Die Allianz Leben wirbt für ihre (auch) Fondspolice „Index Select“ mit „"hohen Wachstumschancen" durch die "Partizipation", also Beteiligung am europäischen Aktienindex Euro Stoxx 50, wobei das Unternehmen seinen Sparern nur die eingezahlten Beiträge in Summe garantiert. Inzwischen bereits gut 400.000 Mal, berichtet „Spiegel Online“, und dass die Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH) den Versicherer nun abgemahnt habe.

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Index Select „intransparent“

Die Reklame des blauen Riesen unter den Geldeinsammlern der Assekuranz sei intransparent und geeignet, bei den Kunden „Fehlvorstellungen hervorzurufen“, wird berichtet. „Hohe Wachstumschancen“ suggeriere Verbrauchern, sein Spargeld gehe voll in den Kapitalmarkt. Dem ist tatsächlich nicht so. Nach Abzug der Abschusskosten, innerhalb der ersten fünf Jahre immerhin gesamt vier Prozent der gesamten geplanten (!) Beitragssumme, muss der Versicherer erst Vorkehrungen treffen, um die Beiträge des Kunden zum Ablauftermin hin zu sichern.

Und dann fließen eben, weil es technisch sein muss, bei einem 25-jährigen Kunden, der bis 67, also für die Rente spart, sage und schreibe 66 Prozent des Beitrags in ebenso bombensichere wie zinsarme Staatsanleihen. Von einer wirklichen „Beteiligung“ an einem Aktienindex kann bei dieser Quote kaum die Rede sein. Von 100 Euro Spargeld monatlich bleiben nach Abzug von 66 Euro nur noch 34 Euro übrig. Davon sind anfangs (für fünf Jahre) anteilige Abschluss- und laufende Kosten abzuziehen. Und der Ratenzuschlag von etwa 4,75 Euro. Jeden Monat.

Großteil der Beiträge in Staatsschulden einbetoniert

Es kommt bei dieser Kostenstruktur also kaum Geld an der Börse an, wo es Rendite erarbeiten könnte. Ist der Sparer keine 25 mehr, sondern schon 40 Jahre alt, dann braucht es 77 von 100 Euro Sparrate, die etwa in zinsarme bis zinslose Staatsschulden solventer Staaten investiert werden müssen. Um die Beiträge des 40-jährigen Kunden zum Rentenbeginn hin zu sichern, müssen also 77 Prozent seines Beitrags regelrecht einbetoniert werden. So gesehen auf ewig, der so genannte Cash Lock.

Nun soll die Allianz Leben die von der Verbraucherzentrale Hamburg beanstandete Werbung unterlassen, wird von selbiger gefordert. Bis zum 10. Juni soll der Versicherer von seinen Werbeaussagen abschwören, vulgo eine Unterlassungserklärung an die VZHH schicken. Vor allem soll der Versicherer die Begriffe "Indexpartizipation" oder "Indexbeteiligung" nicht mehr verwenden. Für die Allianz seien die Vorwürfe der Verbraucherschützer "in keiner Weise nachvollziehbar", zitiert "Spiegel Online" das Unternehmen.

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Das Produkt „Index Select“ werde den Kunden „ausführlich und anschaulich“ erläutert. Auch sei das Produkt „mehrfach von unabhängigen Marktbeobachtern wie dem Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften positiv bewertet worden“. Kritik an der Kommunikation, den Kosten und der Konstruktion seiner Policen musste die Allianz in dieser Woche nicht zum ersten Mal einstecken. An diesem Mittwoch erst attackierte der Bund der Versicherten das Unternehmen (der Versicherungsbote berichtete).

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