Stellenausschreibung „für neues Geschäftsfeld“

Interessant ist der Inhalt der Stellenausschreibungen. Darin heißt es laut Reuters, Amazon wolle neue Geschäftsfelder erschließen (“launching a new business”) sowie neue die Palette an Versicherungs-Dienstleistungen erweitern (“creating a new palette of services”). Was dies konkret bedeutet, dazu wollte sich der Versand-Gigant nicht positionieren. Ein Sprecher wollte die Aktivitäten gegenüber „Reuters“ nicht kommentieren.

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Analysten vermuten, dass Amazon nun stärker eigene Versicherungs-Lösungen entwickeln will: und damit den etablierten Versicherern das Geschäft streitig macht. Das Engagement von Amazon könne als sicheres Zeichen für disruptive Tendenzen auf dem britischen Versicherungsmarkt gewertet werden, kommentierte Patricia Davies, Finanzanalystin beim Analysehaus GlobalData.

Denkbar sei zum Beispiel, dass Amazon Hausratversicherungen "designt", die auf den eigenen Sprachassistenten Alexa und Smart Home zugeschnitten sind. Auch Analystin Davies prognostiziert, dass Amazon ganz neue Tarife entwickeln will, weil der Markt sie bisher nicht bereithält. "Ich erwarte nicht, dass Amazon mit traditionellen Versicherungsprodukten um die Ecke kommt", wird Davies von Reuters zitiert.

Stellengesuche unter anderem bei LinkedIn

Amazon habe die Jobgesuche über mehrere Wochen zunächst bei LinkedIn und dem Job-Netzwerk “Where Women Work” gepostet, berichtet Reuters weiter. Konkret hieß es in den Ausschreibungen, frei aus dem Englischen übersetzt: "Zusammen mit internen und externen Partnern definieren wir die Garantien und die Versicherungsdienstleistungen neu, revolutionieren die Art und Weise, wie traditionelle Versicherungs-Dienstleistungen erworben und angeboten werden, und schaffen ein neues Service-Angebot".

(“Along with internal and external partners, we are re-defining the warranties and product insurance experience, disrupting the way traditional product insurance services are acquired and delivered and creating a new palette of services.")

Amazon Protect seit dem Frühjahr 2016 abschließbar

Das Engagement Amazons mit Versicherungen ist noch vergleichsweise neu. Amazon Protect brachte der Online-Konzern zunächst im April 2016 in Großbritannien an den Start, expandierte mit diesem Service jedoch anschließend schnell nach -unter anderem- Deutschland, Italien und Spanien. Hierzulande ist Amazon Protect seit dem Mai 2016 abschließbar, Produktgeber ist unter anderem die britische Warranty Group. Auch mit der Ergo und deren Konzernmutter Munich Re kooperiert Amazon.

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Der Versicherungsbote hat "Amazon Protect" kritisch bewertet. Nicht nur ist der Schutz vergleichsweise teuer - für eine Waschmaschine mit Neupreis 591 Euro müssen für die Zusatzgarantie mehr als 200 Euro gezahlt werden. Zudem behält sich der Produktgeber vor, bei grob fahrlässigem Verhalten die Ersatzleistung „entsprechend der Schwere des Verschuldens zu kürzen“. Als grob fahrlässig kann -abhängig vom Einzelfall- bereits gewertet werden, wenn ein Versicherungsnehmer am Arbeitsplatz Kaffee trinkt und dieser über den Laptop kippt (der Versicherungsbote berichtete).

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