Altersvorsorge sollten Verbraucher besser in die eigenen Hände nehmen, so die Empfehlung von Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Wer sich nun gefragt hat, wie das gehen soll, der kann bei anderen Verbraucherschützern nachschauen. Zum Beispiel bei der Stiftung Warentest. Dort wird aktuell zu einer Kombianlage geraten, um die Renditeaussichten in Niedrigzinszeiten zu verbessern.

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Ein „möglichst gut verzinstes Tagesgeld- oder Festgeldkonto“ bliebe auch bei einer gemischten Anlage der Dreh- und Angelpunkt, schreibt test.de. Zur Mischung empfehlen die Verbraucherschützer Aktien-ETF. Dabei sollten die Anleger aber einiges beachten:

  • Je höher der Aktienanteil, desto größer das Risiko.
  • Es sollte nur soviel Geld in die ETFs fließen, wie man für mindestens 10 Jahre entbehren kann.
  • Nicht auf einzelne Aktien oder Aktienmärkte setzen, sondern möglichst weltweit streuen.

Bei einem Anlagehorizont von 20 Jahren oder länger könne auch ein „sicherheitsorientierter Anleger getrost Aktien beimischen“. Für junge Leute sei das Risiko in Bezug auf ihre Altersvorsorge „kein Problem“, so die Verbraucherschützer. „Vorsichtige Naturen“ sollten aber dennoch die Aktienquote nicht zu schrauben, rät Stiftung Warentest: „Wer die 25-Prozent-Marke nicht über­schreitet, kommt selbst in einem Börsencrash vergleichs­weise glimpf­lich davon.“

Bei den Anlage-Methoden halten die Verbraucherschützer zwei für empfehlenswert: Zum einen die „Buy and Hold-Methode“: Dabei wird das Verhältnis von Zins- und Aktienanlagen zu Beginn festgelegt und anschließend gar nichts getan. Allerdings nimmt dabei der Aktienanteil des Vermögens stetig zu. Das lässt sich mit der zweiten Methode vermeiden: dem „Pantoffel-Portfolio“. Hier bleibt der Aktienanteil über die gesamte Laufzeit relativ konstant, schreibt test.de.

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Für die breite Streuung empfehlen die Verbraucherschützer globale Aktien-ETFs. Ideal für die gemischte Zins-Aktien-Anlage seien alle Aktien-ETF mit dem Siegel „1.Wahl“ aus den Gruppen Aktienfonds Welt und Aktienfonds Europa. In der November-Ausgabe von Finanztest ist der vollständige Fondstest enthalten.

4 Geldanlage-Produkte, von denen test.de abrät

Aber Stiftung Warentest empfiehlt nicht nur, sondern rät auch von vier Produktklassen ab:

  • Defensive Mischfonds: Diese Produkte ähneln dem Eigenbau der Stiftung Warentest, weil sie ebenfalls eine Aktienquote von etwa 30 Prozent haben. Doch sie seien weniger transparent und würden höhere Kosten aufweisen, argumentiert test.de.
  • Garantiezertifikate: Kapitalerhalt am Laufzeitende - das versprechen diese Produkte. Doch der Preis dafür ist zu hoch, bemängelt test.de. Nach Abzug der Kosten bliebe oft wenig mehr als mit Tages- Festgeld erzielt worden wäre. Erst bei der Rückzahlung stünde die Rendite fest: Zu intransparent für Stiftung Warentest.
  • Expresszertifikate: Der überdurchschnittlichen Verzinsung stünden unkalkulierbare Risiken gegenüber, meint Warentest und rät von diesen Produkten ab.
  • Robo-Advisors: Auch bei softwaregestützten Anlage-Entscheidern ist laut Warentest Vorsicht geboten. Zum Beweis dafür verweist test.de auf den deutschen Anbieter Scalable Capital, die im März 2020 manchen seiner Kunden massive Verluste durch Umschichtungen einbrockte. Das Fazit der Verbraucherschützer: „Wer mit ETF selbst mischt und in der Krise gar nichts tat, kam viel besser davon.“

Aktienfonds-Sparpläne empfahl vor vier Jahren auch die Verbraucherzentrale Berlin. Mit im Empfehlungsschreiben der Verbraucherschützer damals: Riester-Banksparpläne für ältere oder sicherheitsorientierte Anleger und Riester-Fondssparpläne für Jüngere. Und auch die von Stiftung Warentest vorgeschlagene Mischung von Tages- oder Festgeld mit ETFs ist nicht neu: „Als Basis jeder Geldanlage empfehlen wir einen Anlage-Mix aus Tagesgeld, Festgeld und günstigen Aktienfonds, den Sie individuell ausgestalten sollten“, hieß es 2017 von Finanztip.

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ETFs als „riskanter Liebling“

Manch Finanzexperten war das „Hohelied“ auf ETFs schon damals zu laut. So bezeichnete Cornelia Fentzahn, Leiterin Investmentfonds- und Depotanalyse des Leipziger Maklerpools Invers, ETFs als „riskanten Liebling von Medien und Verbraucherschutz“ (siehe Versicherungsbote Fachmagazin 01/2017). Ihre Gründe für die ETF-Kritik: die meisten Indizes investieren prozyklisch, ein Gegensteuern bei negativen Entwicklungen auf dem Markt ist schwer möglich. „Fakt ist: Ein Indexfonds deckt einen Markt ab und damit auch alle Katastrophen, die sich auf dem Markt befinden“, so Fentzahn. Zudem sei der Markt für ETFs stark angewachsen und für viele Privatanleger undurchschaubar. Ein weiteres Problem sei die mangelnde Liquidität vieler ETFs. Das werde „insbesondere dann gefährlich, wenn es an den Märkten wieder einmal abwärts geht.“

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