Der Suchmaschinen-Gigant Google steht in den USA kurz vor dem Einstieg ins Versicherungsgeschäft, wie Stern Online berichtet. Ellen Carney, Analystin beim Marktforschungsunternehmen Forrester, prognostizierte in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie, noch im ersten Quartal werde Google ein Portal zum Vergleich von Versicherungen anbieten. Dabei wolle Google auch selbst Autoversicherungen verkaufen.

Anzeige

Google Compare: Markteintritt ins Versicherungsgeschäft gestaltet sich schwierig

Bislang dürfe Google bereits in 26 US-Bundesstaaten Autoversicherungen anbieten und kooperiere dafür mit mehreren Versicherern, darunter Dairyland und MetLife, heißt es in dem Bericht weiter. Doch der Einstieg ins Versicherungsgeschäft gestaltet sich für Google äußerst holprig, speziell in Europa. In Deutschland war der Start eines Vergleichsportals für Kfz-Policen bereits für September 2013 angekündigt, wurde aber auf unbestimmte Zeit verschoben.

Ursache hierfür sind auch negative Erfahrungen im Nachbarland Frankreich, wo Google sein Vergleichsportal für Kfz-Versicherungen nach wenigen Monaten wieder vom Markt nahm. So hatte Google in Frankreich mit einem Image-Problem zu kämpfen. Weil der Suchmaschinen-Riese nicht bereit war, französische Datenschutzbestimmungen einzuhalten, entsprach die Nachfrage nicht den Erwartungen. Auch soll das Portal wenig benutzerfreundlich gewesen sein, was zusätzlich Kunden abschreckte.

Weit besser lief es für Google hingegen in Großbritannien, wo „Google Compare UK“ als Pilotprojekt gestartet ist. Nutzer können dort mehr als 125 Autoversicherungen vergleichen, auch Reiseversicherungen, Kreditkarten und Hypothekenkredite sind im Angebot. Dabei war der Internetriese nicht nur auf eigenes Know How angewiesen: Google kaufte das Vergleichsportal beatthatquote.com auf, welches bereits erfolgreich auf dem Markt agierte.

Marktmacht schafft Misstrauen

Ein Markteintritt von Google ins Versicherungsgeschäft dürfte trotz Startschwierigkeiten kaum aufzuhalten sein. Die enorme Marktmacht schafft auch in Deutschland Misstrauen. Laut dem Onlineportal Web-stats.info verfügt Google bei Suchmaschinen über einen Marktanteil von weit über 90 Prozent. Ist zu befürchten, dass Google die eigenen Angebote bei der Online-Suche bevorzugt? Es drohe die Gefahr, dass derart große Anbieter "nur ein wenig mehr Geld in die Hand nehmen müssen um einen zu vernichten, wenn sie das nur wollen", gab Ivana Höltring, Geschäftsführerin beim deutschen Marktführer für Kfz-Versicherungen NAFI, im Gespräch mit Versicherungsbote zu Protokoll.

Gegenüber Mitkonkurrenten hat Google einen weiteren Vorteil: Der Konzern kann auf enorme Datensätze zugreifen, die bei Suchanfragen gespeichert werden. Dieses Privileg haben in der Regel weder Versicherungen noch andere Vergleichsportale. Auch Amazon liebäugelt mit dem Verkauf von Versicherungspolicen.

„Google, Amazon und Co. verfügen über starke digitale Marken und beherrschen das Sammeln sowie die systematische Auswertung großer Datenmengen zur gezielten Ansprache von Kunden“, sagt Ralf Drechsler, Leiter der Vertriebsentwicklung bei HDI Versicherungen. „Vor diesem Hintergrund verfügen die genannten Marktteilnehmer über einen wesentlichen Differenzierungsfaktor im Wettbewerb und können dabei als Mitkonkurrent, aber auch als Kooperationspartner auftreten.“

Anzeige

Dennoch haben auch kleinere Anbieter Vorteile, wie Höltring betont: Sie kennen den einheimischen Markt und seien sich nicht zu schade, Nischen zu füllen, die sich für die "Großen" kaum lohnen würden. Für die Versicherungen bietet Google schon jetzt Kooperationsmodelle an. Mit dem Projekt "Google Protect" werden Nutzern etwa Policen vorgeschlagen, die zur Lebenssituation passen. Nutzt man beispielsweise die Suchmaschine, um ein Urlaubsziel zu finden, blendet Google Werbung für Reiserücktrittsversicherungen ein. Laut Handelsblatt kooperieren bereits mehrere Versicherer wie z.B. die Axa mit dem Konzern.

Anzeige