Nutzen statt besitzen: Das ist ein Prinzip, das sich in der Wirtschaft mehr und mehr durchsetzt. Sharing Economy, also die geteilte Nutzung von Ressourcen, ist das Stichwort. Und das Finanzierungsmodell des Leasings fördert die Sharing Economy. Denn beim Leasing, das in Deutschland seit rund einem halben Jahrhundert bekannt ist, mieten Unternehmen bestimmte Produkte, anstatt sie zu erwerben. Mittlerweile werden mehr als die Hälfte der außenfinanzierten Unternehmensinvestitionen mittels Leasing-Verträgen realisiert. Damit ist das Leasing eine wesentliche Finanzierungsform, um Investitionen sicherzustellen, ohne die Liquidität zu belasten.

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Sebastian Loosen ist Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und Partner der multidisziplinären Kanzlei WWS Wirtz, Walter, Schmitz & Partner mbB.Kanzlei WWS Wirtz, Walter, Schmitz & Partner mbBDas macht das Leasing auch für Finanz- und Versicherungsunternehmen so interessant. Schließlich können Anschaffungen dadurch wesentlich leichter getätigt werden, gerade auch in einer Zeit, in der der Cash für andere Zwecke gesichert werden soll. Der Vorteil ist, dass sich so gut wie alle Wirtschaftsgüter leasen lassen, von der Büroausstattung über die IT bis hin zu den Fahrzeugen. Das schafft eine hohe Flexibilität und Spielraum dafür, Investitionen durchführen und Eigenkapital dennoch schonen zu können.

Nutzung ohne Kauf hat sich längst durchgesetzt

„Aufgrund seiner betriebswirtschaftlichen Vorteile nimmt Leasing eine zentrale strategische Bedeutung in der Unternehmensplanung ein. Leasing erweitert die Investitionsspielräume bei verlässlichen Kalkulationsgrundlagen, wirkt positiv auf Bilanzstruktur und Rating, bietet Flexibilität durch individuelle Vertragsgestaltungen und ermöglicht durch umfassende Serviceleistungen das Outsourcing kompletter Investitionsprozesse“, heißt es beim Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen (BDL).

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Die Leasing-Zahlen zeigen, dass sich das Modell der Nutzung ohne Kauf in Deutschland längst durchgesetzt hat. Leasing ist Investitionsmotor für die deutsche Wirtschaft, gerade in aktuellen Zeiten: 2019 erzielte die Branche einen Neugeschäftsrekord von rund 75 Milliarden Euro. Aktuell werden 54 Prozent der außenfinanzierten Investitionen über Leasing realisiert, damit dominiert Leasing alle Investitionsformen. Rund 90 Prozent der Leasing-Verträge werden von mittelständischen Unternehmen geschlossen. Im Zuge nach Erholung nach dem harten Corona-Jahr 2020 spielt das Leasing übrigens eine wesentliche Rolle: Der ifo-Geschäftsklimaindex für die Leasing-Branche sprang im Mai auf ein Dreijahreshoch, meldet der Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen. Der Gesamtindex stieg deutlich von 17,1 (April) auf 29,5 Punkte.

Leasing: betriebswirtschaftliche, steuerliche und bilanzielle Gestaltung

Natürlich wirkt sich Leasing immer steuerrechtlich aus und hat auch handelsrechtliche Implikationen. Abweichend von der Finanzierung durch ein Darlehen ist das Leasinggeschäft aus bilanziellen und steuerlichen Gründen regelmäßig darauf gerichtet, den Leasinggegenstand beim Leasinggeber auszuweisen, damit der Leasingnehmer die Finanzierungskosten in vollem Umfang als betrieblichen Aufwand behandeln kann. Die bilanziellen Fragen des Leasings drehen sich daher vorrangig um die Frage, wer den Leasinggegenstand bilanzieren muss – Leasinggeber oder Leasingnehmer?

Wer muss den Leasinggegenstand bilanzieren?

Vermögensgegenstände sind nach § 246 Abs. 1 Satz 2 HGB (Handelsgesetzbuch) in der Bilanz des Eigentümers aufzunehmen, es sei denn, der Vermögensgegenstand ist nicht dem Eigentümer, sondern einem anderen wirtschaftlich zuzurechnen. Dann muss der wirtschaftliche Eigentümer den Vermögensgegenstand in seiner Bilanz ausweisen. Sowohl handelsrechtlich als auch steuerrechtlich hängt der Ausweis eines Leasinggegenstands also davon ab, wer wirtschaftlicher Eigentümer des Gegenstands ist. Dabei folgt die handelsrechtliche Beurteilung den steuerlichen Vorgaben, und es bestehen Unterschiede zwischen Leasingverträgen über bewegliche Vermögensgegenstände und über unbewegliche Vermögensgegenstände. Diese müssen in der betriebswirtschaftlichen, steuerlichen und bilanziellen Gestaltung beachtet werden.

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Leasing ist mit komplexen Fragestellungen verbunden

Die Folgen der bilanziellen Zurechnung sind weitreichend. Ist der Vermögensgegenstand dem Leasinggeber zuzurechnen, muss der Leasinggeber den Leasinggegenstand mit den Anschaffungskosten/Herstellungskosten aktivieren und in der Folgezeit nach den allgemeinen Vorschriften bewerten sowie die Leasingraten als Erlös ausweisen. Der Leasingnehmer darf die Leasingraten als betriebliche Aufwendungen behandeln.

Hingegen gelten bei der Zurechnung beim Leasingnehmer andere Regeln. Erfolgt die Aktivierung beim Leasingnehmer, muss er den Leasinggegenstand mit den Anschaffungs- oder Herstellungskosten bilanzieren über die Nutzungsdauer abschreiben. Als Anschaffungs- oder Herstellungskosten gelten die Anschaffungs- oder Herstellungskosten des Leasinggebers zuzüglich etwaiger weiterer Anschaffungs- oder Herstellungskosten, die nicht in den Leasingraten enthalten sind. Die Abschreibung erfolgt über die betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer des Leasinggegenstands. Ebenso hat der Leasingnehmer die Pflicht, eine Verbindlichkeit gegenüber dem Leasinggeber und die Leasingraten in einen Zins- und Kostenanteil sowie einen Tilgungsanteil aufzuteilen. Der Zins- und Kostenanteil stellt betrieblichen Aufwand dar, der Tilgungsanteil mindert (erfolgsneutral) die Kaufpreisverbindlichkeit gegenüber dem Leasinggeber. Der Leasinggeber muss eine Kaufpreisforderung gegen den Leasingnehmer in Höhe der den Leasingraten zugrunde gelegten Anschaffungskosten/Herstellungskosten ausweisen.

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Unternehmen sollten daher bei ihren Leasingvorgängen mit ihrem steuerlichen Berater die bilanziellen Auswirkungen genau diskutieren, um die bestmögliche Struktur aufzubauen. Das Leasing ist eine interessante Finanzierungsform, aber eben auch mit komplexen Fragestellungen verbunden.

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