Die Mittelschicht gilt als tragende Säule der Gesellschaft. Etabliert, aber nicht abgehoben, stellt sie einen Großteil der Bevölkerung in Deutschland dar. Die Wirtschaft wünscht sich diese Menschen als Kunden, die Politik versucht, in dieser Schicht Wahlen zu entscheiden. Die Kölner Gothaer Versicherung untersucht zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut forsa in regelmäßigen Abständen, welche Stimmungen derzeit in der Mittelschicht herrschen und wie sich diese im Zeitablauf verändern. Nach 2011 wurden im September 2013 nun zum zweiten Mal insgesamt 1.000 Personen nach einer genauen Definition der Mittelschicht ermittelt und zu verschiedenen Themen befragt.

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Optimistische Zukunftserwartungen – vor allem bei den Jüngeren

Sehr optimistisch schätzt die Mittelschicht die eigene Zukunft ein. So sehen 85 (2011: 87) Prozent der Befragten positiv in die eigene Zukunft, bei den unter 30-Jährigen sind es sogar 96 (2011: 94) Prozent. Auch die eigene finanzielle Situation wird im Zweijahresvergleich sehr gut eingeschätzt. Nur 13 (2011: 14) Prozent der Befragten sprechen von einer Verschlechterung der eigenen finanziellen Situation innerhalb der letzten zwei Jahre, 57 Prozent sehen sie unverändert und 29 Prozent spüren sogar eine Verbesserung, dies entspricht genau dem Niveau der letzten Befragung. Bei den über 60-Jährigen sehen hingegen nur 10 (unverändert) Prozent eine Verbesserung ihrer finanziellen Situation, von einer Verschlechterung sprechen hier 18 (2011: 21) Prozent der Befragten aus dieser Altersgruppe.

Ausgeprägter Kinderwunsch – nicht immer realisiert

Der Wunsch nach Kindern ist in der Mittelschicht noch deutlicher ausgeprägt als im Jahr 2011. 87 (2011: 78) Prozent der Studienteilnehmer beantworteten die Frage, ob sie einmal Kinder haben möchten, mit ja. Dieser Wunsch wird allerdings, wenn überhaupt, erst im fortgeschrittenen Alter realisiert. 68 (2011: 64) Prozent aller Befragten haben eigene Kinder, bei den unter 30-Jährigen sind es gerade mal 8 (2011: 9) Prozent.

Angst vor Pflegebedürftigkeit – aber keine zusätzliche Absicherung

Aber auch die Mittelschicht blickt nicht ganz sorgenfrei in die Zukunft. Nach ihren Sorgen und Ängsten befragt, gaben wie 2011 59 Prozent an, dass sie sehr große Angst davor haben, im Alter auf regelmäßige Pflege durch andere angewiesen zu sein. Eine Pflegezusatzversicherung wird allerdings nur von 3 (2011: 1) Prozent der Befragten als unentbehrliche Versicherung angesehen.

Altersvorsorge – Renten haben hohe Priorität – Zweifel am Generationenvertrag

Das Thema Altersvorsorge ist in der Mittelschicht offensichtlich angekommen. Besonders stark gestiegen (+7 Prozent) ist die Angst, dass die Rente im Alter nicht reichen könne, dies befürchten aktuell 54 Prozent der Befragten.

55 (2011: 56) Prozent der Befragten sehen in der Sicherung der Renten eine der wichtigsten Aufgaben der Politik. Den bestehenden Generationenvertrag halten nur noch 50 Prozent im Grundsatz für gerecht, 2011 waren es immerhin noch 54 Prozent. Bei der privaten Vorsorge für das Alter sind Immobilienanlagen von Platz zwei auf Platz eins gerückt, gefolgt von Riester-Renten, die bei der letzten Befragung nach an erster Stelle standen, sowie Sparbüchern oder Banksparplänen.

Insgesamt fühlt sich die Mittelschicht gut versichert: 77 (2011: 82) Prozent der Befragten gaben an, optimal versichert zu sein. Für unentbehrlich hält die überwiegende Mehrzahl von 66 (2011: 78) Prozent der Studienteilnehmer die Privat-Haftpflicht, in deutlichem Abstand gefolgt von Hausrat und Krankenversicherung sowie der Lebensversicherung. Als wichtigste noch abzuschließende Versicherung nennen 63 Prozent die private Rentenversicherung, gefolgt von einer Rechtsschutz-, Hausrats- und Berufsunfähigkeitsversicherung mit nur noch 21 Prozent. Diese hatte 2011 mit 43 Prozent an erster Stelle gelegen.

Nutzung sozialer Netzwerke steigt deutlich

Sowohl die Mitgliedschaft als auch die Nutzung sozialer Netzwerke sind seit der letzten Befragung deutlich gestiegen. So sind 43 (2011: 35) Prozent der Befragten Mitglied in einem sozialen Netzwerk. Selbst 38 (2011: 28) Prozent der 45- bis 59-jährigen sind mittlerweile einem solchen Netzwerk beigetreten. Täglich nutzen ein solches Netzwerk 40 (2011: 29) Prozent der Befragten, hier liegt die junge Altersgruppe von 18 bis 29 Jahren mit 65 Prozent ganz vorne.

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"Alles in allem bleiben die Menschen zuversichtlich und engagiert, haben jedoch die Probleme vor allem des Rentensystems erkannt, ohne sich davon zu Pessimismus verleiten zu lassen“, zieht Gothaer-Vorstandsvorsitzender Dr. Werner Görg als Fazit aus den Ergebnissen der Mittelschicht-Studie.

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