Allianz-Chef Oliver Bäte will mit seinem Konzern weiter wachsen: „Simplicity wins - Renewal Agenda 2.0“ so heißt das neue Umbauprogramm. Denn „Einfachheit gewinnt!“ - alles soll künftig einfach, digital und skalierbar werden. Das gilt unter anderem für die Versicherungsprodukte, die für die digitale Welt zurechtgetrimmt werden sollen. Vorbild für den Produkt-Umbau sind Anbieter wie Amazon und Netflix. Während Amazon eine überschaubare Anzahl neuer Produkte bereithält: ganze vier aktuelle iPhone-Modelle verkauft man derzeit, bietet Netflix drei Bezahlmodelle für seine Serien und Sendungen. Hieran will sich Bäte für die Versicherungen ein Vorbild nehmen: die Produktwelt soll aus wenigen einfachen Tarifen bestehen.

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Eine wichtige Rolle bei der Digitalisierungs-Offensive spielt die Einheit Allianz X. Diese war im September 2016 gegründet worden und sollte neue Geschäftsmodelle im Bereich InsurTech aufbauen. Konkret sollten Unternehmen, die das Leben von Kunden erleichtern und verbessern und von globaler Bedeutung sein können, entdeckt und gefördert werden. Ende 2017 folgte eine Kurskorrektur. Die Insurtech-Schmiede sollte nicht mehr Unternehmen in einer frühen Entwicklungsphase helfen. Stattdessen wolle die Einheit als Wagniskapital-Fonds für digitale Themen auftreten.

Allianz geht Einkaufen

Seither sind einige größere Geschäfte über die Bühne gegangen. So ist der Versicherungsriese unter anderem am amerikanischen Gesundheitsdienstleister American Well, am Kapital-Marktplatz C2FO aus Kansas City, an der Direktbank N26 sowie am führenden Ridesharing-Dienst GO-JEK in Indonesien beteiligt. Im Februar kündigte der Münchener Versicherer an, noch mehr Geld in Start-ups stecken zu wollen. Der hauseigene Investment-Fonds Allianz X soll eine Milliarde Euro in junge Unternehmen investieren: Damit hat sich sein Kapital mehr als verdoppelt.

Mit dem Online-Vergleich von Finanzen.de hat die junge Einheit nun einen weiteren großen Fisch an Land gezogen. Aktuell gebe es noch "kleine Unwägbarkeiten", sagte ein Allianz-Sprecher gegenüber "Süddeutschen Zeitung" und bestätigte den Deal. Die Übernahme müsse dann noch vom Bundeskartellamt durchgewunken werden. Doch was macht das Berliner Unternehmen für die Allianz Gruppe so interessant? Es sind wohl die Kundenkontakte. Denn Finanzen.de sammelt und verkauft Leads an Vermittler. Gleizeitig agiert das Portal selbst als Versicherungsmakler. Im Bereich der Autoversicherungen kooperiert man mit dem Vergleichsportal und Versicherungsmakler Check24.

Finanzen.de bringt Leads

Aber auch andere Versicherungsmakler bedienen sich beim Leadsammler. So arbeitet beispielsweise der Münchener Maklerpool Fonds Finanz mit dem Vergleichsportal zusammen. Über reichlich Kontakte scheint der Anbieter zu verfügen. So heißt es auf der Homepage des Online-Portals: "Wir bieten unserem wachsenden Beraternetzwerk aktuell bis zu 30.000 Leads pro Monat." Diese Kontakte könnten künftig auch Vermittlern aus dem Hause der Allianz helfen. Diese Art von "Adressen-Beschaffung" für die eigenen Vermittler ist nicht unüblich. So hatte der Finanzkonzern JDC Group im Mai 2016 das Vergleichsportal Geld.de vom gestrauchelten Unister-Konzern übernommen. Im Paket waren 200.000 Kunden, hieß es damals.

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Eine weitere Möglichkeit Finanzen.de gewinnbringend zu nutzen, könnte die Anbindung des neuen europäischen Onlineversicherers sein. Allianz Direct, der neue Direktversicherer der Allianz, soll 2019 mit Kfz-Versicherungen an den Markt gehen. Kunden könnten dann über die Vergleichsrechner direkt beim Onlineversicherer landen.

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