussten oder ihre Miete nicht mehr zahlen können – und deswegen in der Folge auch juristischen Beistand benötigen. Auch sind weitere Krisen – Dieselgate zum Beispiel um gefälschte Abgaswerte – noch nicht ausgestanden. Zwölf der 25 im aktuellen Branchenmonitor untersuchten Rechtsschutzversicherer machen in 2020 Verluste.

Der zweite kriselnde Zweig ist die Verbundene Wohngebäudeversicherung. Zwar ist 2020 noch ein gutes Jahr gewesen: die durchschnittliche Schaden-Kosten-Quote bzw. Combined Ratio (CR) der Branche sank von 93,79 Prozent auf den positiven Rekordwert von 89,50 Prozent. Jedoch: Eine solche positive Momentaufnahme wurde durch die Flutkatastrophe Mitte Juli durch Unwettertief Bernd auf schmerzlichste Weise davongespült.

Auf rund 11,5 Milliarden Euro werden versicherte Unwetterschäden an Häusern, Hausrat, Betrieben und Kraftfahrzeugen geschätzt – das teuerste Naturgefahrenjahr überhaupt seit Auswertung der Bilanzen. Die Kennzahlen für 2021 lassen hier also Schlimmes erwarten (und lassen auch die lukrative Verbundene Hausrat nicht unverschont).

Versicherungsbote stellt die größten Komposit-Versicherer vor

Wer aber dominiert die profitable Komposit-Sparte? Versicherungsbote stellt in seiner Bildstrecke Marktführer mit ausgewählten Kennzahlen vor. Hierbei werden folgende Zweige unterschieden: das private Unfallgeschäft, die Haftpflichtversicherung, der Zweig Kraftfahrt Gesamt, die Verbundene Hausratversicherung, die Verbundene Gebäudeversicherung sowie weitere unter "Rest" zusammengefasste Zweige (u.a. zählt hier die Rechtsschutzversicherung hinzu). Alle Zahlen sind dem „Branchenmonitor Komposit 2015-2020“ der V.E.R.S. Leipzig GmbH entnommen, der auf der Webseite der Experten bestellt werden kann.

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