Vermittlersterben oder Marktbereinigung? Fakt ist: die Zahl der registrierten Versicherungsvermittler ging auch im ersten Halbjahr 2016 erneut zurück. Demnach verlor die Branche rund 2.900 Vermittler, wie aus dem Vermittlerregister der Deutschen Industrie-und Handelskammern (DIHK) hervorgeht. Der Trend ist deutlich: Seit dem Höchststand der Vermittlerzahlen zum Jahresbeginn 2011 fielen 33.000 Vermittler aus dem Register heraus (-12,5 Prozent).

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Deutlicher Schwund bei Einfirmenvertretern

Schaut man auf die einzelnen Arten, haben die gebundenen Versicherungsvertreter den größten Schwund zu verzeichnen: also Einfirmenvertreter, die im Auftrag einer Versicherung tätig sind. Ihre Zahl reduzierte sich von 152.928 Personen auf nun 149.997 Fachkräfte (-1,92 Prozent). Auch bei den Mehrfachvertretern mit Erlaubnis ein kleines Minus: von 30.142 auf nun 29.945 Vertriebskräfte (-0,6 Prozent).

Der Rückgang bei den gebundenen Vertretern kommt freilich wenig überraschend. Im Zuge der Digitalisierung haben mehrere große Versicherungen angekündigt, die Zahl ihrer Agenturen reduzieren zu wollen und ausscheidende Fachkräfte, die sich in den Ruhestand verabschieden, nicht zu ersetzen. Versicherer wie die Generali, Ergo, Talanx und Zurich haben zudem einen Abbau tausender Stellen geplant. Stattdessen soll der Vertrieb verstärkt ins Netz verlegt werden, um sich dem geänderten Nutzungsverhalten der Verbraucher anzupassen.

Stabile Maklerzahlen

Stabil zeigt sich hingegen die Zahl der Versicherungsmakler nach §34d Gewerbeordnung. Zum Stichtag 1. Juli waren 46.687 Makler im Vermittlerregister registriert – damit stieg ihre Zahl sogar leicht um 45 Personen (+0,09 Prozent). Die Zunahme der ungebundenen Vermittler könnte auf eine Trendumkehr hindeuten: noch in den letzten drei Quartalen des Vorjahres hatten die Makler einen Rückgang um 465 Personen zu beklagen.

Registrierungen im Versicherungsvermittlerregister der DIHK, Stand 1. Juli 2016

Mehr produktakzessorische Vermittler: Autohaus verkauft Versicherungen

Ebenfalls zulegen konnte die Zahl der produktakzessorischen Vermittler, von 3.426 Anfang Januar auf nun 3.600 (+5,08 Prozent). Das sind Gewerbetreibende, die nicht hauptberuflich Versicherungen vermitteln und von der Erlaubnispflicht befreit sind, sich gleichwohl bei den Industrie- und Handelskammern registrieren müssen.

Typisches Beispiel ist ein Autohaus, das beim Kauf eines Neuwagens die passende Kfz-Versicherung bietet. Oder eine Restschuldversicherung für Kreditnehmer, falls bei Krankheit die Autoraten nicht bedient werden können. Der kleine Boom in diesem Segment ist auch auf die Zunahme von Kooperationen zwischen Versicherern und Fahrzeugherstellern zurückzuführen. Unter anderem hat die Allianz als Nummer 2 auf dem Kfz-Versicherungsmarkt ihr Engagement in der Automotive-Sparte ausgebaut und kooperiert mit Firmen wie Ford, VW und Audi.

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Provisionsfreie Vermittlung bleibt Nische

Leicht zulegen konnte auch die Zahl der Honorarberater nach §34e Gewerbeordnung, die ihre Beratung provisionsunabhängig vornehmen und sich stattdessen direkt vom Kunden auszahlen lassen. Die Zahl der Berater wuchs von 292 auf nun 299 Fachkräfte an. Damit bleibt die Honorarberatung eine Nische im Versicherungsvertrieb. Politik und Verbraucherschutz wollten die Honorarberatung eigentlich stärken, um die Abhängigkeit der Vermittler von den Provisionen und Courtagen der Produktgeber zu reduzieren.

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