Dass der Einsatz von künstlicher Intelligenz funktionieren kann, zeigte vor Jahren die Fukoku Mutual Life Insurance. Der japanische Lebensversicherer nutzt seit Januar 2017 das Watson-System des amerikanischen Unternehmens IBM. Dieses Programm sammelt unterschiedliche Informationen, die für eine Auszahlung relevant sind. Dazu gehören unter anderem medizinische Berichte von Ärzten sowie Informationen zu Operationen oder zur Länge des Krankenhausaufenthalts. Zwar würde die endgültige Entscheidung über Auszahlung weiterhin in den Händen der Mitarbeiter liegen. Allerdings habe der Versicherer durch den Software-Roboter fast 30 Prozent der Mitarbeiter in der betreffenden Abteilung eingespart.

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In Deutschland hatte die Zurich bereits im September 2016 Software-Roboter eingeführt. Diese werden seither im Bereich Leben eingesetzt und übernehmen dort standardisierte Prozesse bei der Bearbeitung von Kündigungen. Grundlage für deren Handeln seien Arbeitsschritte, denen klare und standardisierte Regeln zugrunde liegen. Zu dem Zeitpunkt war der Versicherer bereits auf der Suche nach weiteren Feldern, die auf Roboter übertragen werden können.

Ein weiteres Einsatzgebiet wurde kurz darauf gefunden. Seit Mitte 2017 wird die KI-Software auch bei der Auswertung von medizinischen Berichten eingesetzt. Der damalige Präsident des Verwaltungsrats der Zurich, Tom de Swaan, sprach seinerzeit von etwa 40.000 eingesparten Arbeitsstunden durch die Beschleunigung. So sei die durchschnittliche Bearbeitungszeit für einen Schadensfall von einer Stunde auf fünf Sekunden reduziert worden.

Allianz startet Einsatz in der Kfz-Versicherung

Große Versicherungsgesellschaften sind auch weiterhin auf der Suche, die Vorteile von neuen Technologien zu heben. Das gilt auch für die Allianz. Der Münchener Versicherungskonzern tut dies regelmäßig über seine Investment-Einheit. Denn im März 2020 sicherte sich Allianz X die Mehrheit am Schadenabwickler ControlExpert. Dadurch solle das Schadenmanagement verbessert werden. Aber auch andere Produkte wie etwa Werkzeuge zur Bilderkennung und Betrugsprävention sollen in neue Dienste einfließen.

Das Unternehmen aus Langenfeld im Rheinland ist in Deutschland Marktführer im Bereich Schadenmanagement. ControlExpert arbeitet bei der Schadenbearbeitung von Kraftfahrzeugschäden mit AI-unterstützter Technik. Zudem laufen viele Arbeitsschritte bei Schadensfällen digital und automatisiert über eine eigene Plattform. Laut Unternehmensangaben arbeiteten mehr als 130 Versicherungsunternehmen mit dem Dienstleister zusammen. Darunter befinden sich auch viele deutsche Größen wie etwa Huk-Coburg, Ergo, Generali, HDI, R+V und Zurich.

Der Versicherungskonzern sollte dabei helfen, in verschiedenen Weltmärkten zu wachsen. „Auf diese Weise kommen wir der Verwirklichung unserer Vision, dass Fahrer weltweit am selben Tag eine angemessene Entschädigung für Schäden erhalten, einen Schritt näher. In Zukunft wird es möglich sein, Schadensfälle und Wartungsprozesse schneller und einfacher abzuwickeln, wovon alle unsere Kunden profitieren werden “, erklärte Nicolas Witte, Geschäftsführer von ControlExpert.

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Inzwischen wird die Technik auch bei der Allianz eingesetzt. Seit Oktober vergangenen Jahres werde die KI-Software in der Schadensbearbeitung der Autoversicherung eingesetzt. Mittlerweile seien etwa 30.000 Schadenmeldungen durch die Software untersucht worden, berichtet Christopher Iwanowski, Leiter der Schadenentwicklung bei der Allianz Versicherungs AG, im Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Die Software solle vornehmlich bei einfachen Schäden eingesetzt werden. Anhand der, vom Kunden fotografierten Schäden, errechne die KI die Reparaturkosten. Anschließend könne der Kunde eine Überweisung anstossen. Für diese einfachen, standardisierten Fälle würden auch die Sachbearbeiter obsolet. Diese könnten sich künftig kniffligeren Fällen widmen. Einhergehend damit würden Kosten eingespart. In Zukunft sollen die Software-Roboter auch bei der Bekämpfung von Betrugsfällen zum Einsatz kommen. „Die Systeme lernen schnell und können aus vergangenen Fällen bekannte Muster erkennen“, unterstrich Iwanowski. Wenn die Software mit ausreichend Daten gefüttert ist, soll sie später auch schwierigere Fälle lösen und in der Haftpflichtversicherung eingesetzt werden.

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