Parallel zur Studie der Universität St. Gallen gab auch die Unternehmensberatung Willis Towers Watson eine Studie heraus. Diese zielt auf das gleiche Ergebnis ab und besagt, dass zwei Drittel der Versicherungsvorstände in Deutschland einem Run-off von Portfolios offen gegenüberstehen. Run-off-Geschäft bedeutet das Lahmlegen von Geschäftsfeldern: Die Unternehmen verkaufen in diesen Sparten und Tarifen keine neuen Verträge mehr, sondern lassen nur noch bestehende Verträge auslaufen. Davon versprechen sie sich sinkende Kosten bei der Verwaltung und Datenverarbeitung der Bestände.

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Über die Hälfte der Versicherer verfügen über Run-off

Mehr als die Hälfte aller Versicherer verfügen inzwischen über ein eingestelltes Geschäft (52,9 Prozent). 2012 waren es laut Studie noch 41,7 Prozent. Unter den Rückversicherern sei der Anteil mit Run-off noch höher. Hier beträgt er mittlerweile 71,4 Prozent (2012: 60,7 Prozent). “Obwohl die Thematik bei Rückversicherern noch ausgeprägter ist als bei Erstversicherern, beobachten wir ein zunehmendes Interesse auch seitens national agierender Erstversicherer und bei kleineren Versicherern”, sagt Martin Eling, Autor der Studie und Direktor am Institut für Versicherungswirtschaft an der Universität St. Gallen.

Für die aktive Reduzierung stelle man allerdings Unterschiede zwischen den Gesellschaftsarten und den Ländern fest, so Elling und weiter: „Zurzeit reduzieren besonders Schweizer und Luxemburger Versicherer Run-off-Bestände aktiv. Die Studie zeigt aber auch, dass deutsche Versicherer im Management von Run-off aufholen.“

Run-off-Deals werden 2016 4-Milliarden-Euro-Marke übersteigen

„Die vermehrten Run-off-Aktivitäten haben ihren Ursprung in der wirtschaftlichen und strategischen Notwendigkeit zur Konsolidierung und in den strengeren Regulierungen. Das macht Solvency II zu einem wichtigen Treiber für Run-off. Wir erwarten, dass die Summe aller Run-off-Deals 2016 den Rekordwert von 4 Milliarden Euro erreicht,“ ergänzt Arndt Gossmann, Vorstandsvorsitzender der Darag.

Die Unternehmen selbst verkaufen ihren Rückzug gern als "geschäftspolitische Entscheidungen" und begründen ihn meist mit der "Aufgabe eines Geschäftsfeldes", "außerplanmäßiger Schadenverlauf" oder "Konzentration auf das Kerngeschäft (Komplexitätsreduktion)". Run-off-Vorkommen sind vor allem im Bereich der Sachversicherungen nichts Ungewöhnliches mehr, dort haben der Marktstudie zufolge Unternehmen Produkte vor allem in den Sparten Haftpflicht-, und Kfz-Versicherung lahmgelegt. Die Sparten Rechtsschutz und Kreditversicherung nehmen den geringsten Anteil ein.

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Für die Zukunft prognostizieren die Studienteilnehmer eine weitere Zunahme der Run-off-Aktivitäten. Einen Hauptgrund sehen die Studienautoren vor allem in der Unsicherheit über die künftige Schadenentwicklung. Weitere wichtige Anreize seien zudem zusätzliches Kapital und sinkende Kosten.

redRobin. Strategic Public Relations GmbH

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