Nichts gegen eine volkswirtschaftliche Betrachtung der Rentenwelt der Zukunft! Dieser Sicht auf die Versorgung der Rentner von morgen widmet sich aktuell das Wirtschaftsmagazin „Capital“ in einem Vorbericht zu seiner demnächst erscheinenden Print-Ausgabe. Auf seiner Internetseite berichtet das Magazin, Renten-Professor Bert Rürup, immerhin Vordenker des Alterseinkünftegesetzes, kritisiere: „die Bundesregierung rechnet in ihren Rentenmodellen zu optimistisch“.

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Das Rentenniveau sinkt

Bundessozialministerin Andrea Nahles' Ministerium rechnet für das Jahr 2027 mit einem Rentner-Versorgungsniveau von 51 Prozent, wird berichtet. Auch steht bei „Capital“ zu lesen, Rürup komme mit „Unterstützung von Versicherungsmathematikern“ nur auf 48 Prozent Rentenniveau. All diese Werte muss man ferner als Bruttozahlen betrachten. Spätestens ab 2040 nämlich müssen alle Neu-Ruheständler ihre Rente voll versteuern – falls diese Rentner überhaupt genug Einnahmen zum versteuern haben werden. Daran bestehen Zweifel.

Riester-Kürzungen bestehen seit 2002

Mit Einführung des Altersvermögensgesetzes wurden die gesetzlichen Renten ab 2002 erst einmal gekürzt; kurz gesagt um eine fiktive Riester-Rente. Die Annahme des Gesetzgebers: Jeder Arbeitnehmer riestert pro Jahr vier Prozent seines Bruttogehaltes. Die Riester-Beiträge wiederum sollen sich mit vier Prozent pro Jahr verzinsen. Das rechnerische Ergebnis wurde sodann als Kürzung in die Rentenformel eingebaut (der Altersvorsorgeabschlag, kurz AVA). Im Gegenzug kam die Riester-Rente, gefördert mit Zulagen und Steuervorteilen. Aber die Riester-Theorie der Regierung hat zwei Haken.

Zu wenig Rendite

Durch hohe Kosten der geförderten Produkte wurde die Rendite der Verträge gedrückt. Durch anhaltend geringe Zinsen kommt nicht genug Kapitalertrag auf dem Riester-“Konto“ zusammen und: Viel zu wenige Menschen riestern überhaupt, um sich die automatisch erfolgte Rentenkürzung seit 2002 zurückzuholen. Von den 34 Millionen Menschen, die riestern könnten (und müssen), zahlen laut Angabe von „Capital“ kaum ein Fünftel den vollen Riester-Beitrag: vier Prozent vom Brutto.

Akademische Renten-Theorien helfen dem Sparer nicht

Außerdem, so berichtet das Magazin, rechne die Bundesregierung je Riester-Rentner mit etwa 70 Euro aus der geförderten Rente. Bei der als Beispiel genannten Allianz Lebensversicherung betrage die derzeit gezahlte Riester-Rente lediglich knapp 58 Euro. Alle genannten Zahlen und Rentenquoten zeigen: Ob demnächst, Prognosejahr war hier 2027, nun 48 oder 51 Prozent Renten-Versorgungsniveau herauskommen, ist für die Rentner der Zukunft, die heute noch vorsorgen können, ein rein akademische Frage.

Erklärt dem Kunden die Riester-Rente

Konkret sollte jeder Arbeitnehmer „seine“ vollen vier Prozent vom Bruttogehalt in eine Riester-Rente einzahlen. Die Produktanbieter und die Berater vor Ort müssen dies dem Kunden nur einleuchtender erklären. Weil die Rentner der Zukunft keine 48 oder 51 Prozent ihres letzten Einkommens als Rente brauchen, sondern mindestens 80 Prozent. Wie viel Geld sie genau benötigen, kann der Berater mit jedem Kunden persönlich berechnen.

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Riester reicht nicht

Und weil Riestern die Kürzungen der gesetzlichen Rente lediglich ausgleicht, müssen die Bürger weit mehr als vier Prozent ihres Einkommens sparen. Faustregel: 10 Prozent. Vielleicht sollte gerade die am Verbraucher orientierte Presse weniger Makroökonomie und mehr Verbraucheraufklärung betreiben. Zusätzlich müssen auch die von Verbraucherschützern kritisierten Kosten der Riester-Rente runter.

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