“Ein Jahr der Extreme“: Es ist kein bescheidener Titel, mit dem die Zeitschrift für Versicherungswesen Bilanzkennzahlen der 50 größten deutschen Lebensversicherer aus dem Jahr 2018 präsentiert. Die Zahlen zeigen, dass sich die Gesellschaften noch immer in einem schwierigen Umfeld bewegen. Niedrige Zinsen, schlechte Presse, schwieriges Neugeschäft: Es gab bessere Zeiten für die Branche.

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Deutliche Entlastung bei Zinszusatzreserve

Und doch gibt es positive Trends zu vermelden. Auf der Sollseite können die Versicherer verbuchen, dass sie weniger Geld für die ungeliebte Zinszusatzreserve (ZZR) zuführen müssen: ein Notpuffer für langjährige Garantiezusagen an Kundinnen und Kunden, der paradoxerweise so manchen Versicherer selbst in Not gebracht hat.

Wie viel die Versicherer an Reserve ansparen mussten, orientierte sich an einem Referenzzins für langjährige EU-Staatsanleihen: je tiefer die Zinsen in den Keller sanken, desto mehr mussten die Lebensversicherer reservieren. Damit blähte sich dieser Kapitalpuffer unnötig auf, er bezifferte sich zum Jahresende 2017 auf rund 60 Milliarden Euro. Die Bundesregierung griff ein und korrigierte die Formel. Um stolze 14 Milliarden Euro wurden die Versicherer nach Branchenschätzungen im Jahr 2018 entlastet.

Nettozins: Große Unterschiede zwischen einzelnen Anbietern

Wenn man die Nettoverzinsung der Kapitalanlagen betrachtet, so sank sie zwar. Dennoch konnten im Branchenschnitt immerhin 3,6 Prozent Nettozins erwirtschaftet werden. Gewiss, ein deutlicher Rückgang: noch im Vorjahr erzielten die Versicherer 4,5 Prozent.

Ein genauer Blick auf die einzelnen Anbieter zeigt große Unterschiede zwischen den Nettozins-Primussen und Schlusslichtern der Branche. Auf Rang eins können sich mit 4,2 Prozent Nettozins auf Kapitalanlagen gleich drei Anbieter positionieren: die Allianz, Swiss Life AG sowie Zurich Deutscher Herold.

Allerdings mussten alle drei Gesellschaften ein schlechteres Ergebnis als im Vorjahr beklagen. Die Allianz hatte 2017 noch 4,6 Prozent erlöst, die Swiss Life 5,0 Prozent und Zurich gar 5,2 Prozent. Schon diese Zahlen zeigen die Probleme der Branche: Auch die Klassenbesten können ihr Niveau nicht halten und fahren weniger Rendite ein.

Auf Rang vier platziert sich 2018 mit einem Nettozins auf die Kapitalanlagen die Volkswohl Bund mit 4,1 Prozent. Der Versicherer ist auch der einzige in den Top50, der sein Ergebnis deutlich verbessern konnte: um 7,9 Prozent. Bei allen anderen Versicherern sank der Nettozins. Die WWK erzielte mit 4,0 Prozent ebenfalls ein ordentliches Ergebnis und landet auf Rang 5 der besten Performer.

Ergo Vorsorge und Deutsche Leben erwirtschaften am wenigsten

Welcher Versicherer aber erwirtschaftete am wenigsten im Jahr 2018? Auf dem unrühmlichen letzten Rang landet die Ergo Vorsorge, die nur 1,3 Prozent Nettozins auf ihre Kapitalanlagen einfahren konnte. Hier sei darauf verwiesen, dass die Konzernschwester Ergo Leben, früher Hamburg Mannheimer, besser performt: 3,2 Prozent konnte sie erzielen. Allerdings musste sie einen Einbruch von 38,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert erdulden und liegt ebenfalls deutlich unter dem Branchenschnitt. Sechs Millionen klassische Lebensversicherungen hat die Ergo Leben im letzten Jahr auf eine hauseigene Run-off-Plattform überführt und das Neugeschäft eingestellt. Der Bestand soll nur noch abgewickelt werden.

Etwas besser als bei der Ergo Vorsorge sieht es bei der Deutsche Leben aus. Die Allianz-Tochter, spezialisiert auf biometrische Risiken, konnte 1,8 Prozent Nettozins erzielen: das bedeutet dennoch den vorletzten Platz. Die Dialog und Ergo Direkt erwirtschafteten 2,4 Prozent und landen damit ebenfalls auf den hinteren Rängen. Die VPV Lebensversicherung konnte zwar immer noch 2,5 Prozent erzielen, musste aber den deutlichsten Einbruch beim Nettozins verkraften: um satte 49,0 Prozent brach das Kapitalanlageergebnis gegenüber dem Vorjahr ein.

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Morgen erfahren Sie, welche Lebensversicherer die niedrigsten und höchsten Abschlusskosten hatten.

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