Mark Wilson, wortstarker Chef der britischen Versicherers Aviva, will eine Hauspolice ohne Antragsfragen auf den Markt bringen. „Von Hunderten Fragen zur Versicherung gehen wir auf Null“, habe Wilson laut einem Bericht der in London erscheinenden „Insurance Times“ gesagt. Den fragenlosen Antragsvorgang hält der Aviva-Chef für einen Durchbruch, hin zum Assekuranzmarkt von morgen. Weil künstliche Intelligenz dem Versicherer und seinen Kunden nicht nur Zeit, sondern allen Beteiligten auch Geld spare.

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Viele Informationen für die Gebäudeversicherung sind bekannt

Das Konzept der Big-Data-getriebenen Hauspolice habe die Londoner Denkfabrik „The Garage“ entwickelt. Den Verzicht auf Antragsfragen für Gebäudepolicen erklärt Mark Wilson so: Er brauche dem Kunden keine Fragen stellen, deren Antworten er bereits kenne. Angaben zur Beschaffenheit eines Hauses (aus Fertigteilen oder Stein) oder das Baujahr könne er aus den Akten der Baubehörden bekommen.

Ob eine Immobilie Elementargefahren ausgeliefert ist, dafür habe Aviva alle nötigen Daten (in Deutschland vergleichbar die ZÜRS-Datenbank der Versicherer für Hochwasser). Es gelte nur, bereits vorhandene Datenquellen zu vernetzen. Daraus entstehe ein Ablauf von logischen Handlungsanweisungen (Algorithmen), der Kundenfragen obsolet und ein automatisches Risiko-Votum möglich mache, berichtet die „Insurance Times“ weiter von Aussagen Wilsons.

Börsianer sind skeptisch

Demnächst wolle Aviva mitsamt einer App einen Politversuch starten. Die Kunden würden dank der „schlanken“ Abläufe bei ihrer demnächst komplett digitalen Hauspolice „wahrscheinlich 20 Prozent“ Prämie sparen. Aber: Börsianer in der Londoner City seien ob der großspurigen Ansage Wilsons und der Aviva skeptisch, berichtet die „Insurance Times“ weiter.

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Die Berenberg Bank, eine von mehreren kritischen Stimmen, habe bemängelt, dass die Aviva in keinen Bereich führend sei. Ihre jetzt verkündeten Digitalpläne bräuchten im besten Fall Jahre, um die Bilanz des Unternehmens zu verbessern. Weswegen die Bank es aus Sicht der Aktionäre vernünftiger fände, wenn Aviva auf digitale Investments verzichte und stattdessen die Dividende der Aktionäre erhöhe.

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