In Deutschland werden 2020 mehr Firmenpleiten erwartet
Der Kreditversicherer Euler Hermes prognostiziert für Deutschland 2020 mehr Firmenpleiten. Ein Grund hierfür ist das zurückliegende Jahr: Mehrere Großunternehmen gingen pleite, das wirkt sich auf die Zulieferer aus. Auch der weltweite Trend lässt wenig Anlass für Optimismus.

Der Kreditversicherer Euler Hermes geht für das Jahr 2020 von einer Zunahme der Firmenpleiten in Deutschland aus. Knapp 20.000 Insolvenzen seien im laufenden Jahr zu befürchten, so geht aus dem aktuellen „Global Insolvency Report“ der Allianz-Tochter hervor: ein Plus von drei Prozent. Für das zurückliegende Jahr 2019 werden nach aktuellen Schätzungen 19.370 Insolvenzen erwartet.
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Mehr große Firmen pleite
Die Gründe sind laut Analyse vielfältig. Zwei wichtige Ursachen: Zum einen schwächelt die Konjunktur, vor allem leiden deutsche Schlüsselbranchen wie Industrie und Automobil: auch weil die Nachfrage nach deutschen Waren im Ausland zurückgeht. Zum anderen leidet die deutsche Wirtschaft auch unter der Pleite mehrerer großer Firmen: am bekanntesten wohl der Touristik-Konzern Thomas Cook und seine deutschen Töchter.
Konkret: In den ersten neun Monaten des Jahres 2019 zählte Euler Hermes 27 Pleiten von deutschen Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 50 Millionen Euro, wie der Versicherer in einem Pressetext berichtet. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 19 Fälle gewesen, das ist ein Zuwachs von 42 Prozent. Auch wenn die Zahl der Insolvenzen im letzten Jahr insgesamt stabil blieb, so wirkt sich die Krise der großen Unternehmen auch auf kleinere Firmen aus: Sie sind oft Zulieferer oder Auftragnehmer.
„Das wirklich dramatische an diesen großen Insolvenzen ist der Dominoeffekt auf viele Unternehmen in der gesamten Lieferkette", sagt Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Nicht selten werden sie dabei mitgerissen und geraten selbst in den Abwärtssog, der im schlimmsten Fall ebenfalls in der Pleite endet“. So sei der durchschnittliche Umsatz der insolventen Großunternehmen – und damit auch die Schäden für die betroffenen Unternehmen – in den ersten neun Monaten 2019 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 81 Prozent auf 339 Millionen Euro gestiegen. „Dies bestätigt den Trend: Wenn es knallt, dann richtig“, so der Experte.
Besonders viele Insolvenzen von größeren Wettbewerbern habe es im bisherigen Jahresverlauf im Handel sowie in der Automobilindustrie, dem Dienstleistungssektor sowie Metall-, Textil- und Energiebranche gegeben. Manche Firmen seien trotz großer Namen sogar schon zum zweiten Mal in die Insolvenz gerutscht: Marke schützt vor Pleite nicht. Für Schlagzeilen sorgten neben Thomas Cook zum Beispiel auch die Modekette Gerry Weber, das Windenergieunternehmen Senvion, der Automobilzulieferer Eisenmann oder der Buchgroßhändler Koch, Neff & Volkmar (KNV).
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