Versicherungsbote: Die Branche diskutiert aktuell das Entwicklungspotential von Telematik-Autoversicherungen bzw. sogenannten „Pay as you drive“-Tarifen. Dabei wird eine Black Box in das Auto eingebaut, welche das Fahrverhalten eines Autofahrers misst und die Daten an die Versicherung sendet. Das individuelle Fahrverhalten beeinflusst dann die Höhe der Kfz-Versicherungsprämie. Wo sehen Sie die Chancen für diese Technik? Wo die Gefahren?

Anzeige

Holger Brendel: Wir halten die derzeitige Ausgestaltung der Tarife in der Autoversicherung mit allen Tarifierungsmerkmalen für sachgerecht. Speziell der deutsche Markt hat einen sehr viel höheren Individualisierungsgrad als andere Märkte.

Sowohl die Automobil- als auch die Versicherungsbranche beschäftigt sich allerdings schon seit vielen Jahren mit dem Thema Telematik – auch vor dem bekannten Hintergrund der geplanten Einführung eines europäischen Notrufs (e-call). Das gilt selbstverständlich auch für unser Haus.

Die Chancen für Telematiklösungen bestehen grundsätzlich darin, durch genaueres Datenmaterial das jeweilige Risikoverhalten des Kunden eventuell noch besser abbilden zu können. Für einzelne Kundensegmente könnten sich Beitragsersparnisse ergeben. Die Herausforderung dabei ist, die Kosten für die Infrastruktur in einem vernünftigen Ausmaß zu halten. Aktuell sind die Kosten für diese notwendige Infrastruktur noch verhältnismäßig hoch.

Versicherungsbote: Mit der Nutzung der Telematik in Fahrzeugen sind Ängste verbunden. Rein theoretisch erlaubt es die Black Box, den Autofahrer jederzeit zu orten und auszuspionieren. Ist die Telematik ein „Spion im Auto“, wie es in einer Sendung des hessischen Rundfunks behauptet wurde?

Holger Brendel: Das Stichwort ist hier ganz klar Transparenz. Natürlich muss dem Kunden deutlich erkennbar sein, dass sein Fahrverhalten aufgezeichnet wird und er dafür in Gegenzug mit geringeren Prämien rechnen kann. Wir sind der Meinung, dass der Auto-Fahrer generell in die Lage versetzt werden muss, selber zu entscheiden, ob und welche Daten sein Fahrzeug übermittelt. Zudem sollte er darüber entscheiden können, wer die Daten bekommt und wer nicht. Dies gilt übrigens ganz besonders auch im Kontext mit der bevorstehenden e-call-Einführung.

Versicherungsbote: Aktuell hat in Deutschland nur die S-Direkt einen „Pay as you drive“-Tarif im Angebot. Warum ist die Branche gegenüber der Telematik-Technik so zurückhaltend?

Holger Brendel: Wie bereits erwähnt, sind die Kosten für die Infrastruktur noch verhältnismäßig hoch und müssen auf ein vernünftiges Maß gesenkt werden.

Anzeige

Versicherungsbote: Vielen Dank für das Interview!

Anzeige