Walter Riester wurde Namenspatron der gleichnamigen Riester-Rente: Vor 15 Jahren führte er als Bundeswirtschafts- und Sozialminister unter dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder die staatlich geförderte Altersvorsorge ein. In einem aktuellen Interview kritisiert er nun die aktuellen Spitzen von Union und SPD für ihre Rentenpläne. Diese gehe nicht weit genug.

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„Die Große Koalition nimmt sich viel zu wenig vor“, sagte Riester dem Online-Portal businessinsider.de. Dabei vermisse er vor allem die Einführung einer für jeden verpflichtenden, ergänzenden Altersvorsorge. Diese werde angesichts der steigenden Lebenserwartungen immer drängender. „Hier fehlt es an Mut und teilweise auch an Einsicht“, kritisiert der 74jährige.

Nur etwas mehr als jeder dritte Erwerbstätige riestert

Walter Riester bei einer Podiumsdiskussion in Berlin (Archivfoto). Quelle: VersicherungsboteMit anderen Worten: Riester fordert, dass jeder Erwerbstätige gesetzlich gezwungen wird, eine zusätzliche private Altersvorsorge abzuschließen. Denn bisher erfüllt die von ihm eingeführte Riester-Rente nicht die Erwartungen.

Ursprünglich sollte die Riester-Rente dafür sorgen, dass die Absenkung des Rentenniveaus in der gesetzlichen Rente aufgefangen wird, die mit der Rentenreform von 2001 beschlossen wurde. Vielen Bürgern droht dadurch im Alter eine Vorsorgelücke. Doch knapp 44,5 Millionen Erwerbstätigen stehen derzeit 16,5 Millionen Riester-Policen gegenüber: Das entspricht nur circa 37 Prozent der Erwerbstätigen.

Zudem schwächelt die Nachfrage nach den Altersvorsorgeprodukten seit Jahren. Auch 2017 brach das Riester-Neugeschäft bei den Lebensversicherern um 16,8 Prozent ein, wie aus aktuellen Branchenzahlen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervorgeht. Zusätzlich sind nach Schätzungen des Bundeswirtschaftsministeriums derzeit 20 Prozent der Verträge ruhend gestellt, die Sparer zahlen also keine Beiträge mehr.

Sondierungspapier: Rentenniveau stabilisieren, Grundrente einführen

Der Hintergrund: In einem vorläufigen Sondierungspapier für eine Neuauflage der Großen Koalition haben Union und SPD auch die Grundzüge ihrer zukünftigen Rentenpolitik beschlossen. Unter anderem soll das Rentenniveau bis 2025 bei 48 Prozent des Bruttolohnes stabilisiert werden. Das Rentenniveau gibt die Schere zwischen Durchschnitts-Einkommen und zu erwartender Rente an.

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Auch wollen die angehenden Koalitionäre eine Grundrente zugunsten von Geringverdienern einführen. Wer 35 Jahre in die gesetzliche Rentenkasse eingezahlt hat, soll demnach eine Rente erhalten, die mindestens zehn Prozent über dem regionalen Grundsicherungsbedarf liegt.

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