Der Kunde, der sich vielleicht noch vor 15 Jahren gewehrt hat, neben seinen Adressdaten zusätzliche Angaben, wie zum Beispiel für die PKW Versicherung zum eigenen Fahrverhalten, Kilometerleistung und wo das KFZ abgestellt ist, zu machen, macht das heute ganz automatisch. Auch hier gilt: Er hat einen Nutzen davon, denn dadurch wird seine Versicherung für ihn transparenter, besser und auch günstiger.

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Diesen Trend sehen viele Versicherungsunternehmen auch in anderen Sparten und Versicherungsformen. Ein 25-jähriger Single stellt eben ein anderes Haftpflichtrisiko dar als ein verheirateter Mittvierziger mit drei Kindern. Und ein Pudel am Tegernsee weist eine andere Risikowahrscheinlichkeit auf als ein Dobermann in Berlin-Mitte. Dabei muss man sich stets vor Augen führen, dass die Versicherung eigentlich der Ausgleich im Kollektiv ist. Aber wenn man alle gleich behandeln würde – was natürlich eine Option wäre – dann würde eben auch der Pudelbesitzer am Tegernsee für die Schäden seiner Hundefreunde in Berlin mit zur Kasse gebeten. Überlegen Sie mal, wie der Pudelfan das mit Blick auf den konkreten Nutzen bewerten würde.

Der Kollektivgedanke bleibt

Für den Versicherer sind diese Daten also wichtig, um das Risiko präzise zu kalkulieren und damit weniger mit Wahrscheinlichkeiten und Durchschnitten zu arbeiten. Eine Datenbasis aus empirischen Fakten und präzisen Schadenstatistiken entsteht. Für den Kunden bedeutet das ein besseres, direkt und individuell auf ihn zugeschnittenes Produkt. Risiken, die er tatsächlich nicht hat, werden aus der Kalkulation herausgenommen. Das Produkt wird also in sich schlanker und effizienter. Und trotz allem bleibt der Kollektivgedanke der Versicherung erhalten. Denn ein Versicherer braucht die großen Kunden- und Datenmengen, um eben diese Tarife genauer zu berechnen und über die eingezahlten Beiträge den Risikoausgleich zwischen den Beitragszahlern zu schaffen. Dafür ist eine Versicherung schließlich da: Viele zahlen ein, einige können betroffen sein und alle stehen dafür gerade, weil niemand weiß, wann es sie oder ihn selbst treffen kann. Daten helfen, das Kollektiv besser zu erfassen und die Versicherungsleistung individuell angepasst anzubieten.

Durch Corona hat sich Vieles dahingehend verändert, dass Kunden den Nutzen ihrer Daten erkannt haben. In der Folge werden sie auch weitere Daten von sich offenlegen, denn dieser Mehrwert wird erkannt und geschätzt. Ein weiterer Faktor für die Beschleunigung dieses Trends ist der demographische Wandel: Die Generation der 20-30-Jährigen wurde mit der Datenvielfalt im Netz groß. Hier gibt es kaum noch Ressentiments gegenüber der Weitergabe von Daten. Dennoch sollte man sich hüten, zu behaupten, diese Generation würde leichtsinnig mit ihren Daten umgehen. Im Gegenteil: Diese Generation erkennt den Vorteil dieser Informationen und nur deswegen werden die Daten offengelegt. Das ist der richtige Weg.

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Bei der nun allerorts aufkommenden Datenoffensive bleibt also nur eines abzuwarten: Wie schnell schaffen es die etablierten Versicherer, mit ihren existierenden Systemen auf diese neue Flut an Daten sinnvoll zu reagieren? Denn Daten zu bekommen ist das eine, sie dann aber in sinnvolle Informationen zu wandeln, zu verwalten, auszuwerten und in Produkte umzusetzen ist weitaus aufwendiger und schwieriger. Hier kommt auf unsere Industrie also noch viel Transformation zu. Es wird spannend!

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