Glaubt man der deutschen Versicherungswirtschaft, so wird der Versicherungsbetrug von vielen Bundesbürgern als Kavaliersdelikt missverstanden. Schätzungen zufolge sollen 10 Prozent aller eingereichten Schadensmeldungen falsche Angaben erhalten. Laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) liegt der Schaden durch Versicherungsbetrug bei 4 Milliarden Euro pro Jahr.

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Doch jener Fall von Versicherungsbetrug, der gerade im Großraum Frankfurt für Schlagzeilen sorgt, hat eine ganz eigene Qualität. Mindestens 70 Verkehrsunfälle sollen fünfzehn Männer zwischen 22 und 77 Jahren absichtlich herbeigeführt haben, damit sie später die Versicherungssumme kassieren können. Das haben Ermittlungen der Kriminalpolizei ergeben, die bereits seit April 2012 den Betrügern auf den Versen ist. Am Dienstag hat die Offenbacher Polizei 15 Wohnungen im Kreis Offenbach sowie in Frankfurt durchsucht und die verdächtigen Personen festgenommen.

Unfallverursacher, -opfer und Zeuge

Die Kriminalpolizei hatte im April des letzten Jahres einen Hinweis erhalten, wonach die Namen der Verdächtigen auffällig oft im Zusammenhang mit Unfallmeldungen aufgetaucht seien. Sowohl als Unfallverursacher als auch Geschädigte und Zeugen traten die Personen mehrfach in Erscheinung. Die Unfälle sollen dabei provoziert, manipuliert oder nur vorgetäuscht worden sein. Die Polizei berichtet, dass sie bei den Durchsuchungen belastendes Material gefunden habe, das den Betrugsverdacht erhärtet.

Der entstandene Schaden wird von der Polizei auf über 150.000 Euro geschätzt. Hauptverdächtiger ist ein 30jähriger Offenbacher, der allein für circa ein Drittel aller Unfälle verantwortlich sein soll. Er wurde bereits dem Amtsrichter vorgestellt und bleibt in Untersuchungshaft, während sich die anderen Verdächtigen wieder auf freiem Fuß befinden. Die Polizei beschlagnahmte zudem einen Audi Q7 und 130.000 Euro Bargeld.

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Die Beschuldigten müssen sich jetzt wegen Betrugs in mehreren Fällen und gefährlichem Eingriff in den Straßenverkehr verantworten. Laut Polizei droht den Beteiligten mindestens 1 Jahr Haft – pro fingiertem Unfall.

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