Die auf Kapitalmarktthemen spezialisierte Beratungsgesellschaft YPOS Consulting hat das Anlageverhalten der deutschen Privatanleger untersucht. Eines der Ergebnisse: Die Skepsis gegenüber Aktien kostet deutsche Anleger Jahr für Jahr viel Geld. So hat sich die Performance des Deutschen Aktienindex DAX in den letzten 10 Jahren im Jahresvergleich nur zweimal nach unten bewegt. Die Zinsen für Tagesgeld sind dagegen im gleichen Zeitraum von 1,9 auf 0,75 Prozent fast kontinuierlich gesunken. Damit nicht genug - seit 2010 liegt die Inflationsrate in der Regel mehr als doppelt so hoch.

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Vermögende setzten auf Aktien

„Das Privatanlegerverhalten in Deutschland erscheint zunehmend paradox. Die sinkenden Zinsen und der kontinuierliche Anstieg der Aktienkurse haben zu keiner spürbaren Veränderung des Anlegerverhaltens geführt“, sagt Leichtweiß. „Ganz im Gegenteil“, so Leichtweiß weiter, „das geschätzte Investitionsvolumen von aktuell knapp 268 Milliarden Euro in Aktien ist trotz steigendem Gesamtvermögen, nicht nur prozentual sondern auch absolut unter den Wert von vor 10 Jahren gesunken. Nach einem leichten Anstieg seit 2008, ist die Zahl der direkt oder indirekt am Aktienmarkt partizipierenden Deutschen 2013 wieder auf 9,4 Millionen gefallen.“ Dabei ist der Trend zweigeteilt. Einer Zunahme von Direktaktionären steht eine spürbare Abnahme von Fondsbesitzern gegenüber. „Das spricht dafür, dass die Vermögenden, die in der Regel einen Teil ihres Kapitals in Wertpapieren anlegen, verstärkt in Aktien investieren, die anderen ihr Engagement dagegen zurückfahren“, analysiert Leichtweiß.

Die Auswirkungen dieses Investitionsverhaltens werden besonders drastisch deutlich, vergleicht man die Entwicklung einer 10.000 Euro Sparanlage mit der gleichen Summe im DAX: Der DAX hat seit 2004 um über 300 Prozent zugelegt. Der Basis-Sparbuchzins lag über die Laufzeit bei durchschnittlich 0,8 Prozent. Das bedeutet, dass die Sparbuchauszahlung mit nicht einmal 11.000 Euro einem Ertrag aus Aktien von über 30.000 Euro gegenüberstehen würde. Hinzu kommt, dass die Inflation mit durchschnittlich 1,77 Prozent den Miniertrag, den die Sparanlage nominal abgeworfen hätte, real wieder auffrisst.

Geldvermögen nimmt zu – Aktienanteil sinkt

Das gesamte Geldvermögen privater Haushalte in Deutschland hat seit 2004 um fast 27 Prozent zugenommen, auf heute 5.027,3 Milliarden Euro. Bargeld und Einlagen legten von knapp 1.450 Milliarden Euro auf über 2.040 Milliarden Euro zu, was einem Anstieg um mehr als 40 Prozent entspricht. Der Anteil dieser Anlageklasse am gesamten Geldvermögen entspricht damit knapp 41 Prozent.
Auch die Ansprüche gegen Versicherungen nahmen, trotz des Rekordtiefs der Garantieverzinsung, im Laufe der Zeit nicht ab, sondern weiter zu. So fiel der Garantiezins kontinuierlich von 4 Prozent im Juni 2000, über 2,75 Prozent ab 2004, auf nur noch 1,75 Prozent seit erstem Januar 2012. Gleichzeitig sind die Ansprüche privater Haushalte gegen Versicherungen um über 50 Prozent auf 1.517,4 Milliarden Euro gestiegen.

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Gesunken sind seit 2004 hingegen Anlagen in Investmentzertifikate, langfristige festverzinsliche Wertpapiere und Aktien. Letztere von 7 Prozent am gesamten Geldvermögen auf aktuell noch 5,3 Prozent. „Diese Scheu scheint jedoch nicht nur auf die Schwäche deutscher Privatanleger zurückzuführen zu sein, die Marktgegebenheiten aufmerksam zu beobachten, sondern auch einer politischen Logik zu folgen. So ist von Seiten der Politik in den letzten Jahren keine Anstrengung unternommen worden, Anleger zu Investitionen in Aktien zu bewegen“, sagt Leichtweiß. Ganz im Gegenteil würde etwa die geplante Einführung der Finanztransaktionssteuer den Trend „weg von der Aktie“ noch weiter verstärken.
„Es ist – entgegen den Aussagen der Politiker – davon auszugehen, dass die Finanztransaktionssteuer, die ja nichts anderes als eine Börsenumsatzsteuer ist, Privatanleger zusätzlich belasten wird. Insgesamt dürfte die Finanztransaktionssteuer so, selbst bei konservativer Betrachtung, private Haushalte mit jährlich 2,6 Milliarden Euro belasten“, erläutert Leichtweiß.

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