Wenn das Geld am Monatsende knapp ist, dann kann es von Vorteil sein, einen Dispokredit bei der Bank zu haben. Aber für die Überziehung des Bankkontos verlangen die meisten Geldhäuser Wucherzinsen, wie ein aktueller Vergleich der Stiftung Warentest zeigt. Besonders Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken im ländlichen Raum würden ihre Monopolstellung schamlos ausnutzen, sagte Stiftungsvorstand Hubertus Primus am Dienstag in Berlin.

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Die Stiftung hält Dispozinsen von deutlich weniger als 10 Prozent für angemessen. Denn das Risiko halte sich für die Banken in Grenzen. „Es gibt kaum Verbraucher, die den Dispo nicht zurückzahlen“, sagte Primus, die Ausfallquote liege bei 0,2 Prozent. Und doch erheben fast alle der untersuchten 1.538 Kreditinstitute zweistellige Zinsbeiträge. Der Durchschnitt liege aktuell bei 11,31 Prozent.

Auf dem Land ist der Dispo teuer

Die größten Abzocker finden sich auf dem Lande. Dort, wo die Filialen rar sind und weite Wege bis zum nächsten Geldautomaten eingeplant werden müssen, nutzen die Banken ihre Vormachtstellung gezielt aus, kritisiert die Stiftung Warentest. Wer die frische Landluft schätzt, der werde teils „mit deutlich mehr als 13 Prozent“ für seinen Dispo zur Kasse gebeten.

Da mag es kaum verwundern, dass auch die beiden Rekordhalter auf dem Lande angesiedelt sind. Im hessischen Feldatal, wo Pferdehöfe und alte Mühlen zum Wandern einladen, verlangt die Volksbank stolze 14,75 Prozent Zinsen für einen Dispokredit. Genauso hoch ist der Zinssatz bei der Raiffeisenbank im oberbayrischen Taufkirchen-Oberneukirchen. Wenn der Kunde auch den Dispokredit überzieht, werden in Feldatal sogar 22,5 Prozent fällig. „Das ist mehr als unverschämt“, kommentiert die Stiftung Warentest.

Die besten Banken verlangen weniger als 5 Prozent Dispozins

Dass es auch anders geht, zeigen jene 94 Banken, die von ihren Kunden weniger als 8,5 Prozent Dispozinsen verlangen. Die VR-Bank Uckermark-Randow stellt ihren Kunden lediglich 4,2 Prozent für die Überziehung in Rechnung. Der Direktanbieter Deutsche Skatbank, ebenfalls ein Unternehmen der Volksbanken-Raiffeisenbanken, berechnet 5,25 Prozent für das Extrageld zum Monatsende. Bei vielen Angeboten mit niedrigem Dispozins handelt es sich aber um sogenannte Premiumkonten, die auch etwas höhere Kontoführungsgebühren kosten.

Aber die weißen Schafe sind bei über 1.500 untersuchten Banken in der Minderheit. So spart die Stiftung Warentest nicht mit Kritik. Aktuell könnten sich die Geldinstitute das Geld so billig wie nie besorgen: Gerade einmal 0,5 Prozent müssten sie an die Europäische Zentralbank (EZB) zahlen. Von den Zinsvorteilen spüre der Kunde aber nichts. Die Ergebnisse des Vergleichs würden zeigen, dass viele Banken und Sparkassen lieber höhere Gewinne mitnehmen, „anstatt die Zinsen an ihre Kunden weiterzugeben“.

Intransparente Angaben und schlechte Ausreden

Ein weiterer Tatbestand erzürnt die Datenschützer: Manche Banken tun alles, um die Höhe des Dispos zu verschweigen. Nur rund ein Viertel der Geldinstitute hatte auf Anfrage ihren Disposatz mitgeteilt. Bei weiteren 519 Geldhäusern fanden die Tester die Angaben auf den Webseiten der Institute. In die verbliebenen 606 Banken mussten Testkunden geschickt werden.

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Dort bekamen die Verbrauchertester viele schlechte Ausreden zu hören. „Die Zinssätze können wir Ihnen nicht nennen, weil sich die Zinssätze gerade ändern“, sagte etwa eine Bankberaterin der Raiffeisenbank Gotha. Die Sparkasse Wittenberg antwortete auf eine Kundenanfrage, dass man über Dispozinsen grundsätzlich nicht schriftlich Auskunft gebe, da sie sich ändern könnten. Im Grunde ein Verstoß gegen das Gesetz, da es Preisaushänge verpflichtend vorschreibt.

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