Die Fusion der beiden Sparkassen-Versicherer Provinzial NordWest und Rheinland hat am Montag eine wichtige Hürde genommen. Alle sieben Anteilseigner haben dem Memorandum of Understanding zugestimmt - ein Papier, das den Zusammenschluss der beiden Versicherer leiten soll. Im September hatten die Anteilseigner das Eckpunkte-Papier ausgearbeitet. Das berichten die beiden Versicherer am Montag in einer gemeinsamen Presseerklärung.

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Damit hat auch der mächtige Landschaftsverband Rheinland (RLV) zugestimmt. Ihm gehört ein Drittel der rheinländischen Provinzial. Die Zustimmung des Verbandes galt bis zuletzt als unsicher. Sie sei auch nicht einstimmig gefallen, heißt es nun. Die Fusion soll die Wettbewerbsfähigkeit der beiden Versicherer in Zeiten niedriger Zinsen steigern - unter anderem durch das Bündeln der Verwaltung.

Beitragseinnahmen von sechs Milliarden Euro

Mit der Entscheidung ist nun der Weg frei für weitere Schritte zu einer Fusion. Hierzu zählt unter anderem das sogenannte Due Diligence: beide Versicherer werden nach ihren wirtschaftlichen, rechtlichen, steuerlichen und finanziellen Verhältnissen analysiert. Auch weitere rechtliche und vertragliche Details müssten noch abgeklärt werden, heißt es im Pressetext.

Gelingt die Fusion, entsteht daraus der größte öffentliche Sach- und Lebensversicherer in Deutschland mit Brutto-Beitragseinnahmen von mehr als sechs Milliarden Euro. Ziel ist eine Fusion zum 01. Januar 2019. Vorstandschef soll Rolf Breuer werden, aktuell Chef der Provinzial NordWest. Als Hauptsitz des Versicherers ist Münster vorgesehen.

Fünf gescheiterte Versuche

Mit einer erfolgreichen Fusion könnte ein jahrelanges Hick Hack zum Abschluss kommen. Denn vorausgegangen waren fünf gescheiterte Fusionsversuche. Ausschlaggebend waren hierbei auch rechtliche Fragen. So soll der neue Versicherer die Form einer Aktiengesellschaft (AG) haben. Bei früheren Anläufen war auch darüber diskutiert worden, die Provinzial NordWest in eine Anstalt des Öffentlichen Rechts zurückzuverwandeln - so hatten es die Rheinländer gewünscht. Weil dies aus Sicht mehrerer Verbände Steuerrückzahlungen in zweistelliger Millionenhöhe bewirkt hätte, legten sie ihr Veto ein.

Ausgehend von der Finanzkrise 2008 stand auch eine mögliche Privatisierung der Provinzial im Raum - unter anderem soll die Allianz interessiert gewesen sein. Nicht etwa, weil die Versicherer schlecht dastanden: sie haben in ihrer Region eine treue Kundschaft. Doch nach der Finanzkrise brauchten Landesbanken und Landschaftsverbände frisches Geld. Allein für die inzwischen aufgespaltene WestLB musste die Landesregierung Nordrhein-Westfalen und Verbände 11,4 Milliarden Euro an Sicherheiten bereitstellen, nachdem sich die Bank mit Subprime-Krediten verzockt hatte. Das erhöhte die Bereitschaft, auch Tafelsilber zu verscherbeln, um einmalig Geld in die öffentlichen Kassen zu spülen.

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Umso mehr lässt nun eine Sperrklausel im Fusionspapier aufhorchen. So soll eine Veränderungssperre bei den Anteilseignern festgeschrieben werden, womit eine Teilprivatisierung de facto ausgeschlossen wäre. Ein Problem bedeutet die angedachte Fusion aber für viele Mitarbeiter. Von den insgesamt 5.000 Jobs soll jede zehnte Stelle eingespart werden.

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