Die private Krankenversicherung ist eine sehr beratungsintensive Sparte - erst recht, wenn es um Krankheitskostenvollversicherungen geht. Vermittlerinnen und Vermittler müssen sich mit der persönlichen Lebenssituation der potentiellen Neukunden beschäftigten, ihrem Einkommen und Vermögen, im Zweifel auch mit der Krankenakte. Falsche Angaben bei den Gesundheitsfragen können im Krankheitsfall nicht nur zu hohen Nachforderungen des Versicherers führen, sondern sogar zum Verlust des Versicherungsschutzes. Und Lücken im Schutz bedeuten auch für die Beratenden ein hohes Haftungsrisiko.

Anzeige

Entsprechend ist es verständlich, dass in dieser Sparte höhere Abschlusskosten gezahlt werden als für weniger beratungsintensive Policen. Doch es war die PKV-Sparte, die mit Provisionsexzessen bis in die 2010er Jahre hinein für Negativ-Schlagzeilen sorgte. Bis zu 18 Monatsbeiträge zahlten manche Versicherer allein für den Vertragsabschluss, oder wie die „Wirtschaftswoche“ 2011 anhand eines Beispiels vorrechnete: Eine 35jährige niedergelassene Ärztin musste für einen Vertrag mit 478,96 Euro Monatsbeitrag satte 7.660 Euro Abschlussprovision zahlen. Solche Summen brachten die gesamte Branche in Verruf.

Abschlusskosten weiterhin auf recht hohem Niveau

Ein gesetzlich festgeschriebener Provisionsdeckel für Volltarife war die Folge der Exzesse: 2012 trat dieser in Kraft. Doch aktuelle Zahlen des Map-Reportes zeigen nun, dass die Abschluss-Provisionen in der PKV wieder steigen und sich sogar einem Niveau annähern, wie es vor Inkrafttreten der Obergrenze vorherrschte. Auf die Zahlen macht aktuell das Versicherungsjournal aufmerksam.

Demnach ist die Abschlusskostenquote für Krankheitskosten-Volltarife (Kosten in Prozent der verdienten Bruttobeiträge) 2019 von 6,34 auf 6,52 Prozent gestiegen. Hierbei gilt es zu bedenken, dass das Neugeschäft seit Jahren schwächelt und die privaten Anbieter einen Bestandsabrieb erfahren - auch wenn für das Jahr 2019 noch keine abschließenden Zahlen vorliegen.

Anzeige

Provisionen machen den größten Batzen der Abschlusskosten aus - sind aber nicht die einzigen Aufwendungen. Hinzu kommen Kosten für die Bearbeitung der Anträge und Gesundheitsprüfung, Werbegelder, Weiterbildungen des Vertriebs etc.

Höchste Abschluss-Summe seit 2011

Die Branche investiert folglich höhere Summen, um neue Versicherte zu gewinnen: auch zulasten der Kundinnen und Kunden, die die Provisionen aus ihren Beiträgen bezahlen. Rund 2,6 Milliarden Euro dürften die Versicherer nach Schätzungen des Versicherungsjournals hierfür berechnet haben: Das ist der höchste Betrag seit dem Jahr 2011, als die Kosten bei knapp 2,76 Milliarden lagen.

„Trotz Deckelung der Abschlusskosten und offenbar schwachem Neugeschäft sind die Aufwendungen für Vertragsabschlüsse in den vergangenen Jahren kaum gesunken“, kommentiert Reinhard Klages, Chefredakteur des Map-Reports. „Kein gutes Zeichen von einer Branche, die seit Jahren unter kritischer Beobachtung der Politik steht.“

Anzeige

Abschlusskostenquote zwischen zwei und 20 Prozent

Beim Blick auf die einzelnen Versicherer zeigt sich aber eine starke Spreizung: Die Abschlusskosten liegen laut Map-Report zwischen zwei und 20 Prozent des verdienten Bruttobeitrages. Die höchsten hat mit 19,69 Prozent die Ergo Krankenversicherung, wobei es zu bedenken gilt, dass sie auf Krankenzusatz-Policen spezialisiert ist. Auch die Concordia (12,67 %), HanseMerkur (12,37), Arag (10,11) und Württembergische (9,44) berechnen im Verhältnis zum Bruttobeitrag recht viel.

Die niedrigsten Abschlusskosten hat hingegen die Freie Arzt- und Medizinkasse (FAMK) mit 1,96 Prozent, die aber nur bestimmten medizinischen Berufen offen steht. Auch die HUK-Coburg (3,26 %) und Alte Oldenburger (4,44) schneiden vergleichsweise gut ab.

Anzeige

Ebenfalls bei den Abschlusskosten unter dem Marktschnitt liegen die beiden größten deutschen Krankenvollversicherer: Die Debeka hat eine Abschlusskostenquote von 4,45 Prozent, die DKV Deutsche Krankenversicherung, Teil der Ergo Group, von 4,48 Prozent.

Seite 1/2/

Anzeige