Vor gut zehn Jahren waren lediglich ein Drittel aller neuen EMR-Fälle psychisch bedingt, nun sind es exakt 42,9 Prozent aller Neufälle, bei denen die Deutsche Rentenversicherung (DRV) eine Rente wegen Erwerbsminderung leistet. Die Zahl habe gegenüber 2014 zwar nur leicht zugenommen, aber, wenn man die entsprechenden Fälle des Jahres 2005 ansieht, dann haben seelische Erkrankungen mit einer Zunahme um knapp die Hälfte der Fälle immer mehr Anteil an den Ursachen für die Erwerbsminderung der Versicherten. Dies berichtet „RP-Online“ und beruft sich auf Angaben der DRV.

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Medizinisch keine Zunahme feststellbar

Da der Rententräger dem Prinzip der Rehabilitation vor Rente folgt, muss den Kosten neben EMR-Renten auch der Aufwand für Reha-Maßnahmen zugerechnet werden. Geld, mit dem die Arbeitsfähigkeit kranker Versicherter wiederhergestellt werden soll. In Personen nennt die DRV dem Bericht zufolge für die vergangenen Jahre 2014 und 2015 jeweils rund 186.000 psychisch bedingte Reha-Fälle – gegenüber 2005 ebenfalls ein Zuwachs von gut 40 Prozent.

Um die gestiegenen Zahlen zu verstehen, muss man neben der reinen Lehre der Medizin aber auch soziologische Veränderungen in der deutschen Gesellschaft berücksichtigen, wird in dem Pressebericht ein Sprecher der DRV zitiert: "Die Stigmatisierung in der Gesellschaft ist rückläufig." Wer sich also heutzutage bekennt, seelisch krank zu sein, wird von seinem Umfeld nicht mehr etwa als „irre“ gebrandmarkt – sondern als krank akzeptiert. Neuere Studien belegten bisher keine medizinische Zunahme psychischer Krankheiten.

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