Seit 19. Juni 2021 reihten sich Hagelzug und Starkregen aneinander. Trauriger Höhepunkt der Unwetterlage war der verheerende Tornado in Tschechien am 24. Juni, der mehrere Ortschaften nahezu komplett zerstörte und nach jetzigem Wissensstand mindestens fünf Tote und fast 200 Verletzte forderte.

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Die aktuarielle Beratungsgesellschaft Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) geht davon aus, dass die Unwetter der letzten Tage mehr als 1 Mrd. Euro versicherte Schäden in Europa verursacht haben. „Allein die landwirtschaftlichen Versicherer in Deutschland, Österreich und der Schweiz werden insgesamt mehr als 100 Mio. Euro auszahlen. Der Sachschaden in der Schweiz wird ebenfalls mehr als 100 Mio. Euro betragen“, sagt MSK-Geschäftsführer Onnen Siems. Die bisher teuersten Hagelereignisse in Österreich waren ‚Tatjana’ im Mai 2000 und ‚Wolfgang‘ im Juli 2009, die jeweils mehr als 500 Mio. Euro Schaden in heutigen Werten gekostet haben. „Die jetzigen Schäden dürften in dieser Größenordnung liegen“, sagt Onnen Siems.

Alle vier bis fünf Jahre: 500-Millionen-Euro-Schaden

„In Deutschland werden die Schäden das bisher teuerste Ereignis, den Münchner Hagel von 1984, nicht erreichen, da keine der großen Städte voll getroffen wurde“, erklärt Siems. Einige Hagelzüge zogen südlich von München und Stuttgart vorbei. Es hätte auch anders kommen können: „Ein 500-Mio.-Euro-Ereignis für diesen Markt kommt im Durchschnitt alle vier bis fünf Jahre vor“, erläutert der Versicherungsmathematiker Siems.

Allianz: 25.000 Fahrzeuge betroffen

Die Allianz geht von 25.000 beschädigten Fahrzeugen im Süden Deutschlands aus. Übereinstimmend berichten mehrere Medien, dass der Versicherer bislang 15.000 Schadenmeldungen aus Bayern und 10.000 aus Baden-Württemberg erhielt. Um mit der Schadenregulierung schneller voran zu kommen, werden auch Sammelbesichtigungen in beiden Bundesländern von der Allianz angeboten.

Unwetter: Autofahrer im Süden besonders getroffen

In den Unwetter- und Schadenmeldungen der letzten Tage setzt sich fort, was sich bereits in der Schadenstatistik 2020 zeigte: Für Autofahrer im Süden Deutschlands fiel die Naturgefahrenbilanz 2020 besonders schlecht aus. Mit durchschnittlich 4,9 Schadenmeldungen auf 1.000 kaskoversicherte Fahrzeuge führt Bayern die bundesweite Naturgefahrenbilanz an; auf Rang 2 folgt Baden-Württemberg (4,0).

Verglichen mit den Schadenzahlen früherer Jahre verlief das Schadenjahr 2020 im Kfz-Bereich unterdurchschnittlich. 155.000 versicherte Kfz-Schäden wurden 2020 durch Sturm, Hagel, Blitz oder Überschwemmungen verursacht und sorgten für 350 Millionen Euro Gesamtschaden. Dieser Wert liegt deutlich unter den 850-900 Millionen Euro, die Versicherer in anderen Jahren für Kfz-Schäden durch Naturereignisse ausgeben. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), der diese Zahlen veröffentlichte, führt das auf das Ausbleiben schwerer Hagelereignisse und die vergleichsweise glimpflichen Herbststürme 2020 zurück.

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