Mein Haus, mein See, meine Wiese? Geht es um das Thema Geldanlage, wird den Bundesbürgern gern eine konservative Haltung unterstellt. Auf die Frage hin, wie sie ihr Geld am liebsten anlegen mögen, antwortete bei einer Umfrage des GFK-Vereins 2015 die Mehrheit der Deutschen, eine Immobilie sei die erste Wahl (45 Prozent), dicht gefolgt von dem Sparbuch (43 Prozent) und dem Bausparvertrag (31 Prozent). Nur 17 Prozent der Befragten sagten aus, sie könnten sich für ein Investment in Wertpapiere erwärmen.

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9,01 Millionen deutsche Aktionäre

Dieser Diagnose steht ein steigendes Interesse der Bundesbürger in Aktien entgegen. Wie das Deutsche Aktieninstitut (DAI) am Dienstag in Frankfurt am Main berichtet, ist die Zahl der Aktionäre und Aktienfondsanleger 2015 um 560.000 gestiegen. Im Jahresschnitt waren rund 9,01 Millionen Anleger in Aktien investiert. Das ist der höchste Stand seit 2012 (knapp 9,5 Millionen Aktionäre).

„Die Deutschen fassen wieder Vertrauen in die Aktie“, kommentiert Christine Bortenlänger, geschäftsführender Vorstand des Deutschen Aktieninstituts, die aktuellen Aktionärszahlen. Direkte und indirekte Aktieninvestments trugen dabei gleichermaßen zu der Steigerung des Jahres 2015 bei. Die Ökonomin beobachtet ein Umdenken: kurzfristige Ausschläge nach oben und unten werden von den Verbrauchern scheinbar eher akzeptiert, da sie beobachten, dass sich die langfristige Aktienrendite oft positiv entwickelt.

„Wenn Anleger in der Aktie kein kurzfristiges Spekulationsobjekt mehr sehen, sondern eine nachhaltig renditeträchtige Anlageform, ist dies ein gutes Zeichen für die Aktienkultur in Deutschland“, stellt Bortenlänger fest.

Deutlich mehr Aktieninhaber unter 40 Jahren

Positiv bewertet Bortenlänger darüber hinaus, dass bei den „jüngeren“ Anlegern unter 40 Jahren das Interesse an Aktien wächst. Im Vergleich zum Vorjahr ist in dieser Altersgruppe ein Plus von rund 170.000 Aktionären und Aktienfondsanlegern zu verzeichnen, dies entspricht einer Steigerung von 10 Prozent. Auch der Rückstand hinsichtlich des Aktienbesitzes in den neuen Bundesländern wurde in den letzten fünf Jahren nahezu aufgeholt. Gab es 2011 im Osten Deutschlands nur 8,6 Prozent Aktienanleger, sind es heute bereits 12,6 Prozent.

In der Summe aber ist und bleibt der Deutsche eher „traditionellen“ Anlageformen wie der Lebensversicherung und dem Sparbuch verhaftet, trotz des Niedrigzinses. „Dass nur 14 Prozent der Bevölkerung am Aktienmarkt partizipieren, ist immer noch viel zu wenig“, kritisiert Christine Bortenlänger. Breite Bevölkerungskreise würden nach wie vor eine große Unsicherheit bei der Aktienanlage und den langfristigen positiven Effekte auf die Vermögensbildung spüren. Zum Vergleich: In den USA liegt die Aktionärsquote bei ca. 56 Prozent, in der Schweiz ist immer noch jeder fünfte Bürger in Aktien investiert.

Beispielrechnung: Lohnt sich Investment in Aktien?

Lohnt sich das Investment in Aktien? Das Deutsche Aktieninstitut rechnet vor: So benötige man bei einer monatlichen Sparrate von 100 Euro - bei einer historischen Aktienrendite von ca. 9 Prozent pro Jahr - etwa 26 Jahre, um ein Vermögen von 120.000 Euro zu erwirtschaften. Das ergäbe dann eine monatliche private Zusatzrente von 500 Euro, die der Sparer 20 Jahre lang zur Aufbesserung seiner Altersrente einsetzen könnte. Bei der Rendite deutscher Staatsanleihen betrage die Ansparzeit dafür beim aktuellen Zinsniveau mehr als 70 Jahre.

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Voraussetzung für diese Rechnung ist freilich, dass sich der Aktienmarkt weiterhin positiv entwickelt – und dass man in die „richtigen“ Aktien investiert hat. Sicherheit aber ist den Deutschen bei der Geldanlage ein wichtiger Wert, viele Anleger verzichten laut einer forsa-Studie dafür sogar auf Rendite. So bleiben Sparbuch, Sparkonto und Banksparpläne mit 76 Prozent die meistgenutzten Anlageformen der Deutschen.

DAI

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