10 Euro Praxisgebühr müssen die Patienten der Gesetzlichen Krankenversicherung pro Quartal zahlen, für Zahnärzte ist eine separate Gebühr erforderlich. Doch die erhoffte Steuerungswirkung wurde seit ihrer Einführung nicht erreicht. Die Patienten gehen nach wie vor häufig bei Bagatellfällen zum Arzt. Auch die bürokratischen Kosten sind gewaltig. Den Mehreinnahmen steht ein zusätzlicher Verwaltungsaufwand bei den Ärzten von 8,3 Millionen Arbeitsstunden im Jahr entgegen, hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung errechnet.

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Angesichts der guten finanziellen Lage der Krankenkassen steigt die Zahl jener, die eine Abschaffung der Gebühr fordern. Am Freitag startete der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) gemeinsam mit dem Kampagnennetzwerk Campact einen gemeinsamen Online-Appell an Bundeskanzlerin Angela Merkel und CSU-Chef Horst Seehofer. Darin heißt es, der Überschuss der gesetzlichen Krankenkassen von mittlerweile 21 Milliarden Euro schaffe den Spielraum, die Praxisgebühr endlich abzuschaffen. Zuvor hatten sich bereits mehrere Krankenversicherer wie die HEK und die Techniker Krankenkasse (TK) für eine Abschaffung stark gemacht.

„Ärzte sollen sich lieber mit den Patienten statt mit einer bürokratischen Praxisgebühr beschäftigen. Sie verhindert keine unnötigen Arztbesuche und ist eine Hürde für Kranke mit geringem Einkommen“, sagte Gerd Billen, Vorstand des vzbv. „Die Abschaffung der Praxisgebühr kommt Verbrauchern direkt zugute. Sie sehen dann auch klarer, wie viel sie unterm Strich für ihre Krankenversicherung zahlen.“

Eine allgemeine Senkung der Krankenkassenbeiträge, wie sie derzeit diskutiert wird, sei dagegen der falsche Weg. Denn die Situation derer, die jeden Cent zweimal umdrehen müssen und deshalb nicht oder zu spät zum Arzt gehen, „verbessert sich dadurch um keinen Deut“, sagte Annette Sawatzki von Campact. „Eine allgemeine Beitragssenkung entlastet Menschen mit höherem Einkommen ungleich stärker als Geringverdiener oder die Bezieherinnen von Arbeitslosengeld II.“

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Bereits innerhalb der ersten 48 Stunden hatten über 60.000 Menschen den Appell unterzeichnet. Wer sich ebenfalls daran beteiligen möchte, kann auf der Webseite von Campact den Aufruf unterstützen.

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