Immer mehr ältere Menschen in Deutschland arbeiten auch im Rentenalter weiter. Waren im Jahr 2009 noch vier Prozent der Männer und Frauen ab 65 Jahren erwerbstätig, so waren es 2019 bereits acht Prozent: eine Verdoppelung innerhalb von zehn Jahren. Das berichtet das Statistische Bundesamt (Destatis) am Donnerstag. 2019 waren rund 18 Millionen Menschen hierzulande 65 Jahre und älter.

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"Diese Entwicklung ist neben dem zunehmenden Renteneintrittsalter auch auf die höheren Bildungsabschlüsse der Erwerbstätigen zurückzuführen“, führt das Statistische Bundesamt als wichtige Gründe auf. Seit 2012 steigt das Renteneintrittsalter stufenweise von 65 auf 67 Jahre bis 2031 an. Und es zeigt sich: Menschen mit hoher Bildung arbeiten im Alter länger: Rund jeder vierte Hochqualifizierte (26 Prozent) war in der Altersgruppe ab 65 Jahren erwerbstätig, bei den gering Qualifizierten hingegen waren es nur 13 Prozent.

Lebensunterhalt und berufliche Erfüllung

Dass Menschen auch im Rentenalter weiter arbeiten, kann mehrere Ursachen haben. Die Erwerbsarbeit verspricht gesellschaftliche Teilhabe und viele Seniorinnen und Senioren fühlen sich noch fit genug, auch weiterhin im Job tätig zu sein. Zugleich aber können sich auch viele Menschen zur Arbeit gezwungen sehen, weil das Einkommen im Alter nicht reicht. Stichwort: Altersarmut.

Entsprechend lässt aufhorchen, dass mehr als ein Drittel der weiterhin Erwerbstätigen (38 Prozent) vorwiegend den Lebensunterhalt mit der Erwerbstätigkeit verdienen, entsprechend auf keine auskömmliche gesetzliche Rente zurückgreifen können. Damit gab es 2019 in Deutschland 508.000 Personen, die im Renten­alter über­wiegend vom eigenen Arbeits­einkommen lebten. Für knapp zwei Drittel stellt die Tätigkeit hingegen einen Zuverdienst dar.

Selbstständige arbeiten besonders oft im Rentenalter

Besonders Selbstständige und mithelfende Angehörige üben ihren Beruf häufig auch jenseits eines Alters von 65 Jahren aus: Mit 37 Prozent liegt der Anteil mehr als dreimal so hoch wie bei allen Erwerbstätigen. „Ein Grund dafür kann sein, dass für Selbstständige keine Rentenversicherungspflicht existiert, so dass viele Selbstständige im Alter auch keine gesetzliche Rente erhalten“, schreibt das Statistische Bundesamt.

Tatsächlich sind viele Selbstständige im Alter schlechter abgesichert als Beschäftigte, wie der Alterssicherungsbericht der Bundesregierung 2016 zeigte. Demnach verfügt fast die Hälfte der Unternehmer im Rentenalter über ein Nettoeinkommen von weniger als 1.000 Euro, private Vorsorge eingerechnet. Bei Beschäftigten sind es nur rund ein Drittel. Wer sich selbstständig macht, hat folglich ein höheres Risiko später in Altersarmut zu landen. Allerdings ist die Spreizung der Alterseinkommen bei Selbstständigen auch sehr groß. Union und SPD wollten laut Koalitionsvertrag eigentlich eine Altersvorsorgepflicht für Selbstständige einführen - ein Vorhaben, das in dieser Legislaturperiode jedoch nicht umgesetzt wurde.

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Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes stützen sich auf den Mikrozensus: größte wiederkehrende Umfrage zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in Deutschland. An ihr nehmen jährlich circa 370.000 Haushalte teil.

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