Kein Parlamentarier hat sich heute in Zypern getraut, für die Zwangsabgabe zu stimmen. Zu groß ist die Angst vor den wütenden Bürgern, aber spielt diese Entscheidung überhaupt noch eine Rolle? Mit der Entscheidung vom Samstag, die Geldflüsse zu stoppen, verbunden mit der Ankündigung einer Zwangsabgabe auf alle Sparguthaben war der größte Schaden schon da. Die Bürger Zyperns versuchten die letzten Tage verzweifelt an Geldautomaten ihr Erspartes zu sichern. Was passieren wird, wenn die Banken wieder öffnen ist klar: man wird sie stürmen.

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Morgen, am Mittwoch, wird sich Zyperns Präsident Nico Anastasiades mit führenden Politikern treffen, um weitere Maßnahmen zu besprechen. Kommt es nicht zur geforderten Einsparung, dann wird es keine Hilfsgelder aus dem Europäischen Rettungsschirm (ESM) geben und ohne die Hilfsgelder droht der Bankrot. Besonders wichtig wird der Plan für die nächsten Tage werden, denn ein Ansturm auf die Banken muss verhindert werden. Es wurde bereits überlegt, Sparer, die ihre Guthaben zwei Jahre nicht antasten, an den Erträgen aus den Erdgasvorkommen Zyperns zu beteiligen. Ist der Ansturm nicht zu stoppen, kann nur mir einer weiteren Schließung der Banken reagiert werden.

Bereits in der vorigen Wochen sollen fast 4,5 Milliarden Euro ins Ausland gebracht worden sein. Unbestätigten Berichten zufolge, sollen Regierungsmitglieder und regierungsnahe Personen vorgewarnt gewesen sein. Seit Anfang des Jahres sollen schon 20 Milliarden Euro ins Ausland geflossen sein. Der Chef der zypriotischen Zentralbank, Panicos Demetriades, hatte für den Fall der Zwangsabgabe mit einem Abfluss von 10 Prozent bereits am ersten Tag nach Wiederöffnung der Banken gerechnet. Die griechische Zentralbank soll deshalb 5 Milliarden Euro nach Zypern gesandt haben, damit die massiven Geldabhebungen in den nächsten Tagen bewältigt werden können.

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Der drohende Bankrott Zyperns hat bereits Einfluss auf die gesamte Euro-Zone. So viel heute der Euro rasant unter seinen Tiefstwert von diesem Jahr. In Ländern wie Spanien und Italien sind die Anleger ebenfalls beunruhigt, auch hier ist eine Kapitalflucht möglich, denn mit Zypern wurde ein Präzedenzfall geschaffen. Die Sparguthaben der Bürger sind nicht mehr unantastbar.

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