Der Vergleich von Kennzahlen ist für kaum einen Versicherungsbereich so spannend wie für die Kfz-Branche. Denn hart umkämpft ist der Markt – insbesondere in der sogenannten „Wechselsaison“ des Herbstes bis zum 30. November tobt ein jährlicher Preiskampf, bei dem sich Anbieter mit günstigen Tarifen gegenseitig unterbieten (Versicherungsbote berichtete).

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Auch Schadenaufwendungen steigen Jahr um Jahr durch die Digitalisierung der Fahrzeuge. Beides machte sich zuletzt bei den Kennzahlen schmerzlich für die Anbieter bemerkbar – in 2019 schrieb fast jeder zweite Kfz-Versicherer rote Zahlen (Versicherungsbote berichtete).

Corona-Pandemie nimmt Druck vom Markt

Nun aber sieht die Situation anders aus. Denn kämpfen andere Branchen mit wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie, gehört die Kfz-Versicherung zu den großen Profiteuren: Durch Homeoffice und Homeschooling ging der Verkehr zurück, zumal auch Urlaubsreisen stark abnahmen.

Die durchschnittliche Schadenquote über alle Unternehmen hinweg sank folglich von 81,57 Prozent auf 72,82 Prozent. Und auch die wichtige Schaden-Kosten-Quote bzw. Combined Ratio des Marktes sank von 99,24 Prozent auf komfortablere 91,03 Prozent.

Die Unternehmen gewinnen also eine Pause in ihrem harten Wettbewerb. Wer aber dominiert den schwierigen Markt? Die Marktführer werden im Folgenden mit wichtigen Kennzahlen vorgestellt.

Allianz: Der Markt-Zweite führt das Ranking an

Nach Interpretation des Branchenmonitors beherrscht zwar die Allianz, Deutschlands größter Erstversicherer, auch den Kfz-Markt. Mit gebuchten Brutto-Prämien in Höhe von 3.612 Mio. Euro für das Jahr 2020 kann das Unternehmen 12,52 Prozent des Gesamtmarktes im Zweig Kraftfahrt gesamt für sich in Anspruch nehmen. Hierbei gilt es aber zu bedenken, dass der Branchenmonitor alle Töchter eines Unternehmens nach Rechtsform getrennt ausweist, weswegen die Allianz noch vor dem eigentlichen Marktführer, der HUK, erscheint.

Auch erscheint – getrennt von der Allianz – die Allianz Direct mit 163 Mio. Euro Umsatz im Monitor mit einem Marktanteil von 0,57 Prozent. Insgesamt stehen also Einnahmen von 3.775 Mio. Euro für Deutschlands größten Versicherer und der kleinen Direct-Tochter zu Buche mit einem Marktanteil von insgesamt 13,9 Prozent – ein Minus um 0,31 Prozentpunkte.

Allianz verliert Verträge

Die Allianz hält in 2020 insgesamt 12.839.323 Versicherungsverträge im Zweig Kraftfahrt gesamt: Ein Minus von 102.810 Verträgen gegenüber 2019. Hinzu kommen 680.466 Verträge in 2020 für die Allianz Direct – der Direktversicherer konstatiert den dritte Rückgang in Folge. Denn in 2017 hielt die Allianz Direct noch 1.306.343 Verträge, in 2019 immerhin noch 994.245 Verträge. Beide Allianz-Töchter verlieren also gegenüber der HUK an Boden.

Die HUK: Der eigentliche Marktführer baut den Vorsprung aus

Marktführer in der Kfz-Versicherung nach verbuchen Bruttoprämien aber ist nicht die Allianz, sondern die HUK. Weist der Monitor doch auch die HUK-Töchter HUK-Coburg Allgemeine, HUK-Coburg VVAG und HUK24 nach der Rechtsform getrennt aus. In der Summe haben die Franken mit 4.184 Mio. Euro gebuchten Prämien im Zweig Kraftfahrt gesamt die Nase vorn.

Und auch nach Marktanteilen liegen alle HUK-Versicherer, nimmt man sie zusammen, noch vor der Allianz: HUK-Coburg Allgemeine, HUK-Coburg VVAG und HUK24 haben zusammen einen Marktanteil von 14.50 Prozent. Wenngleich dies nur ein kleines Plus gegenüber 2019 von 0,06 Prozentpunkten ist, hat die HUK damit den Vorsprung gegenüber der Allianz ausgebaut.

Die HUK-Coburg Allgemeine hält insgesamt 10.603.403 Versicherungsverträge und konnte sich gegenüber 2019 um 464.954 Verträge verbessern. Etwas kleiner ist der Zuwachs der HUK-Coburg VVAG: 7.381.362 Versicherungsverträge bedeuten ein Plus von 82.451 Verträgen gegenüber dem Vorjahr. Zudem hält die HUK24 in 2020 insgesamt 4.785.914 Verträge und freut sich über einen Vertragszuwachs gegenüber 2019 um immerhin 418.984 Verträge.

Rang drei: Die VHV

Nach Marktanteilen hinter den HUK-Töchtern (zusammen genommen) und der Allianz folgt die VHV: 1.482 Mio. Euro verbuchte Bruttoprämien in 2020 sichern einen Marktanteil von 5,14 Prozent. Einen kräftigen Zuwachs an Verträgen kann auch die VHV gegenüber 2019 verzeichnen: hielt man zuvor noch 5.698.264 Verträge, liegt die Zahl in 2020 bei 6.059.527 Verträgen im Zweig Kraftfahrt gesamt.

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Neuer Rang vier am Markt: Die LVM

Rang vier nach Marktanteilen hält die LVM in 2020. Ein Erfolg: in 2019 rangierte man, hinter der Axa, noch auf Rang fünf. Der Marktanteil der LVM verbesserte sich von 4,36 Prozent auf 4,69 Prozent; gebuchte Bruttoprämien kletterten von 1.321 Mio. Euro auf 1.354 Mio. Euro. Und wenn das Unternehmen aus Münster in 2020 insgesamt 6.519.440 Verträge zählte, sind das 246.442 mehr als 2019.

HUK-Tochter steigt auf, Axa rutscht zwei Ränge ab

Nicht nur die LVM steigt in den Rängen der Marktführer auf, sondern auch die HUK-Coburg VVaG. Und das, obwohl verbuchte Bruttoprämien in 2020 sinken – von 1.297 Mio. Euro auf 1.291 Mio. Euro. Auch der Marktanteil sinkt um 0,07 Prozentpunkte und liegt in 2020 bei 4,47 Prozent. Und doch reichen die Zahlen, um an der Axa vorbeizuziehen.

Axa rutscht zwei Ränge ab

Unter den Marktführern ist die Axa die Verliererin 2020: In 2019 noch auf Rang vier, rutscht sie nun hinter die LVM und die HUK-Coburg VVaG auf Rang sechs ab. Das ist durch den Rückgang der gebuchten Prämien von 1.357 Mio. Euro in 2019 auf 1.277 Mio. Euro in 2020 verschuldet. Bei Marktanteilen freilich macht dies nur einen Verlust von 0,32 Prozentpunkten aus.

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4,47 Prozent des Marktes hält die französische Tochter mit Sitz in Köln. Hinzu kommen allerdings noch einmal 0,22 Prozent Marktanteil für den Direktversicherer Axa Easy. Nimmt man diese Zahl hinzu, liegt die Axa wieder kurz vor der HUK-Coburg VVaG – und liegt mit der LVM gleichauf.

Im Durchschnitt wächst die Branche – trotz Corona

Im Durchschnitt über alle 50 Unternehmen hinweg stiegen gebuchte Bruttoprämien 2020 – trotz Corona – um 4,04 Mio. Euro im Zweig Kraftfahrt gesamt an: Von 501,90 Mio. Euro auf 505,94 Mio. Euro. Und die Anzahl der Versicherungsverträge stieg über alle Unternehmen hinweg von durchschnittlich 2.090.947 Verträgen auf durchschnittlich 2.131.996 Verträge.

Die Top-Ten der Marktführer

In der folgenden Tabelle sind die Marktführer im Zweig Kraftfahrt gesamt mit Kennzahlen aufgelistet. Zu beachten ist aber, dass HUK-Töchter getrennt nach Rechtsform ausgewiesen werden. Für die Allianz fehlen zudem die Ergebnisse der Allianz Direkt, für die R+V fehlen die Ergebnisse der R+V Direkt, für Axa die Ergebnisse von Axa easy und für die DEVK die Ergebnisse der DEVK VVaG.

Ausgewählte Kennzahlen der Marktführer:

Gebuchte Bruttoprämien im Zweig Kraftfahrt gesamt sowie Marktanteil 2020

  1. Allianz: 3.612 Mio. € (Marktanteil 12,52 Prozent)
  2. HUK-Coburg Allgemeine: 2.032 Mio. € (Marktanteil 7,04 Prozent)
  3. VHV: 1.482 Mio. € (Marktanteil 5,14 Prozent)
  4. LVM: 1.354 Mio. € (Marktanteil von 4,69 Prozent)
  5. HUK-Coburg VVaG: 1.291 Mio. € (Marktanteil von 4,47 Prozent)
  6. Axa: 1.277 Mio. € (Marktanteil von 4,43 Prozent)
  7. R+V Allgemeine: 1.171 Mio. € (Marktanteil von 4,06 Prozent)
  8. Generali Deutschland: 1.036 Mio. € (Marktanteil von 3,59 Prozent)
  9. DEVK Allgemeine: 903 Mio. € (Marktanteil von 3,13 Prozent)
  10. HUK24: 861 Mio. € (Marktanteil von 2,99 Prozent)

Anzahl der Versicherungsverträge im Zweig Kraftfahrt gesamt 2019

  1. Allianz: 12.839.323
  2. HUK-Coburg Allgemeine: 10.603.403
  3. HUK-Coburg VVaG: 7.381.362
  4. LVM: 6.519.440
  5. VHV: 6.059.527
  6. HUK24: 4.785.914
  7. R+V Allgemeine: 4.607.926
  8. DEVK Allgemeine: 4.584.108
  9. Axa: 4.301.490
  10. Generali Deutschland: 3.812.927

Hintergrund:

Aktuell veröffentlichte die V.E.R.S. Leipzig GmbH die neuen Ausgaben der Branchenmonitore – eine Auswertung von BaFin-Berichten der Jahre 2015-2020 sowie der statistischen Jahrbücher des Branchenverbandes GDV, ebenso verschiedener Daten aus den Jahresabschlüssen der Versicherer.

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Der „Branchenmonitor Kraftfahrtversicherung 2015-2020“ analysiert die Daten der 50 größten Kfz-Versicherer, welche 88 Prozent des Kraftfahrtmarktes ausmachen. Zusammen mit weiteren aktuellen Branchenmonitoren kann das Analyse-Instrument kostenpflichtig auf der Webseite der V.E.R.S. Leipzig GmbH bestellt werden.

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