Die Bürger müssen für Zahnersatz immer tiefer in die Tasche greifen. Von 2005 bis 2014 stiegen die Ausgaben privater Haushalte für Zahnersatz von 2,62 Milliarden Euro auf 3,14 Milliarden an, berichtet die Deutsche Presse-Agentur (dpa) am Mittwoch. Das bedeutet einen Zuwachs der Kosten um fast zwanzig Prozent. Die Zahlen hatte das Bundesgesundheitsministerium auf Anfrage der Linken-Abgeordneten Sabine Zimmermann mitgeteilt.

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Viele Bürger verzichten aus Kostengründen auf Zahnarzt-Besuch

Eine weitere Zahl lässt aufhorchen. Aus einer Veröffentlichung des Statistischen Bundesamtes zur Haushaltsbefragung „Leben in Europa 2014“ geht hervor, dass fast die Hälfte aller Menschen (48,3 Prozent), die auf einen notwendigen Zahnarzt-Besuch verzichteten, dies aus finanziellen Gründen taten. So haben Menschen mit Zahnschmerzen etwa Sorge, die Kosten für einen notwendigen Zahnersatz nicht stemmen zu können. Weitere wichtige Gründe den Zahnarzt-Besuch herauszuschieben waren laut Umfrage zu lange Wartezeiten, lange Wege oder schlichtweg die Angst vor dem Zahnarzt.

Für Sabine Zimmermann von der Linken sind die Zahlen alarmierend. “Es ist skandalös, dass Menschen notwendige Behandlungen aus Angst vor hohen Kosten nicht durchführen lassen”, sagte die Politikerin. Hohe Eigenanteile beim Zahnersatz würden dafür sorgen, dass man einkommensschwache Menschen am Zustand ihrer Zähne erkenne. Für eines der reichsten Länder der Erde sei das beschämend. Zimmermann fordert, die Zuzahlungen bei Zahnersatz abzuschaffen.

Zahnzusatzversicherung – Upgrade für gesetzlich Versicherte

Schon heute können sich gesetzlich Versicherte mit einer Zahnzusatzversicherung vor hohen Folgekosten beim Zahnersatz schützen. Und tatsächlich nimmt die Bedeutung dieser Sparte in den letzten Jahren zu. Rund 14 Millionen Versicherte hatten laut PKV-Verband im Oktober 2016 einen entsprechenden Vertrag abgeschlossen. Damit hat sich seit 2005 die Zahl der Zahnzusatz-Policen verdoppelt.

Abhängig vom Geldbeutel können Kunden entscheiden, wie viel die Zahnzusatzversicherung im Falle eines Zahnverlustes zuschießen soll und was man bereit ist, aus der eigenen Tasche zu zahlen. Viele Tarife decken selbst bei teurem Zahnersatz 80 bis 95 Prozent der Kosten ab, wenn man die Zuzahlung der Krankenkassen hinzurechnet. Die Zeitschrift „Finanztest“ hat in einem Produktvergleich 2014 explizit gelobt, dass auf dem Markt viele leistungsfähige Angebote zu finden seien. 55 von 189 Tarifen bekamen die Note „sehr gut“ verliehen, viele andere schnitten noch mit „gut“ ab.

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Doch auch Zahnzusatzversicherungen haben mitunter Tücken. Eine wichtige Leistungseinschränkung, auf die es sich zu achten lohnt, sind die vereinbarten Wartezeiten. Zu Beginn eines neuen Vertrags gelten meist acht Monate Wartezeit, während derer die Versicherung gar keine Zahnersatzkosten übernimmt. Zusätzlich beschränken fast alle Versicherer ihre Leistung in den ersten drei bis fünf Jahren auf eine anteilige Ersatzsumme, die sehr unterschiedlich ausfallen kann.

dpa

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