Die Freude ist groß auf Seiten der Eltern, der langjährigen Beitragszahler und der Frührentner. Denn sie erhalten seit Juli eine höhere Rente ausbezahlt. Doch welche Folgen hat das Rentenpaket? Hierüber sind sich die Deutschen unklar, denn die Mehrkosten belaufen sich laut Hochrechnungen bis zum Jahr 2030 auf insgesamt 160 Milliarden Euro.

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Innerhalb der Wahlperiode stellt das Rentenpaket bislang das teuerste Vorhaben dar. Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer vom deutschen Fondsverband BVI, sagt dazu: „Eine solche Zusatzbelastung kann selbst bei steigenden Steuereinnahmen lediglich über höhere Rentenbeiträge und sinkende Renten im Alter ausgeglichen werden“.

Den Deutschen schein dies allerdings nicht bewusst zu sein. Eine vom BVI in Auftrag gegebene Umfrage kommt zu dem Ergebnis, dass 63 Prozent der Befragten keine Folgen für ihre Rente erwarten oder sogar mit einer höheren Auszahlung im Alter rechnen. Dass ihre Rente aufgrund von Mehrausgaben sinken wird, glauben hingegen nur ein Viertel der Befragten. Daher passen auch nur die Wenigsten ihre private Altersvorsorge entsprechend an: nur 16 Prozent wollen zukünftig mehr sparen. 82 Prozent wollen ihr Sparverhalten nicht ändern oder sogar noch reduzieren.

Mehrbelastung für die nächste Generation

Gedanklich werden die Mehrbelastungen des Rentenpakets von rund 60 Prozent auf die nächste Generation übertragen. Sie glauben, dass erst die Jüngeren die Mehrkosten tragen müssen. „Das Rentenpaket trifft mittelfristig jedoch alle. In unserem heutigen umlagefinanzierten Rentensystem schmälern nun mal die Mehrausgaben die Renten von morgen. Wir fordern daher eine stärkere staatliche Unterstützung der Bürger beim Aufbau von privatem Altersvermögen“, so Richter weiter.

Im weltweiten Vergleich liegen die Deutschen in Sachen Vermögenswachstum auf den letzten Plätzen mit einer Sparquote von rund zehn Prozent des verfügbaren Einkommens. Richter: „Schuld ist eine falsche, geradezu aktienfeindliche, staatliche Vorsorgepolitik. Während in den USA oder Schweden große Teile der betrieblichen Altersvorsorge in Aktien stecken, wird diese Art der Vorsorge in Deutschland immer noch systematisch benachteiligt“.

Die Rente wird im Alter nicht ausreichen

Dass die Rente im Alter nicht ausreichen wird, davon sind 53 Prozent der Befragten überzeugt, ganz unabhängig vom Rentenpaket. Sie sind sich über das Ausmaß der drohenden Rentenlücke bewusst: Ihre Rentenlücke schätzen 70 Prozent davon monatlich auf mindestens 250 Euro. Daher sorgen 77 Prozent bereits mit eigenen Ersparnissen vor und 33 Prozent setzen auf die familiäre Unterstützung. Genauso viele planen Leistungen aus der betrieblichen Altersvorsorge ein und 13 Prozent hoffen auf eine Erbschaft.

Das Rentenpaket und seine Finanzierung

Seit Jahrzehnten ist das Rentenpaket innerhalb der gesetzlichen Rente die größte Leistungsausweitung. Die jetzigen Arbeitnehmer und Arbeitgeber (Beitragszahler) finanzieren dabei die „Rente mit 63“. Indirekt zahlen aber auch die Rentner mit, deren Netto-Standardrente laut der Deutschen Rentenversicherung durch das Rentenpaket um 1,6 Prozent im Jahr 2030 sinkt.

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Die Mütterrente hingegen wird aus den Rücklagen der Rentenversicherung finanziert. Die Reserve beläuft sich aktuell auf 31 Milliarden Euro und wird voraussichtlich 2017 aufgebraucht sein. Danach soll die Mütterrente aus Steuermitteln bezahlt werden. Dementsprechend wird der Rentenbeitragssatz laut dem Arbeitsministerium steigen: ab dem Jahr 2019 auf 19,7 Prozent und ab 2025 auf 20,8 Prozent. Die Deutsche Rentenversicherung rechnet darüber hinaus zukünftig mit einem niedrigeren Rentenniveau aufgrund des Rentenpaketes.

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