Birgit König, Vorstandsvorsitzende der Allianz Krankenversicherung. Foto: Allianz Die Allianz Krankenversicherung hat ihre Beiträge zum Jahresanfang 2017 um durchschnittlich drei Prozent angehoben. Das berichtet die Vorstands-Chefin Birgit König im Interview mit dem Berliner „Tagesspiegel“. Die Anhebung sei zwar sehr als in den vergangenen Jahren, „aber verglichen mit den anderen Anbietern ist die Erhöhung noch sehr moderat“, so König.

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„Knapp zwei Milliarden Euro Rückstellungen“

Bei den Beiträgen profitiere die Stuttgarter Allianz-Tochter von der Kapitalanlage des gesamten Konzerns, berichtet König weiter. Andere Versicherer hätten es da deutlich schwerer.

„Trotz der niedrigen Zinsen hat die Allianz im vergangenen Jahr eine Durchschnittsverzinsung von 3,8 Prozent geschafft“, berichtet die promovierte Biologin und frühere McKinsey-Beraterin. „In der privaten Krankenversicherung (PKV) haben wir derzeit knapp zwei Milliarden Euro in unseren Rückstellungen und können einen Teil davon nutzen, um in betroffenen Tarifen Beitragsspitzen zu kappen.“

Nach Ansicht von König wird die Finanzstärke eines Konzerns im Niedrigzins-Umfeld wichtiges Kriterium für die Wahl eines PKV-Versicherers. „Eine Krankenversicherung ist eine langfristige Entscheidung. Für die Kunden ist es enorm wichtig zu wissen, dass es ihren Versicherer auch noch in zwanzig Jahren gibt und dass die Beiträge dann noch bezahlbar sind.“

„Tarif so zusammenstellen, wie Kunden es brauchen“

Als Vorteil der privaten Krankenvollversicherung gegenüber den gesetzlichen Krankenkassen wertet es Birgit König, dass sich Kunden ihren Tarif individuell zusammenstellen können. „Vielen Menschen geht es heute auch sehr darum, dass sie in der privaten Krankenversicherung den Tarif so zusammenstellen, wie sie es wollen und brauchen. Das spielt neben Leistungen und Services eine immer größere Rolle“.

Viel Geld werde für teure und unnötige Behandlungen ausgegeben, kritisiert die Vorstandschefin. Ein Beispiel hierfür seien Rückenbeschwerden, für deren Therapie oft „die gesamte Gerätemedizin angeworfen“ werde. König sagt: "Oft verschwinden solche Beschwerden schnell wieder ganz von selbst. Jedes Jahr geben wir allein bei Rückenschmerzen einen dreistelligen Millionenbetrag aus. Das Geld für die Behandlung könnte man sich sparen und dennoch wären die Patienten optimal versorgt“.

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Belege, dass Privatpatienten häufiger untersucht und therapiert würden als Kassenpatienten, habe die Allianz aber nicht, so König. Unnötige Behandlungen würde es sowohl bei PKV- wie Kassenpatienten geben. Zugleich positionierte sich Vorstandschefin gegen Fitness-Boni à la Generali Vitality, bei denen eine sportliche und gesunde Lebensweise mit Prämiennachlässen belohnt wird. Man könne in der privaten Krankenversicherung nicht einfach „Abschläge nach Gusto“ geben (der Versicherungsbote berichtete).

Tagesspiegel

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