Seit drei Jahren küren Wissenschaftler der TU Dresden den „Versicherungsblog des Jahres“ (Studie hier als pdf einsehbar). Dabei wird der Blog in zwei Schritten benotet: zunächst erheben Medienwissenschaftler Merkmale wie fachliche Qualität, Sichtbarkeit, Interaktion, Reichweite und Nutzerfreundlichkeit. Anschließend darf eine Jury mitvoten, die mit Verbrauchern, Versicherungs- und Blogexperten besetzt ist.

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Problematisch hierbei: Wer der Jury angehört, wurde erneut nicht kommuniziert und ist auch der Studie nicht zu entnehmen. Dennoch wird deren Punktevergabe bei der Endnote dreifach gewichtet. Auftraggeber ist das Medienhaus 3m5. Eine Presseanfrage des Versicherungsboten hatte bereits im letzten Jahr ergeben, dass man die Namen der Jury-Mitglieder nicht kommunizieren will. Das macht es schwer, mögliche Interessenkonflikte zu beleuchten (der Versicherungsbote berichtete).

In diesem Jahr können sich die R+V in der Kategorie „Corporate“, Policen Direkt in „Non Corporate“ sowie die Versicherungsforen Leipzig bei den Blogs für ein Fachpublikum über die Auszeichnung freuen. In die Wertung gingen insgesamt 40 von 110 potentiellen Blogs ein.

Die meisten Blogs fielen durchs Raster, denn nur solche wurden berücksichtigt, die bestimmte Qualitätskriterien erfüllen. Unter anderem müssen die Blogs regelmäßig gepflegt werden, chronologisch nach Zeit geordnet sein, einen deutlichen Bezug zum Thema Versicherung haben sowie eine Kommentarfunktion. Die Preisträger wurden auf der Fachmesse DKM letzten Mittwoch in Dortmund gekürt.

R+V Versicherung verteidigt Titel

Noch immer sind Blogs von Versicherern aber die Ausnahme. Von den beinahe 330 Versicherern, die bei der BaFin registriert sind, unterhalten nur 26 Anbieter einen eigenen Blog: immerhin zehn mehr als im Vorjahr.

Der Unternehmensblog der R+V Versicherung hatte den Preis schon im letzten Jahr abgeräumt und konnte seinen Titel verteidigen. Er habe sich seit 2010 „zum inhaltlichen Herzstück unseres Social Media Engagements entwickelt“, wird Medienmanager Suibert Monz im Pressetext zum Wettbewerb zitiert.

Der R+V-Blog ist thematisch breit aufgestellt: er berichtet über allgemeine Verbraucherthemen wie etwa die Frage, wie man Photovoltaik-Anlagen versichert. Zum anderen gewährt der Versicherer Einblicke in sein Unternehmen: Mitarbeitern haben Gelegenheit, aus dem Arbeits-Alltag zu berichten. Kritisch angemerkt wurde hingegen, dass der Blog recht werbelastig sei.

Festzuhalten bleibt, dass die R+V vor allem bei der quantitativen Medienanalyse durch die Medienwissenschaftler aufs Siegerpodest gehoben wird. Während die R+V in der Inhaltsanalyse den ersten Platz einnimmt und vor allem mit Quantität und Sichtbarkeit gepunktet hat, landet der Blog in der Befragung der Jury nur auf dem vierten Rang. Vor allem bei der Bewertung der Fachqualität durch die Versicherungsexperten schneidet der Blog etwas schlechter ab.

Die besten Versicherungsblogs 2018 nach Interpretation von 3m5.

Policen Direkt bei „Non Corporate Blogs“ vorn

Bei den Non-Corporate-Blogs konnte sich Policen Direkt mit seinem Online-Magazin durchsetzen. Der seit 2003 existierende Zweitmarkt-Anbieter ist auf die Vermittlung sowie den An- und Verkauf von Kapitalbildenden Versicherungen spezialisiert. Insofern ist die Kategorie „Non Corporate“ ein wenig unscharf und missverständlich:

Während in der Rubrik „Corporate Blogs“ ausschließlich Blogs von Versicherern erfasst werden, die sich an Verbraucher wenden, so fallen in die zweite Kategorie „Non-Corporate Blogs“ Webangebote von -Zitat- „Privatpersonen/Versicherungsmaklern oder Beratungsunternehmen, die nicht nur für eine Versicherung tätig sind, Zielgruppe: Endkunden“. Ob hier die Bezeichnung "Non Corporate" glücklich gewählt ist, darf diskutiert werden: es sind Anbieter mit finanziellen Interessen, die selbst auch Versicherungen kaufen und/oder verkaufen.

Auf dem aufgeräumt wirkenden Blog von Policen Direkt gibt es eine Mischung aus Verbraucher-Infos, die einfach und verständlich über Versicherungsthemen aufklären („Arbeitslosigkeit - Was ist mit der Lebensversicherung?“, „Hoverboard: Welche Versicherung zahlt für Schäden?“). Auch Fachbeiträge lassen sich vereinzelt finden. Auffallend: Wer den Button „Alle Artikel lesen!“ anklickt, um sich durch das Beitragsarchiv zu blättern, erhält derzeit die Info „Diese Seite wurde nicht gefunden!“

Jury-Urteil besonders gewichtet

Der Blog von Policen Direkt wurde von der Jury nach vorne gehoben, denn bei der Medienanalyse (Reichweite, Verständlichkeit etc.) hatte Captain HUK die Nase weit vorn: mit 71,07 zu 22,28 Punkten. Doch während Policen Direkt von der Jury 58,41 Punkte erhielt, kam Captain HUK nur auf 38,47 Punkte. Hierbei gilt es zu berücksichtigen, dass das Jury-Urteil dreifach in die Endpunktzahl einfließt, da -Zitat-:… “die Bewertung der Nutzer höher wiegt als die rein quantitative Messung“.

Zudem entpuppt sich Captain HUK als sehr meinungslastig, während Policen Direkt einen sachlicheren Stil pflegt. Bei Captain HUK handelt es sich um eine Seite von Kfz-Sachverständigen und Verkehrsanwälten, die in einer mitunter offensiven und polemischen Sprache das Regulierungsverhalten der Kfz-Versicherer anprangert und hierzu Verbrauchertips gibt.

Gelobt wurde von der Jury, dass der Blog von Policen Direkt eine professionelle Aufmachung biete, einen informellen Mehrwert habe und die Beiträge mit selbst entworfenen Graphiken und Diagrammen veranschaulicht werden.

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In der Rubrik "B2B/Fachblog" konnten sich erstmals die Versicherungsforen Leipzig behaupten, die sich an ein Fachpublikum wendet. Gelobt wurde unter anderem die Verständlichkeit und Übersichtlichkeit der Seite. Kritik gab es jedoch auch hier: So seien die Themen mitunter recht allgemein und Beiträge würden abrupt enden. So landeten die Versicherungsforen bei der Expertenbefragung "nur" auf Rang 3.

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