Es gibt frische Zahlen vom FinTech-Markt und den Disruptoren, pardon kreativen Marktstörern in der Versicherungs-Industrie, den InsurTechs. Nach Angaben des Beratungsunternehmens Ernst & Young (EY) fließen derzeit Milliarden in Startups, die die Bank- und Assekuranz umkrempeln sollen. „Anshu Jain hat seinen Rucksack geschnürt“, berichtete kürzlich die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ). Der geschasste Deutsche-Bank-Co-Chef gehe als Berater zu dem Fintech Social Finance Inc., welches sich als „das Gegenteil einer Bank“ geriere, berichtet das Blatt.

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Beobachter nicht nur in der FAZ werten Jains Schritt in die neue Technik-Welt als Signal: Der FinTech-Markt, speziell der BankTech- und der InsurTech-Markt, bewegt sich. Weltweit. Die FAZ berichtet von einer EY-Studie, wonach im Jahr 2014 weltweit umgerechnet 25 Milliarden Euro an FinTechs geflossen seien. Knapp ein Fünftel davon ins kalifornische Silicon Valley, knapp zwei Milliarden Euro in Fintech-Brutkästen nach New York.

Fintech-Boomtowns London und Berlin

Zurzeit ist London FinTech-Boomtown in Europa, zum Beispiel durch sein über britische Grenzen sehr beachtetes Startup-Bootcamp, wo auch deutsche Unternehmen auf internationale Investoren treffen. Und Start- oder gar Expansionskapital kapital kassieren. Dort seien den EY-Zahlen zufolge im letzten Jahr 707 Millionen Euro in die Kassen der FinTechs geflossen.

Die deutsche FinTech-Hauptstadt ist Berlin, doch wollen in Frankfurt/Main sowohl staatliche wie private Organisatoren FinTechs einen fruchtbaren Boden bereiten - und Geld liefern. Für Deutschland berichtet die FAZ wiederum Zahlen von EY: 250 Fintech-Unternehmen mit 13.000 Mitarbeitern. Investitionen 2014: 576 Millionen Euro (2013: 225 Mio.). Das Blatt zitiert EY-Studien-Mitautor Jan-Erik Behrens: „Überall dort, wo in der Finanzbranche Prozesse mit großem Aufwand betrieben werden, können Fintechs viel beschleunigen.“

InsurTech auf Krücken

Aber auch noch so viel Geld an Insurtechs ändert nicht an der Tatsache, dass die Datenströme bei Versicherungsverträge hoch komplex sind, vor allem die Schnittstellen. Der Versicherungsbote berichtete kürzlich etwa an den Beispielen der App-Makler Knip, Clark und Myfeelix darüber, wie InsurTechs mit Maklerpools kooperieren. Müssen. Mangels eigener Datenstränge und –ströme müssen die neuen Unternehmen alte Wege gehen und sich sozusagen Datenleitungen bei Maklerpools mieten.

Ob klassische Versicherungsmakler dieses Vorgehen von Maklerpools nun gut oder schlecht finden, das muss jeder Makler für sich selbst beurteilen. Und jeder Pool wird sich gut überlegt haben, mit welchem FinTech er warum (nicht) kooperiert. Alle Beteiligten werden sich zweifellos daran orientieren, nur faire Geschäftsmodelle zu verfolgen. Aber eines sollten Investoren, die zurzeit Millionen in die InsurTechs pumpen merken – oder mal mit spitzem Bleistift nachrechnen.

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Investoren sollten Maklerpools kaufen

Wenn InsurTech nur auf Krücken funktioniert, weil ohne Maklerpools keine Datenbrücken zu den Versicherern existierten, dann wäre es effektiver gewesen, einen Maklerpool zu kaufen. Dieses technische Grundgerüst bräuchte dann noch einen Startup-Mantel, gute Laune, die unvermeidliche App, hätte (richtig verhandelt) bereits Kunden und bräuchte weniger Personal. Bei vielen Startups rotieren derzeit Aushilfskräfte, die zum Beispiel vom Versicherer nach Bestandsübertragung gelieferte Papierpolicen scannen, dokumentieren, elektronisch lagern und natürlich die Daten von Hand eintippen.

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