Wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl, würden die meisten Vermittlerinnen und Vermittler die CDU/CSU zur stärksten Kraft machen. Erstmal seit 12 Jahren käme die Union mit 37 Prozent auf den Spitzenplatz und verdrängt damit die FDP auf Rang zwei. Die Zuwächse der Unionsparteien sind auffallend deutlich: satte 52 Prozent der Stimmen gewannen sie hinzu. Bei der Umfrage im letzten Jahr hatten sie lediglich 25 Prozent auf sich vereinen können.

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FDP verliert deutlich

Die Liberalen kämen zwar immer noch auf beachtliche 30 Prozent der Vermittlerstimmen - verlieren aber gegenüber dem Vorjahr mehr als jeden fünften Wähler (-21,05 Prozent). Das zeigt das 13. AfW-Vermittlerbarometer, an dem sich im November 2020 mehr als 1.200 Personen beteiligt haben.

Die drittstärkste Kraft wird die rechtspopulistische Alternative für Deutschland (AfD) mit elf Prozent der Stimmen. Sie verliert gegenüber dem Vorjahr aber ebenfalls deutlich an Zuspruch, denn 2019 konnten sie noch 14 Prozent erzielen (-21,43 Prozent). Die Grünen landen mit zehn Prozent auf Rang vier der stärksten Parteien.

Ganz ohne Chance wären hingegen SPD und Linke. Beide erzielen je vier Prozent der Vermittlerstimmen - und würden somit gar nicht im Bundestag vertreten sein (siehe Grafik).

AfW Vermittlerbarometer 2020

Der Bevölkerungsschnitt würde anders wählen

Die Gründe für die Wahlpräferenzen der Vermittlerinnen und Vermittler wurden im AfW-Vermittlerbarometer nicht abgefragt. Auffallend aber ist, wie sehr die Umfrageergebnisse vom Schnitt der Bevölkerung abweichen:

Laut einer repräsentativen Umfrage der „Forschungsgruppe Wahlen“ vom 10.12.2020 würden aktuell 37 Prozent der deutschen Bürgerinnen und Bürger CDU/CSU wählen - hierbei zeigt sich immerhin eine große Nähe zum Umfrageergebnis unter den Vermittlern. Dahinter aber teilt sich das Feld ganz anders auf: Die Grünen wären aktuell mit 20 Prozent Wählerzuspruch zweitstärkste Kraft, gefolgt von der SPD mit 16 Prozent. Die AfD käme auf zehn Prozent der Stimmen, die Linke auf acht Prozent - und die FDP müsste mit sechs Prozent Zustimmung gar die Fünf-Prozent-Hürde im Auge behalten.

Ein wichtiger Grund für die Parteivorlieben der Vermittlerinnen und Vermittler dürfte sein, dass sowohl die FDP als auch Teile der Union die Privatvorsorge stärken wollen - wovon die Berufsgruppe direkt profitiert. Dem entgegen sprechen sich Grüne, SPD und Linke dafür aus, Instrumente wie zum Beispiel die Riester-Rente zur Debatte zu stellen oder ganz abzuschaffen.

Union und FDP wollen Privatvorsorge stärken

Die Wahlpräferenzen betreffen nicht allein finanzielle Aspekte. Der AfW weist im Pressetext darauf hin, dass Politiker aus Union und FDP in den letzten Monaten für die Vermittlerschaft Partei ergriffen haben, zum Beispiel Carsten Brodesser (CDU) und Frank Schäffler (FDP), die sich gegen einen strengen Provisionsdeckel in der Lebensversicherung aussprachen. Damit verbunden ist auch eine Wertschätzung des Vermittlerberufes, während aus den drei letztgenannten Parteien wiederholt Stimmen kommen, die diese Tätigkeit pauschal abwerten.

Entsprechend werden drohende regulative Eingriffe wie der Provisionsdeckel in der Lebensversicherung oder der Aufsichtswechsel der 34f-Vermittler von den IHKen zur BaFin oft mit sozialdemokratischen Akteuren in der großen Koalition in Verbindung gebracht. „Eine Bundesregierung aus CDU/CSU und FDP würden wir sehr begrüßen, denn dann könnten wir in eine aktive und positive Gestaltung der regulatorischen Rahmenbedingungen übergehen und somit endlich den Verhinderungsmodus verlassen, der uns immer wieder zwingt, gegen ideologisch motivierte Regulierungsvorhaben anzukämpfen“, positioniert sich AfW-Vorstand Frank Rottenbacher.

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Befeuert haben könnten die Zugewinne der Union auch die Hoffnungen der Vermittlerinnen und Vermittler auf einen Bundeskanzler Friedrich Merz. Dieser ist nicht nur in der Finanzbranche gut vernetzt, sondern schon mehrfach als Lobbyist für private Vorsorgeanbieter in Erscheinung getreten. Sein Engagement für Blackrock, dem größten Vermögensverwalter der Welt, sorgte für Aufsehen: von 2016 bis 2020 war Merz Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschland-Tochter. Auch zuvor schon war der CDU-Politiker für zahlreiche Finanzkonzerne in Aufsichts- und Lobby-Funktionen tätig: unter anderem bei der Axa, Deutsche Börse AG, DBV-Winterthur, Commerzbank und HSBC Trinkaus & Burkhardt.

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