Wer sich die Beschäftigtenstruktur der Versicherer anschaut, kann sich wundern. Fast die Hälfte aller Angestellten (47,6 Prozent) ist weiblich, so verraten Zahlen des Arbeitgeberverbandes der Versicherer. Im Innendienst sind gar 53,1 Prozent Frauen tätig, während im angestellten Außendienst nur etwa jede fünfte Stelle von einer Frau ausgeübt wird (22,6 Prozent). Und dennoch: auf den Chefetagen spiegelt sich das nicht annähernd wieder. Die Vorstandssessel sind weiter fest in Männerhand. Das verrät eine aktuelle Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

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Das Forschungslabor der Bundesagentur für Arbeit untersucht seit 14 Jahren den Anteil von Frauen auf Führungsposten in Betrieben der Privatwirtschaft. Dabei nimmt die Studie nicht nur die erste Führungsebene in den Blick. Das sind stark vereinfacht die Topmanager und Managerinnen mit strategischer Entscheidungsmacht, etwa der Vorstand, Geschäftsführer etc. Auch die zweite Führungsebene wird beleuchtet: Bereichs-, Personal und Abteilungsleiterinnen sowie -leiter, die eine Mittlerposition zwischen Konzernspitze und Angestellten haben. Grundlage ist das IAB-Betriebspanel, wofür 16.000 Betriebe befragt wurden.

Finanz- und Versicherungbranche: 52 Prozent Frauen, 16 Prozent Vorständinnen

Die Studie des IAB unterscheidet leider nicht zwischen privater Banken- und Versicherungsbranche, sondern packt beide unter „Finanz- und Versicherungsdienstleistungen“ zusammen. Rechnet man die Finanzdienstleister hinzu, sind über beide Branchen hinweg gar 52 Prozent der Beschäftigten weiblich. Damit finden sich sogar mehr Frauen als im Schnitt aller Branchen, wo laut Studie 44 Prozent Frauenanteil zu verzeichnen ist.

In den Vorstandsetagen herrscht dennoch akuter Frauenmangel. Nur etwa jede sechste Vorstandsposten auf der ersten Führungsebene (16 Prozent) wird bei den „Versicherungs- und Finanzdienstleistern“ von Frauen eingenommen. Auf der zweiten Führungsebene sieht es ein klein wenig besser aus: knapp jeder vierte Posten (23 Prozent) wird von einer Frau gehalten.

Öffentlicher Sektor: Mehr Vorständinnen auf der ersten Führungsebene

Etwas besser sieht es im sogenannten öffentlichen Sektor aus, der mehr Vorständinnen zählt: dieser wurde in der Studie von der Privatwirtschaft unterschieden. Hierunter fallen im Bereich „Finanz- und Versicherungsdienstleistung“ zum Beispiel die Sozialversicherung, der Fiskus und Geldinstitute in öffentlicher Trägerschaft.

In diesem Bereich ist jeder vierte Vorstandsposten auf der ersten Ebene (27 Prozent) von einer Frau besetzt, während auf der zweiten Führungsebene (24 Prozent) der Frauenanteil ähnlich niedrig ist wie in der Privatwirtschaft. Zu bedenken ist allerdings, dass der Anteil weiblicher Beschäftigter im öffentlichen Sektor mit 65 Prozent weit höher ausfällt als bei den privaten Betrieben.

Schlechter als der Schnitt aller Branchen

Fest steht aber: Sowohl die privaten als auch öffentlichen Versicherer und Finanzdienstleister schneiden schlechter ab als der Schnitt aller Branchen. Im Jahr 2018 waren laut IAB-Bericht 26 Prozent der Führungskräfte der obersten Leitungsebene in der Privatwirtschaft Frauen. Auf der zweiten Führungsebene lag ihr Anteil bei 40 Prozent.

Verglichen mit der Privatwirtschaft liegt der Frauenanteil im öffentlichen Sektor auf der ersten und zweiten Leitungsebene mit 36 bzw. 43 Prozent um zehn bzw. drei Prozentpunkte höher. Gemessen an ihrem Beschäftigtenanteil von 60 Prozent sind Frauen jedoch im öffentlichen Sektor in Führungspositionen der zweiten Ebene noch stärker unterrepräsentiert als in der Privatwirtschaft.

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Ein weiteres Ergebnis der Studie: Kleine Betriebe werden häufiger von Frauen geführt als große. In Großbetrieben der Privatwirtschaft mit mindestens 500 Beschäftigten sind 14 Prozent der Führungspositionen auf der ersten Ebene mit Frauen besetzt. In Betrieben mit zehn bis 49 Beschäftigten sind es 25 Prozent, in Betrieben mit weniger als zehn Beschäftigten sogar 27 Prozent.

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