Seit Jahren wird über einen möglichen Markteintritt der Big Five auf den deutschen Versicherungsmarkt spekuliert. Doch davor müssen die hiesigen Assekuranzen keine Angst haben, schenkt man Jürgen Cramer, Chef der Sparkassen Direkt, Glauben. Er sprach über das Thema einem Kongress des Beratungshauses Meyerthole Siems Kohlruss und des Rückversicherers Scor. Über die Veranstaltung berichtet aktuell procontra online.

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Warum aber haben die Big Five keinen Interesse, in Deutschland Versicherungen zu verkaufen? Das Social-Media-Portal Facebook wird mit einem Satz abgetan: “Facebook ist Gartenparty und auf Gartenpartys werden keine Versicherungen verkauft“, wird Cramer zitiert. Tatsächlich ist das Portal bisher nicht selbst als Verkäufer von Produkten in Erscheinung getreten, fast der gesamte Umsatz wird mit Werbung von weiteren Anbietern generiert. Als Risikoträger könne sich Cramer Facebook nicht vorstellen. Ähnliches gelte für Apple: Dieser werde sich eher auf seine Kernkompetenzen konzentrieren. Der Konzern verdient mit Geräten, Software, Unterhaltung und Betriebssystemen sein Geld.

Amazon: Versicherungsgeschäft mit Partnern

Anders sehe es bei Amazon aus. Tatsächlich habe der Konzern bereits Vorstöße auf den Versicherungsmarkt unternommen: gemeinsam mit JP Morgan und Berkshire Hathaway wollte Amazon in den USA eine eigene Krankenversicherung für die Mitarbeiter anbieten. Doch das Projekt Haven Health scheiterte. Auch wenn der Konzern hierzu selbst keine Angaben machte: So sei es unter anderem schlicht zu schwierig gewesen das US-Gesundheitssystem neu aufzustellen bzw. Auch sei die Struktur des Joint Venture zu kompliziert gewesen, um die Probleme der drei Unternehmen unter einen Hut zu bringen.

Aktuell bietet Amazon eine Haftpflicht-Police für Händler an, die über die eigene Plattform Produkte verkaufen: aber auch hier ist der Konzern auf andere Versicherer und Makler angewiesen, tritt nicht selbst als Policengeber in Erscheinung. Auch Cramer habe auf dem Kongress hervorgehoben, dass Annexpolicen und Angebote für Handelspartner bereits Realität bei Amazon seien - Cramer erwarte aber nicht, dass der Konzern einen eigenen Versicherer gründe, berichtet procontra online. Man nutze lieber bestehende Netzwerke.

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Auch Google würde bereits Geld mit Versicherungen verdienen - „Die Kfz-Versicherer wissen alle, wie viel es kostet, während der Kfz-Wechselsaison mit der eigenen Marke bei den Suchergebnissen weit oben zu stehen, wenn die Verbraucher nach Kfz-Versicherung oder Autoversicherung googeln“, wird Cramer zitiert. Soll heißen: Google ist gar nicht darauf angewiesen, eigene Versicherungen zu verkaufen. Das aktuelle Modell über Suchergebnis-Platzierungen sei viel zu lukrativ.

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