Der HEK-Verwaltungsrat hatte die Rückerstattung der Praxisgebühr für Zahnarztbesuche am Donnerstag einstimmig beschlossen und den Gesetzgeber aufgefordert, die Praxisgebühr generell abzuschaffen. „Wir gehen dabei voran und machen deutlich, dass wir die Forderung von Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr und der Mehrheit der Gesundheitsminister der Länder unterstützen“, erklärt der HEK-Verwaltungsratsvorsitzende Horst Wittrin. Die Praxisgebühr habe keinerlei Steuerungsfunktion und verursache unnötige Bürokratiekosten. Wittrin: „Wer Zahnschmerzen hat, soll zusätzlich nicht auch noch finanziell belastet werden.“

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Die HEK wird ihren knapp 400.000 Versicherten die Praxisgebühr bei Zahnarztbesuchen – vorbehaltlich der Genehmigung durch das Bundesversicherungsamt (BVA) – rückwirkend ab 1. Januar 2012 im Rahmen ihres Bonusprogrammes erstatten. Die Krankenkasse verzichtet damit jährlich auf Einnahmen in Höhe von etwa 2,5 Millionen Euro zugunsten ihrer Versicherten. Die Quittungen der Praxisgebühr sollen gemeinsam mit der Kopie des Bonusheftes eingereicht werden.

Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr begrüßte die Entscheidung der Hanseatischen Krankenkasse. "Hoffentlich folgen viele Kassen diesem Beispiel. Zudem wird so ein zusätzlicher Anreiz für mehr Zahngesundheit gesetzt, das sollte Schule machen." sagte Bahr der Bildzeitung.

Seit längerer Zeit diskutieren Gesundheitsexperten über die Sinnhaftigkeit der Praxisgebühr. Bereits im Dezember letzten Jahres erklärte die Bundesärztekammer dieses Modell für gescheitert (der Versicherungsbote berichtete: „Barmer GEK und Bundesärztekammer erklären Praxisgebühr für gescheitert“). Das Anliegen der Gebühr sei es gewesen, die Arztbesuche zu steuern, d.h. über jeden Arztbesuch solle zuvor nachgedacht werden. Die rangieren europaweit in der Spitzengruppe mit durchschnittlich etwa 18 Arztbesuchen im Jahr.

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Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr und diverse Gesundheitsökonomen fordern deshalb die endgültige Kippung der Praxisgebühr. Zwischenzeitlich war auch über eine Reduzierung des Beitrags debattiert worden (der Versicherungsbote berichtete: „Fünf Euro pro Arztbesuch“). Nun machen also die Krankenkassen mobil und stellen damit die indirekt die Gesundheitspolitik der vergangenen Jahre in Frage.

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