Beim Blick in die Zukunft der Generali äußerte der Chef des Unternehmens seine Zielsetzung: „Wir müssen unsere Struktur stark vereinfachen und Komplexitäten reduzieren. Ich will unter anderem die Kosten in den weniger kundenrelevanten Stabsbereichen um 30 Prozent senken“, so kündigte Vorstandschef Giovanni Liverani im Interview mit der WirtschaftsWoche an. Neben der internationalen Generali-Holding mit Sitz in Italien sei eine Holding mit 400 Mitarbeitern in Deutschland nicht sinnvoll: „Weder unsere Kunden noch die Aktionäre wollen dafür zahlen. Und die wollen beispielsweise auch nicht für 34 Vorstandsmitglieder zahlen, die wir in Deutschland hatten. Unsere Wettbewerber haben zwischen 10 und 20 weniger. Es muss auch nicht jede deutsche Tochtergesellschaft eigene Controller, Entwickler und Personaler haben“. Ferner kündigte er an, Alternativen zu den bisherigen klassischen Kapitallebensversicherungen etablieren zu wollen, denn: "Wir verkaufen jetzt vor allem fondsgebundene Lebensversicherungen mit Garantie auf das eingezahlte Geld und Renditechancen durch höheres Risiko“.

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Vitality Programm von Generali ab 2016

Ferner soll ein sogenanntes Vitality-Programm dem Unternehmen und den Kunden Gesundheit und Frische verleihen. Die Generali will mit Gesundheits-Apps punkten, mit deren Hilfe Kunden regelmäßig ihre Gesundheitsdaten an den Versicherer übermitteln und eine gesunde Lebensweise mit Rabatten und Gutscheinen belohnt wird. Entsprechende Tarife sollen hierzulande im ersten Halbjahr 2016 starten (Versicherungsbote berichtete). Die Datenerhebung funktioniert über eine App, die zum Beispiel Vorsorgetermine dokumentiert, Schritte zählt und sportliche Aktivitäten misst.

Im Prinzip werden hier Daten der privaten Lebensführung gegen günstigere Tarife „getauscht“: ein Deal, von dem beide Seiten profitieren können? Datenschützer warnen vor dem gläsernen Patienten. Doch Liverani versteht diese Bedenken angesichts der massenhaften Datenpreisgabe von Nutzern bei Google und Facebook nicht. „Es ist mir ein Rätsel, warum manche Deutsche ihrer Versicherung so weit vertrauen, dass sie ihnen 30 Jahre lang jeden Monat Geld überweisen, aber bei Daten solches Misstrauen herrscht.“ Außerdem: „Ein Versicherer unterliegt schließlich strengen Kontrollen – anders als Google oder Facebook, denen viele Menschen bedenkenlos private Daten geben“.

Vielmehr stünde im Vitality Programm die Option für den Kunden im Vordergrund, nicht die Verpflichtung, zudem sei das Angebot streng nach den Datenschutzbestimmungen gestaltet. „Wir bekommen nur den Vitality-Status übermittelt, den ein Kunde mit seiner gesunden Lebensweise erreicht hat. Teilnehmen kann jeder – egal, ob jung oder alt, ob krank oder gesund – und muss keiner. Dann gibt es zum Beispiel Rabatte für den Bioladen oder das Fitnessstudio“.

Genauso, wie sich anhand der Daten zur Lebensführung prognostizieren lässt, welche Kosten ein Versicherter eventuell evozieren könnte, so können auch Daten zum Haushalt positiv auf die Tarifgestaltung einwirken. Beispielsweise sprach Liverani davon, dass derzeit ein Produkt entwickelt werden würde, „bei dem ein intelligentes Thermostat im Haus erkennt, ob jemand daheim ist. Ist jemand öfter zu Hause, verbilligt sich zum Beispiel die Diebstahlversicherung, weil es unwahrscheinlicher ist, dass eingebrochen wird.“

Wer gut fährt, spart Geld und wer gesund lebt auch

Nach einem ähnlichen Muster hat Generali in Italien die Autos von bereits einer Million Kunden mit Blackbox-Technik ausgestattet, welche dazu dient, die individuellen Fahrerdaten der Versicherten zu speichern, um die Tarife daran anzupassen. „Bei angemessener Fahrweise zahlt der Kunde für seine Versicherung deutlich weniger. Solche Telematik-Tarife werden wir Anfang 2016 auch in Deutschland anbieten“, sagte Liverani.

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Der Manager scheint viele Ideen zu produzieren, vielleicht weil er seine Branche durch den Niedrigzins massiv bedroht sieht. Eine seiner Lösungen ist es, den niedrigen Zinsen künftig mit verstärkten Investitionen in Aktien zu begegnen. „Wir suchen nach Lösungen, mit denen wir unsere durchschnittliche Rendite bei der Kapitalanlage steigern können. Im vergangenen Jahr lagen wir bei 3,6 Prozent. Dazu werden wir die Aktienquote hochfahren“, kündigte er an.

Das eingesammelte Geld der Lebensversicherungs-Kunden will die Generali zukünftig stärker in Autobahnen oder Windparks investieren. „Engagements in Stromnetze oder Windparks bieten langfristig konstante Renditen von fünf bis sechs Prozent, passen also ideal zur Lebensversicherung. So richtig fliegt Infrastruktur aber noch nicht, wegen der strengen Vorschriften."

wiwo

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