Die Generali Gruppe will ihre deutsche Tochter Generali Leben in einen Run-off überführen und vielleicht sogar an einen Investor verkaufen. Das Neugeschäft wird dann komplett eingestellt: Das hat am Freitag noch einmal Konzernchef Philippe Donnet in einem Handelsblatt-Interview bestätigt (der Versicherungsbote berichtete). Für den deutschen Lebensversicherer hat das nun erste Konsequenzen. Das Ratinghaus Fitch stuft die Generali Leben herab.

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Drei Stufen über Ramschniveau

Statt dem Rating „A-“, was stark bedeuten würde, muss die Generali Leben nun mit einem „BBB+“ leben. Das ist immer noch eine befriedigende Note – aber nur drei Stufen über Ramschniveau. Sollte sich an der Marktsituation in Deutschland etwas zum Schlechteren ändern, könne das zu Problemen bei dem Versicherer führen.

„Unsere Ratingmethode für Versicherer im Run-off ist die gleiche wie für diejenigen Versicherer, die ihr Neugeschäft fortführen. Aber wenn sich Versicherer dafür entscheiden, kann das eine Neubewertung notwendig machen. Wir haben die Finanzstärke der Generali Leben herabgestuft, weil die Überführung in den Run-off zeigt, dass der Versicherer für die Generali Gruppe nicht mehr von strategischer Bedeutung ist“, begründet Fitch das schlechtere Rating in einem englischsprachigen Pressetext.

Fehlendes Neugeschäft im Run-off würde darüber hinaus weitere Risiken mit sich bringen, führt Fitch aus. So könnten die Versicherer nicht mehr auf Entwicklungen am Markt reagieren, indem sie ihr Produkt-Portfolio im Neugeschäft anpassen. Auch könne es Probleme bei der Kapitalbeschaffung geben, wenn entsprechender Bedarf entstehe. Die Herabstufung betrifft ausschließlich die Generali Leben. Alle anderen deutschen Töchter der italienischen Generali-Gruppe behalten ihr starkes „A-“.

Run-Off-Bestände könnten in Deutschland stark anwachsen

Erstmals wurde im September bekannt, dass die Generali den rund 40 Milliarden Euro umfassenden Bestand der deutschen Tochter Generali Leben abwickeln will. Der Konzern kündigte an, ab dem ersten Quartal 2018 keine neuen Verträge mehr in der Generali Lebensversicherung abzuschließen. Ursache hierfür seien unter anderem der Niedrigzins und strengere Eigenmittel-Ansprüche durch Solvency II. „Die aktuelle Situation bindet eine Menge Kapital. Mit der Entscheidung für einen Run-off wird dieses Kapital freigesetzt, und es wird in Deutschland reinvestiert“, hatte Generali-Chef Donnet erklärt.

Die Generali Leben zählt auf dem deutschen Markt zu den größten Lebensversicherern. Sie hatte im Geschäftsjahr 2016 Beitragseinnahmen in Höhe von 3,1 Milliarden Euro und Kapitalanlagen von 42 Milliarden Euro. Das veranlasste bereits Fitch, eine Prognose zu Run-off-Beständen auf dem deutschen Markt nach oben zu korrigieren. Jeder fünfte LV-Vertrag beziehungsweise ein Volumen von 180 Milliarden Euro könnte sich bis 2022 im Run-off befinden, prognostiziert Fitch (der Versicherungsbote berichtete).

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Der Trend zu Run-off "ist getrieben von niedrigen Zinsen und höheren Kapitalanforderungen unter Solvency II, die die Rentabilität von traditionellen Produkten mit Zinsgarantien unter Druck setzen“, schreibt Fitch. Man habe diese Entwicklung zunächst unterschätzt.

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