Die Debatten um die Riester-Rente wurden zuletzt wieder lauter. Pünktlich zum 20. Geburtstag ist die geförderte Altersvorsorge im Blickpunkt des Wahlkampfs. Die Zeichen stehen insgesamt nicht gut. Schließlich zeichnen diverse Gesellschaften kein Neugeschäft mehr. Auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) denkt bereits laut über Ersatz nach und selbst die CDU/CSU verzichtet im Wahlprogramm auf jede Erwähnung.

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Walter Riester liebäugelte mit Schwedischem Rentenmodell

Dabei war das, nach dem früheren Bundesarbeitsminister Walter Riester (SPD) benannte Produkt, anders gedacht. Denn Riester wollte ursprünglich eine verpflichtende zusätzliche Altersvorsorge einführen. Warum eine obligatorische Riester-Rente aus seiner Sicht besser funktioniert hätte, erläutert er im Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Dort erläutert er: „Wir hätten keine Vertriebsunterstützung von der Finanzwirtschaft gebraucht. Sie hätten gern werben können - so wie die Kfz-Versicherung, wo es eine Pflicht und verschiedene Produkte gibt. So hätten wir heute nicht 16,5 Millionen, sondern mehr als 40 Millionen Geförderte.“. Dadurch hätten sich die Vertriebskosten senken können.

Zudem sei die Riester-Rente damals nicht seine erste Wahl gewesen. So hätte er auch einen Pensionsfonds begrüßt, was am Widerstand der Gewerkschaften gescheitert sei. Vorbild wäre das Schwedische Altersvorsorge-Modell gewesen: Dort fließen zwei Prozent des Bruttoeinkommens verpflichtend in einen zusätzlichen Kapitalstock. „Das fand ich gut. Deshalb ärgere ich mich auch so, dass mir seit über einem Jahrzehnt Verbraucherschützer vorwerfen, ich hätte das für die Versicherungswirtschaft gemacht“, sagt der gebürtige Allgäuer. Sicher sei er sich auch gewesen, dass es einer Versicherungslösung bedarf, um das Langlebigkeitsrisiko aufzufangen: Stark vereinfacht eine Rente, die bis zum Lebensende bezahlt wird.

Riester-Rente verliert an Boden

Die Riester-Rente setzt auch im ersten Quartal 2021 den Sinkflug fort. So zählte das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) Ende März insgesamt 16,314 Millionen Verträge. Das sind 56.000 Verträge weniger als Ende Dezember 2020.

Der größte Verlierer bei der einst von Arbeitsminister Walter Riester (SPD) erfundenen Zulagenrente sind aktuell die Policen über Versicherungen. Zwar bleibt die Assekuranz mit knapp zwei Drittel der Verträge (65,2 Prozent) noch Spitzenreiter - verliert aber weiterhin an Boden. Während die Versicherer Ende 2012 noch knapp elf Millionen Riester-Policen in den Beständen hatten, sind es Stand Ende März 2021 nur noch 10,661 Millionen Verträge. Damit gingen in den Monaten Januar bis März 27.000 Verträge verloren.

Ebenfalls verloren haben Policen über Bankspar-Verträge. Hier sank die Zahl der Verträge innerhalb des letzten Jahres von 592.000 auf 584.000. Zum Vergleich: Den höchsten Stand hat Riester-Verträge über Banksparpläne 2014. Damals gab es immerhin 814.000 Verträge. Bis zum Jahr 2015 hatten alle Riester-Angebote mehr oder weniger wachsen können. Doch seither geht es insbesondere mit den Policen über Versicherungen sowie mit Banksparplänen eher abwärts.

Auch Wohnriester und Investmentfonds schwächeln

Steten Zuwachs hatten zuletzt nur noch die Riester-Varianten über Investmentfonds sowie der Wohn-Riester. Doch auch diese beiden Riester-Wege verloren wieder Verträge. So sank die Zahl beim Wohn-Riester um rund 17.000 Verträge auf nun 1.776 Millionen Verträge. Der Gewinner des ersten Quartals 2021 sind Riester-Renten über Investmentfonds. Hier fiel der Bestandsverlust am geringsten aus. Um 5.000 Verträge sackte die Zahl der Policen auf nun 3.292 Millionen ab.

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Jede fünfte Riester-Rente ist jedoch ruhend gestellt, die Sparer zahlen also keine Beiträge mehr ein. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Linken hervor. In konkreten Zahlen würde dies bedeuten, dass rund 3,3 Millionen Verträge aktuell nicht mit Beiträgen bedient werden. Wie viel Riester-Policen in der 18-jährigen Bestehensgeschichte bereits storniert wurden, dazu konnte die Bundesregierung keine Angaben machen.