“Millennials“ - so heißt ein etwas schwammiger Begriff für jene Generation, die um die Jahrtausendwende der Nullerjahre geboren wurde. Gern werden die Millennials mit klischeehaften Stereotypen in Verbindung gebracht. „Generation Selfie“ ist so eins, „Generation Why“ (möchte sich nicht festlegen), „Generation digital“ oder „Generation me“ (auf Selbstdarstellung und Selbstoptimierung bedacht). Dabei wird gern übersehen, dass es gerade diese Generation ist, die etwa die Proteste gegen die Waffenlobby in den USA trägt oder am Wochenende in Berlin zu Tausenden für die Seenotrettung an europäischen Grenzen demonstrierte: so selbstfixiert sind sie gar nicht.

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Nun taucht der Begriff „Millennials“ auch in einem Pressetext der Nürnberger Versicherung auf. Und es gesellt sich ein neues Charakteristikum hinzu: die Generation, die das Thema Altersvorsorge auf die lange Bank schiebt. „Ja zur Altersvorsorge - aber nicht jetzt“, so ist der Pressetext überschrieben. Die dazugehörige Studie stammt vom F.A.Z.-Institut: ein „Dienstleister für Kommunikations- und Marketingentscheider“, so die Selbstdarstellung, der zur Verlagsgruppe der Frankfurter Allgemeine Zeitung gehört. Mit anderen Worten: man bietet Umfragen an, mit denen Firmen für ihre Produkte werben können.

Gemischtes Bild: Ja zu Rente und Altersvorsorge, aber…

Dabei liefert die Studie durchaus Ergebnisse, die darauf schließen lassen, dass die Themen Rente und Altersvorsorge auch bei jungen Menschen angekommen sind. Insgesamt 1.000 Bürger im Alter von 18 bis 29 Jahren hat der Marktforscher Toluna im Auftrag des F.A.Z.-Instituts befragt. Und das Bild ist widersprüchlicher, als es der Pressetext der Nürnberger vermuten lässt.

Mit 39,2 Prozent machen sich mehr als ein Drittel der Befragten Sorgen darüber, dass die staatliche Rente für den Lebensabend nicht ausreichen wird, berichtet die Nürnberger. Gleichzeitig würden 30,6 Prozent aktuell andere Prioritäten verfolgen und nicht in die Absicherung ihres Ruhestands investieren. Das wertet die „Nürnberger“ im Pressetext derart, dass die Altersvorsorge bei den jungen Menschen keine Rolle spielt. Bedeutet diese Zahl aber nicht auch, dass immerhin 69,4 Prozent eben doch etwas für ihren Lebensabend tun?

Durchaus differenziert sind auch die Ergebnisse hinsichtlich der privaten Vorsorge. „Wenig Vertrauen in private Altersvorsorgeprodukte“ ist der entsprechende Abschnitt im Pressetext des fränkischen Versicherers überschrieben. Demnach würden die Teens und Twens zwar noch immer in klassische Altersvorsorgeprodukte wie Lebensversicherungen und Betriebsrenten vertrauen, ohne dass hierzu eine genaue Zahl genannt wird. Aber „für 28,7 Prozent bringen sie nicht genug Ertrag.“ Das ist eine Meinung, über die man diskutieren kann - aber der sich viele Finanzexperten anschließen würden.

26,9 Prozent der Befragten würden stattdessen im aktuellen Niedrigzins in renditestärkere Anlagen wie Wertpapiere oder Immobilien investieren, heißt es weiter im Pressetext. Das könnte wiederum ein Beleg sein, dass Aktien und Fonds bei den jungen Menschen akzeptierter sind als im Schnitt der Bevölkerung. Zur Erinnerung: laut Deutschen Aktieninstitut (DAI) partizipieren nur circa vierzehn Prozent der Bundesbürger überhaupt am Aktienmarkt (der Versicherungsbote berichtete). Hier hätte man sich detailliertere Daten gewünscht.

Gesetzliche Rente - kein eindeutiges Bild

Durchwachsen auch das Bild zur gesetzlichen Rente bei den jungen Erwachsenen. Mehr als jeder Fünfte (26,3 Prozent) gibt zu Protokoll, der Generationenvertrag funktioniere in seiner jetzigen Form nicht mehr. Begründung: die eigenen Abzüge seien bei der staatlichen Rente bereits jetzt zu hoch. 20,5 Prozent glauben gar, jene, die nicht privat vorsorgen, würden am Ende über das Sozialsystem genau so viel bekommen wie sie selbst. Aber: 18,5 Prozent vertrauen darauf, dass bis zu ihrem Lebensabend Rentenkonzepte gefunden werden, die sie im Alter finanziell absichern. Ist das Naivität - oder nicht auch das Vertrauen in die Gestaltungskraft der eigenen Generation?

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Ganze 16,5 Prozent der Befragten denken gar nicht an ihre Altersvorsorge, während 16,7 Prozent sagen, sie seien noch zu jung, um sich mit diesem Thema zu befassen. Zahlen, die auf fehlendes Bewusstsein bei den jungen Erwachsenen schließen lassen - oder im Gegenteil darauf, dass sie dieses Thema doch umtreibt? „Die Nürnberger Versicherung sieht sich bei dieser gesellschaftlichen Herausforderung in der Verantwortung – dem Desinteresse der Millennials an der Altersvorsorge und Versicherungsthemen sowie der damit verbundenen Gefahr einer Unterversorgung“, heißt es im Pressetext. Die detaillierten Studienergebnisse sollen nun in vier Teilen veröffentlicht werden.

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