Männer, die 2016 eine Altersrente bezogen, haben durchschnittlich 39,6 Jahre an Beitragszeiten zur Rentenversicherung vorzuweisen. Frauen hingegen kommen nur auf 27,6 Jahre. Gegenüber dem Jahr 2015 gingen die Beitragszeiten der weiblichen Versicherten sogar leicht zurück (28,1 Jahre).

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Ein Grund ist, dass Frauen noch immer häufiger ihre Erwerbsarbeit unterbrechen, um Kinder großzuziehen und Angehörige zu pflegen. Zwar werden zum Beispiel auch Zeiten der Kindererziehung und der Pflege als Beitragszeit zur Rente gewertet, aber nur in bestimmten Grenzen. So werden pro Kind, das nach 1991 geboren wurde, maximal drei Jahre als Beitragszeit angerechnet, für Kinder bis einschließlich Geburtsjahr 1995 gar nur 24 Monate.

Immer mehr Frauen erwerbstätig

Bei den aktuellen Zahlen gilt es aber zu bedenken, dass speziell in Westdeutschland lange Zeit das männliche Alleinernährer-Modell der Familie überwog. Viele Frauen blieben zu Hause, um die Kinder zu erziehen, während der Mann das Geld verdiente. Das wirkt sich auch auf die Beitragszeiten in der Rentenversicherung aus. Noch im Jahr 1985 war nur etwa jede zweite Frau in Westdeutschland erwerbstätig, so geht aus OECD-Zahlen hervor.

Doch durch die fehlenden Beitragszeiten entsteht nicht nur eine Rentenlücke bei den Frauen. Mit einer stärkeren Erwerbsbeteiligung von Müttern könnte auch Druck vom Rentenbeitrag genommen werden. Zwar ist die aktuelle finanzielle Lage der gesetzlichen Rentenversicherung recht stabil. Schließlich sorgte der solide Arbeitsmarkt und die damit verbundenen gestiegenen Beitragseinnahmen 2017 für ein Plus von knapp 300 Millionen Euro in der Rentenkasse.

Rentenniveau könnte steigen

Doch langfristig könnte der schnellerer Wiedereinstieg von Müttern ins Berufsleben die Beitragszahler bis 2050 um insgesamt rund 190 Milliarden Euro entlasten. Demnach würde der Beitragssatz anno 2050 bei von 23,6 Prozent statt 24,1 Prozent liegen. Gleichzeitig läge das Rentenniveau mit 41,6 Prozent um 0,7 Punkte höher als bei Berücksichtigung des Status quo. Überdies könnte der Staat so rund 13,5 Milliarden Euro an Steuerzuschüssen einsparen. Das geht aus einer Studie des Prognos-Instituts im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervor.

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Bei den Berechnungen legt das Institut allerdings einen deutlich höheren Anteil an erwerbstätigen Frauen mit Kindern unter 18 Jahren zu Grunde. Dieser liegt aktuell bei 66,9 Prozent. Für die genannte Entlastung müsste die Erwerbstätigenquote jedoch auf 85,5 Prozent ansteigen. Ebenso müsste die Wochenarbeitszeit von durchschnittlich 26,3 Stunden auf 29,6 wachsen. Ganz realitätsfremd sind diese Zahlen nicht. Immerhin handelt es sich um Werte, die in skandinavischen Ländern durchaus üblich sind. Dort sind bis zu 95 Prozent der Frauen mit Kindern in Lohn und Brot. Bliebe es beim aktuellen Trend, würde die Erwerbstätigenquote bis 2050 nur auf 71,3 Prozent steigen. Auch die Wochenarbeitszeit bliebe unverändert.

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