Dr. Robert Neumann ist Professor für Leadership, Personalmanagement und Weiterbildung an der auf Wirtschaftswissenschaften spezialisierten privaten Allensbach Hochschule in Konstanz (staatlich anerkannt).Dr. Robert Neumann

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Die Zahlen geben durchaus Anlass zur Sorge. Der Fachkräftemangel bleibt auch in der Corona-Pandemie ein Thema in der deutschen Wirtschaft. 54 Prozent der Unternehmen rechnen im Jahr 2021 mit Engpässen. An der Spitze der gesuchten Fachkräfte steht die Gruppe mit abgeschlossener Berufsausbildung (37 Prozent) vor Akademikern (27).

Im Kampf gegen den Fachkräftemangel setzen die Unternehmen laut der Studie in erster Linie auf die Ausbildung neuer Mitarbeiter und die Fortbildung des vorhandenen Personals. Das sind die Kernergebnisse des diesjährigen Fachkräftemigrationsmonitors der Bertelsmann Stiftung.

Und das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) meldete kürzlich, dass der Fachkräftemangel bei Hochqualifizierten über das Niveau vor der Pandemie gestiegen sei. Das betreffe vor allem Arbeitskräfte mit Masterabschluss und ähnlicher Qualifikation. Die Fachkräftelücke bei diesen Hochqualifizierten liegt deutlich über dem Wert von Februar 2020 – also vor dem weltweiten Gang in den Krisenmodus.

Der Wettbewerb um die besten Köpfe nimmt Formen an

Genaue Zahlen zur derzeitigen Fachkräftelücke in der Finanz- und Versicherungsindustrie existieren nicht. Der Trend hat sich aber im Laufe der vergangenen Jahre bereits entwickelt, sodass das Problem vermutlich nicht kleiner geworden ist. In den kommenden Jahren werden laut Einschätzungen von Branchenkennern viele gut ausgebildete Mitarbeiter:innen der Industrie in den Ruhestand gehen. Und immer mehr Unternehmen melden, dass sie kaum noch alle Stellen adäquat besetzen können. Der Wettbewerb um die besten Köpfe nimmt Formen an: Es ist klar, dass das die Anzahl der verfügbaren Mitarbeiter:innen nicht wieder steigen wird. Der demografische Wandel tut sein Übriges hinzu. Es werden einfach immer weniger Mitarbeiter:innen zur Verfügung stehen.

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Der Fachkräftemangel wird also in Zukunft dazu führen, dass weniger Mitarbeiter:innen mehr Aufgaben ausführen müssen. Unternehmen müssen effizienter werden und ihre Strukturen festigen, damit keine wichtigen Tätigkeiten aufgrund fehlender Mitarbeiter:innen liegenbleiben. Und dabei hilft es eben, wenn die Beschäftigten durch weitreichende Kompetenzen über den Tellerrand hinausblicken, vernetzt und wirtschaftlich denken und durch ihre Erfahrungen und Fähigkeiten daran selbstständig mitarbeiten können, das Unternehmen weiterzuentwickeln.

Vorhandene Fachwissen mit Management-Know-how kombinieren

Daher kann es ein sinnvoller Weg für Unternehmen sein, ihre Mitarbeiter:innen dabei zu unterstützen, eine nebenberufliche akademische Ausbildung zu unternehmen. Dabei geht es in der Regel vor allem um betriebswirtschaftliche Kompetenzen. Es hilft ungemein, das vorhandene Fachwissen mit betriebswirtschaftlichen Kenntnissen und Management-Know-how zu kombinieren. Der Hintergrund: Entscheidungsträger für unternehmerisches Handeln sind in allen Branchen und über alle Größenordnungen hinweg gefragter denn je, ob mittelgroßes Unternehmen oder weltweiter Konzern. Experten, die über interdisziplinäre fachliche Kompetenzen verfügen, sind daher gesucht, um sich rasch verändernde Wettbewerbsumfelder in einer globalisierten Wirtschaft bewältigen zu können.

Auf diese Weise erreichen Unternehmen zwei Ziele. Auf der einen Seite entwickeln sie die Kompetenzen ihrer Mitarbeiter:innen gezielt für eine höhere Leistungsfähigkeit und mehr Verantwortung in Führung und Management weiter. Und auf der anderen Seite zeigen sie den Mitarbeiter:innen Wertschätzung und Vertrauen. Das bindet sie wiederum ans Unternehmen.

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Fach- und Führungskräften brauchen ökonomische Kompetenzen

Daher bieten sich berufsbegleitende Studiengänge wie ein Master of Business Administration (MBA) mit dem Schwerpunkt „General Management“ an. Solche akademischen Ausbildungen vermitteln umfassende Kompetenzen im strategischen Management, im Bereich Leadership und Entrepreneurship sowie im Marketing, daneben aber auch alle erforderlichen grundlegenden wirtschaftswissenschaftlichen Fähigkeiten. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf internationalen Fragestellungen. Schließlich sind solche detaillierten kaufmännischen Kompetenzen mittlerweile über alle Karriereebenen hinweg gefordert, denn von Fach- und Führungskräften werden regelmäßig ökonomische Kompetenzen verlangt. Sie müssen Budgets kontrollieren und steuern, ihren Beitrag zur Unternehmensplanung leisten und in der Lage sein, nach wirtschaftswissenschaftlichen Mechanismen Team und Abteilungen zu führen. Und natürlich müssen sie auch verstehen, wie die Wirtschaft im Allgemeinen und in ihren spezifischen Teilen funktioniert, um zielgerichtet und zukunftsorientiert vorzugehen.

Akademische Inhalte direkt auf Themenstellungen des Unternehmens anwenden

Entscheidend ist, dass die vermittelten Inhalte wirklich zum Unternehmen und den individuellen Anforderungen passen. Daher bieten sich, neben der Unterstützung bei der individuellen akademischen Fortbildung, unternehmensinterne Programme für die Mitarbeiter an. In diesem Rahmen lassen sich Weiterbildungsinhalte maßschneidern. Das bedeutet, dass die Verantwortlichen genau festlegen können, welche Inhalte vermittelt werden sollen. Im Falle des akademischen MBA beispielsweise kann das heißen, dass entsprechende Vertiefungsrichtungen angeboten werden, von Marketing und digitalen Geschäftsmodellen über Personalmanagement bis hin zu Wirtschaftspsychologie oder auch Vermögensmanagement. Die akademischen Inhalte können auch auf aktuelle Themenstellungen des Unternehmens angewendet werden, wodurch ein maximaler Lerntransfer entsteht. Themenstellungen des Unternehmens werden so bearbeitet, dass ein Umsetzungsmehrwert entsteht.

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